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GUTE-NACHT/2379: Wenn der Mond durch das Fenster schaut (SB)


Der neue Sandmann (5)

In der Nacht scheint der Mond in das Fenster herein. Er sieht die vielen kleinen Wesen an der Wand hängen und ahnt die noch größere Zahl, die in Kisten und Koffern verstaut wurde. "Wollen wir wieder tanzen?" fragt der Mond die Puppen, "ich bin gerade so in Festtagsstimmung." Jetzt bewegen sich die Puppen an der Wand. Sie wenden ihre Köpfe dem Fenster zu. Einige nicken, andere bewegen ihre Klappmünder, als wollten sie ein leises "Ja" von sich geben. Die meisten aber bleiben stumm.

Eine leise Musik ist zu vernehmen. Ist es der Mond, der da gerade aufspielt? Es klingt wie Geigen, oder ist es nur das Säuseln des Windes? Im Nebenraum erhebt sich eine Gestalt aus dem Bett. Sie streckt ihre Arme vor. Es sieht aus als seien es suchende Ruten, die den Weg für den bereiten, der ihnen folgt. Die Gestalt überschreitet die Schwelle und befindet sich nun mit im Zimmer der Puppen.

Längst haben die Puppen erkannt, daß es der Puppenspieler ist, der ihnen Gesellschaft leisten will. Er nimmt eine Marionette von der Wand und dreht sich mit ihr im Kreis. Ein neues Lied beginnt und der Puppenspieler verbeugt sich und bittet die nächste Puppe zum Tanz. Der Mond steht dabei und gibt sein Licht.

Plötzlich verdunkelt sich das Zimmer. Irgendetwas hat sich zwischen den Raum und den Mond geschoben. Es scheint etwas Großes und Gewaltiges zu sein. Aber auch etwas Kaltes. Denn dem Puppenspieler läuft es eisig den Rücken hinunter. Davon erwacht er. "Was mache ich hier mitten in der Nacht?" fragt er sich und schaut zu dem wehenden Vorhang hinüber, "warum ist es heute Nacht so kalt?" Schnell schließt er das Fenster. Dabei ist ihm, als ob kalte Finger nach ihm greifen. Schnell huscht er in sein Bett zurück. "Sicher hatte ich nur einen unruhigen Traum", denkt er, um sich zu beruhigen. Doch eine Ahnung läßt ihn nicht los, daß da andere Kräfte und Wesen am Wirken sind.

18. Juli 2007

Gute Nacht