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MELDUNG/047: Wie Migration die Welt verändert - Meister Eckhart Preis 2014 für Seyla Benhabib (idw)


Universität zu Köln - 23.01.2014

Wie Migration die Welt verändert

Seyla Benhabib erhält den Meister Eckhart Preis 2014



Seyla Benhabib, Professorin an der Yale University, erhält den Meister Eckhart Preis 2014. Die politische Philosophin wird für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Bedeutung sich wandelnder Identitäten unter den Vorzeichen von Globalisierung und Migration ausgezeichnet. Der Preis wird am 19. Mai 2014 im Rahmen eines Festaktes an der Universität zu Köln verliehen. Zugleich ist die Verleihung offizieller Auftakt der diesjährigen phil.Cologne, die seit 2014 neuer Partner des Meister Eckhart Preises ist.

Weltweite Migrationsbewegungen aufgrund von Kriegen, politischer Instabilität oder mangelnder Lebensressourcen, aber auch die zunehmenden Wanderungsprozesse von Arbeitnehmern im Zuge der Globalisierung stellen immer mehr Gesellschaften vor die Herausforderung, ihr identitäres Selbstverständnis neu zu konstituieren. Dabei tritt die Frage in den Vordergrund, wie sich universale Prinzipien der Menschenrechte, von Autonomie und Freiheit mit der konkreten Identität von Menschen als Mitglieder von Gemeinschaften, die sich auf je ureigene Identitätskonzepte berufen, versöhnen lassen.

Wie kaum eine andere Denkerin der Gegenwart tritt Seyla Benhabib für eine Diskursethik ein, die politische, juristische und philosophische Grundsätze unter den Vorzeichen sich beschleunigender Globalisierungsprozesse neu miteinander vermittelt, um kosmopolitische Normen zu etablieren. Erst wenn Menschen nicht mehr allein als Gegenstand des Rechts, sondern auch als dessen Urheber betrachtet werden, ist in den Augen von Benhabib eine freie demokratische Meinungs- und Willensbildung möglich. Inspiriert von politischen Denkern wie Rawls, Habermas und vor allem Hannah Arendt, fügt sie dem politischen Diskurs eine empirische Dimension hinzu.

Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Entwicklung tragfähiger Rahmenbedingungen für Multikulturalismus, Staatsbürgerschaft und Einwanderung, die sich konsequent auf partizipatorische Prozesse anstelle fixer Prinzipien berufen, wird Seyla Benhabib der Meister Eckhardt Preis 2014 verliehen.

In der Begründung der Jury heißt es: "Die Jury würdigt mit der Verleihung des Meister Eckhart Preises die denkerischen Vorstöße von Seyla Benhabib zur Etablierung eines transnationalen Rechtsverständnisses als Basis einer Global Governance. Wie nur wenige Philosophen stellt sie sich der neuen Verantwortung, die im Zeitalter 'postnationaler Konstellationen' erwächst. In ihrem Eintreten für eine subjektive Selbstbestimmung, für das 'Recht, Rechte zu haben' (Hannah Arendt), vermittelt sie ebenso empathisch wie scharfsinnig zwischen Individuum und Universalismus, zwischen Lebenswelt und Rechtssystem."

Der mit 50.000 Euro dotierte Meister Eckhart Preis wird seit 2001 im Turnus von zwei Jahren von der Identity Foundation vergeben - einer 1998 gegründeten gemeinnützigen Stiftung für Philosophie. Ziel ist es, die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität in der meinungsbildenden Öffentlichkeit zu fördern. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in ihren Arbeiten existenzielle Fragen der persönlichen, sozialen und interkulturellen Identität aufgreifen und durch ihr Wirken einen breiten öffentlichen und internationalen Diskurs beleben. Seit 2007 wird der Preis gemeinsam mit der Universität zu Köln verliehen. Seit 2014 erfolgt die Verleihung des Preises darüber hinaus in Kooperation mit der phil.Cologne - Internationales Festival der Philosophie. Der Meister Eckhart Preis ist nach dem gleichnamigen Prediger und Mystiker benannt, der zwischen 1260 und 1328 lebte. Meister Eckhart lehrte vor allem in Erfurt, Köln, Paris und Straßburg. Der Dominikaner Eckhart gilt als der führende Kopf der deutschen Mystik .

Die bisherigen Preisträger: Der amerikanische Philosoph Richard Rorty (2001), der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss (2003), der deutsche Philosoph Ernst Tugendhat (2005), der als einer der wichtigsten Vertreter der sprachanalytischen Philosophie in Deutschland gilt, der indische Ökonom, Philosoph sowie Harvard-Professor Amartya Sen (2007), der amerikanische Soziologe Amitai Etzioni (2009) und der französische Philosoph Michel Serres (2012).

Weitere Informationen:
identity-foundation

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution19

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, Gabriele Rutzen, 23.01.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2014