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GUTE-NACHT/2720: Rumpelchen und Pumpelchen am Fenster (SB)


Rumpelchen und Pumpelchen leben in einem Garten. Sie sorgen sich um die Pflanzen und die Tiere darin. Wenn es sehr trocken ist, begießen sie die Pflanzen und wenn ein Igel in Not gerät, helfen sie ihm aus der Klemme. Das ganze Jahr über haben sie von morgens bis abends zu tun. Nur eine Zeit am Tag gibt es, darauf freuen sich die beiden besonders. Wenn das Lämpchen in dem kleinen Zimmer angezündet wird, schleichen sich Rumpelchen und Pumpelchen von außen an das Fenster heran. Dann lauschen sie den Worten, die drinnen gesprochen werden.

"Es waren einmal zwei Wichtel. Die lebten in einem Garten. Der Garten war sehr verwildert...", liest Mama vor. "Genau wie bei uns", fällt Sandra Mama ins Wort. "Ich denke, der Garten war noch ein bißchen verwilderter. Schau dir mal das Bild hier im Buch an."

Rumpelchen und Pumpelchen strecken ihre Hälse. Sie möchten auch das Bild im Buch sehen, aber Mama hält das Buch so herum, daß daraus nichts wird. Schnell ziehen sich die beiden wieder in den Schatten des Abends zurück.

"Warum der Garten so verwildert war, das lag an den beiden Wichteln", liest Mama weiter vor. "Einst hatten sie den Garten immer sehr schön hergerichtet, das alte Laub zusammengerecht, die vertrockneten Blumen abgeschnitten und stets dafür gesorgt, daß nirgends etwas hingeworfen wurde, was nicht in den Garten gehörte. Die beiden Wichtel waren sehr damit beschäftigt, den Garten in Ordnung zu halten. Aber dann, eines Tages, gerieten die beiden in einen ganz fürchterlichen Streit. Von da an wurde kein Unkraut mehr gejätet, kein Weg mehr gekehrt und viele andere Tätigkeiten ebenfalls eingestellt. Wie der Streit eigentlich angefangen hatte, konnte keiner der beiden mehr sagen. Aber das war ja auch nicht mehr wichtig, denn einer beleidigte den anderen immer schlimmer als er selbst gescholten worden war."

Vor dem Fenster stehen Rumpelchen und Pumpelchen und sind ganz verwirrt. "Warum haben die beiden denn nicht einfach aufgehört zu streiten?", fragt Rumpelchen, und Pumpelchen meint, "wieso haben sie überhaupt damit angefangen? Was war so schlimm, daß sie sich nicht einig werden konnten?" - "Ich finde", beginnt Rumpelchen, "das Aufhören ist wichtiger als das Anfangen." Aber Pumpelchen entgegnet: "Nein, nein, so ist das nicht, man darf gar nicht erst anfangen zu streiten, denn dann gibt es auch keinen Streit!"

Damit ist Rumpelchen nicht einverstanden. "Ich weiß doch gar nicht, ob aus dem, was ich sage oder tue, ein Streit entsteht. Deshalb ist es am wichtigsten, wenn der andere einfach wieder aufhört zu streiten." Das entrüstet Pumpelchen: "Warum soll der andere aufhören zu streiten?" - "Na, weil er doch angefangen hat", will Rumpelchen klarstellen.

So geht es hin und her bis die beiden kein Wort mehr zueinander sagen. Sie stemmen die Fäustchen in ihre Hüften und haben sich den Rücken zugekehrt. Zuerst dreht sich Rumpelchen zum Fenster zurück. Vielleicht ist ja von dort eine Antwort zu erfahren. Doch drinnen wird es dunkel.

Mama hat gerade das Licht ausgeknipst. Ist Sandra schon eingeschlafen oder soll sie jetzt schlafen? Ist die Geschichte der beiden Wichtel zu Ende oder wird sie morgen weiter fortgesetzt? Am heutigen Abend erfährt das keiner mehr.

27. August 2008

Gute Nacht