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GUTE-NACHT/2534: Celin mag Märchen vor dem Einschlafen (SB)


Celin mag Märchen vor dem Einschlafen

Vor dem Einschlafen hört sich Celin eine ihrer Märchenkassetten an. Dabei geht es um die Sonne und den Mond.


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Die Geschichte vom Mond und von der Sonne und warum sie sich nicht begegnen.

Corinna und Corin waren schon fast vermählt. Sie wollten zusammenleben, denn sie liebten sich so sehr. Corinna strahlte über das ganze Gesicht, weil sie so froh war, daß Corin sie liebte. Auch Corin sahen die Menschen an, daß er glücklich war, und es wurde viel berichtet über die beiden im ganzen Land. Denn nie hatte man verliebtere gesehen als diese beiden. Die Kunde über ihr Glück stieg auch hinauf in die Berge. Dort wo es kalt und einsam war, lebte ein Zauberer, der selbst nicht mehr allein und unglücklich sein wollte. Er hatte sich viele Dinge gezaubert. Aber Glück und Liebe, davon hatte er bisher nur träumen können.

Als irgendwann die Kunde der beiden Glücklichen auch zu ihm auf die Berge drang, wurde er ganz neidisch und wollte nicht eher ruhen, bis er so glücklich war wie die beiden. Mit einer Liste lockte er die Unglücklichen hinauf in die Berge. Jetzt besah er sich das Mädchen und den jungen Mann. Er konnte sich aber wegen der Lieblichkeit des Mädchens und der Stärke und Zuversicht des Jungen nicht entscheiden, wen er lieber um sich haben wollte.

So verzauberte er das Mädchen an den Nachthimmel und den jungen Mann an den Taghimmel. Damit war er sich beiden gewiß und brauchte sich nicht mehr entscheiden. Corinna und Corin waren sehr sehr traurig über das, was mit ihnen geschehen war. Doch während Corin nun als Sonne über den Himmel daherging und in all seiner Schönheit das menschliche Dasein vergaß, konnte der Mond seine Erinnerungen an ein anderes Leben nicht vergessen. Der Mond wurde von Tag zu Tag stetig trauriger und sein Licht wurde schmaler und schmaler bis nichts mehr davon übrig war.

In diesem Zustand erschrak Corinna Mond über sich selber. Sie wollte den Zauberer nicht gewinnen lassen, sich nicht völlig aufgeben und gar sterben. Nein, das durfte nicht geschehen. Sie wollte da sein, wenn Corin wieder zu sich kam und nicht mehr golden am Himmel als Prahlhans stehen würde. Auch versuchte sie, ihren Geliebten auf seiner Himmelsbahn zu treffen. Doch das kostete so viel Kraft, daß das Mondlicht immer wieder schwächer wurde, um dann mit neuer Anstrengung wieder stärker, voller und runder zu werden.

Der Zauberer merkte, was vor sich ging und versuchte Corinna das Leben besonders schwer zu machen, während er Corin immer weiter verherrlichte. Zwar war ihm die Sonne jetzt viel wichtiger als der Mond. Aber Corinna zu befreien, das wäre kein guter Gedanke in seinen Augen. Dann hätte die Sonne womöglich eines Tages das junge Mädchen als seine Corinna wiedererkannt. Das hätte den Zauber brechen können, der Corin jetzt gefangen hielt. Also mußte Corinna weiter als Mond über den Himmel ziehen.

Und wie jeder weiß und täglich sehen kann, stehen die beiden Gestirne noch immer am Himmelszelt. Corin am Tag und Corinna in der Nacht. Noch immer fühlt der Mond Traurigkeit über den Verlust, den er erlitten hat. Und darum ist er auch wechselweise mal als Vollmond, dann als zu- oder abnehmender Mond und manchmal gar nicht zu sehen.

22. Januar 2008

Gute Nacht