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GUTE-NACHT/2253: Faschingsfeier, Gäste nicht erwünscht (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Gäste nicht erwünscht


Kälte und Wind beherrschen den Tag. Regenschauer sind nicht angesagt. Auch wenn die Wiese im Schulgarten schon in hellem Grün Wachstum ankündigt und die ersten Blumen sich in den Beeten zeigen, stehen die Büsche und Bäume eher wie totes Gehölz da. Doch das sind sie lange nicht. Sie warten nur auf das Zeichen des längeren Tageslichtes und auf die wärmenden Strahlen der Sonne, daß sie austreiben können.


*


"Meinst du wirklich, das ist eine gute Verkleidung?" fragt Motte ihre Freundin Floh, die gerade auf dem Weg zu ihrer Ballettstunde ist. "Ich denke schon, sonst hätte ich es ja nicht vorgeschlagen. So erkennt dich niemand." Neben Floh läuft eine Gestalt mit einem merkwürdig grünen Gesicht. Ist es ein Mensch oder ein Dämon. Vielleicht ein verwandelter Frosch, bei dem seine Umwandlung in einen Menschen nicht ganz geklappt hat. Doch nun beginnt der Grünling wieder zu sprechen und es ist eindeutig Mottes Stimme: "Ich möchte ja so gerne Fasching feiern. Aber deine Lehrerin war ja nicht damit einverstanden, Fremde mitzubringen." Floh stöhnt: "Darum haben wir ja diese Verkleidung gewählt. Du bist ein Baum, wenn du erst einmal dein Kostüm angezogen hast. Das Schminken mußten wir ja schon zuhause erledigen. Sieh bloß zu, daß du dich am Anfang der Party nicht die ganze Zeit an meine Fersen heftest, sonst fällt unser Plan doch noch auf und du darfst gleich wieder nach Hause gehen und ich mit."

Es war Flohs Idee, ihre Freundin Motte zu verkleiden. Sie wußte, daß eines der Ballettmädchen aus ihrer Gruppe krank war, so würde es wohl nicht weiter auffallen, wenn Motte an deren Stelle mit zur Faschingsfeier kommt. Floh dachte sich extra ein Kostüm aus, in dem ihre beste Freundin nicht erkannt und auch nicht den ersten Preis gewinnen wird. Sonst würde das ganze Vorhaben auffallen. Floh ist sich sicher, daß sie mit ihrem Paradiesvogelkostüm auch auf dieser Faschingsfeier wieder den Vogel abschießen und den Preis gewinnen wird. "Komm! Jetzt beeil dich", schimpft Floh, "wir haben schon genug Zeit verloren."

"Verdammt!" Floh hat nicht aufgepaßt und ein heftiger Windstoß hat ihr die Tüte mit den bunten Federn aus der Hand gerissen. Der Wind treibt diese nun vor sich her. Die Tüte kugelt über den Asphalt. Der Wind pustet hinein und wirbelt einige Federn aus der Tüte und hinauf in die Lüfte. Das sieht lustig aus. Doch Motte lacht bestimmt nicht. Sie weiß, daß ihre Freundin Floh ganz schön böse werden kann, wenn etwas nicht klappt oder ihr ein Mißgeschick passiert. Die beiden Mädchen laufen hinter der Tüte hinterher. Floh erwischt sie endlich. Nicht aber die schon hinausgepusteten Federn. Es ist auch keine Zeit mehr hinter ihnen herzujagen. Der Bus ist schon im Anrollen, der sie in die Innenstadt bringen soll. "Verflixt und zugenäht, hoffentlich reichen die restlichen Federn noch aus für meinen Kopfschmuck!" flucht Floh. "Bestimmt", versucht Motte ihre Freundin zu beruhigen. Dabei hat sie ganz vergessen, welche eigenen Sorgen, sie noch vor kurzem gequält haben. Mal sehen, wer jetzt den Faschingspreis gewinnt?


Gute Nacht