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HEINRICH BÖLL STIFTUNG/355: Zum Weltbodentag - Verlust gesunder Böden verschärft Klimakrise


Heinrich-Böll-Stiftung - Berlin, den 4. Dezember 2015

Zum Weltbodentag: Verlust gesunder Böden verschärft Klimakrise


Der Verlust von Böden und die zunehmende Verschlechterung der Bodenqualität gefährden nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern sorgen auch für steigende Emissionen und verschärfen so die weltweite Klimakrise. "Der Boden ist eine gewaltige Kohlenstoffsenke", erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung heute zum Weltbodentag. "Er enthält mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und die gesamte Erdvegetation zusammen. Konventionelle Intensivlandwirtschaft beschleunigt jedoch die Freisetzung von CO2 auf Ackerland und beeinflusst damit das Klima mehr als gemeinhin angenommen".

Zum Einen führt intensives Pflügen und Mehrfachernten zu größerem Verlust organischer Substanzen im Boden und damit der Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden. Zum Anderen setzt der großflächige Einsatz von Stickstoffdünger das noch klimaschädlichere Gas N2O, Distickstoffmonoxid frei. Bessere Bewirtschaftungsmethoden wie beispielsweise eingeschränktes Pflügen, Erosionsschutz, Gründüngung oder Kompost und Dung können dem Boden dagegen wieder Kohlenstoff zuführen und seine Kapazitäten zur Kohlenstoffbindung erhöhen.

"Der Schutz der Böden muss dabei keine Beeinträchtigung des Wohlstands bedeuten", so Unmüßig weiter. "Im Gegenteil, tatsächlich steigert nachhaltiger Anbau die landwirtschaftlichen Erträge gerade in mittleren und kleinbäuerlichen Betriebsgrößen erwiesenermaßen - und bietet somit zugleich einen Ausweg für die immer noch drängenden Armuts- und Hungerkrisen."

Die größten Mengen an Kohlenstoff speichern - im Verhältnis zu ihrer Fläche-Feuchtgebiete, Moore und Grasland, die immer knapper werden: 6,2 Millionen Quadratkilometer Feuchtgebiete und Moore speichern 657 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, während 14,8 Millionen qm2 Ackerland gerade einmal 117 Millionen Tonnen Kohlenstoff speichern.

Wie der Bodenatlas 2015 der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND feststellt, lassen Erosion, Qualitätsverluste, Flächenversiegelung und Verschmutzung zudem weltweit die fruchtbarsten Ackerflächen schrumpfen. Allein in Deutschland sind drei Millionen Hektar Ackerland durch Wind- und Bodenerosion betroffen, beträgt der Flächenverbrauch durch Städte- und Straßenbau mehr als 70 Hektar pro Tag.

Trotz europäischer Auflagen zum Umweltschutz zeigen 35 Prozent der landwirtschaftlichen Böden in der EU Verdichtungserscheinungen. 17 Prozent sind degradiert, also in ihrer Qualität deutlich verschlechtert bis zerstört. Auf 42 Millionen Hektar aller Flächen in Europa ist Winderosion zu erkennen, 105 Millionen Hektar sind von Wassererosion geschädigt.

Durch die konventionelle landwirtschaftliche Nutzung haben 45 Prozent von Europas Böden deutlich an organischer Substanz - dazu gehören Humus und Bodenlebewesen - verloren.

Der Bodenatlas 2015 informiert mit zahlreichen Daten, Grafiken und Fakten über die Bedeutung, die Nutzung und den Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und weltweit. Der Bodenatlas sowie zahlreiche druckfähige Grafiken stehen unter www.boell.de/bodenatlas zum download zur Verfügung.

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Quelle:
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Michael Alvarez Kalverkamp
Telefon: +49-(0)30-285 34 - 202
E-Mail: alvarez@boell.de
Internet: www.boell.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2015

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