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GUTE-NACHT/2818: Aufgefegt (SB)


Gute Nacht Geschichten - Wo steckt Hektor?


Nicht nur im Mauerwerk sind Ritzen, auch hier auf dem Boden führen die Vertiefungen um kleine gleichgroße runde Platten herum. Die Oberflächen der Platten sind kalt und rutschig, während die Rillen ringsherum rauh, aber nicht minder kalt sind. Doch den Vierzehnbeinern macht der kalte Untergrund nichts aus. Ihr grauschwarzer oder brauner Panzer schützt sie. Sie brauchen Sauerstoff zum Atmen wie andere Tiere auch, nur daß sie durch Kiemen atmen, die an ihren Hinterbeinen sitzen und ständig feucht gehalten werden müssen.

Hier im Flur ist es dunkel. Den kleinen Wesen kommt dieser Raum wie eine riesige Höhle vor. Allerdings wundern sie sich über die äußerst trockene Luft. Vierzehnbeiner lieben es feucht. Sie leben unter Steinen oder in Kellerräumen. Diese Vierzehnbeiner hier haben, wenn sie denn zuhause sind, einen ganz besonderen Platz. Sie leben unter einem umgedrehten Blumentopf auf dem eine Laterne steht. Am Abend wird die Laterne angezündet und am Morgen wieder gelöscht. So ist es in der Nacht schön warm. Feucht ist es darunter auch. Die Vierzehnbeiner wissen nicht, warum dieses Licht täglich entzündet wird, aber sie freuen sich dennoch darüber. In den letzten Tagen brannte die Laterne sogar Tag und Nacht. Das war dem Trupp sehr angenehm. So konnten sie auch aus der Ferne noch erkennen, daß ihr Zuhause auf sie wartet.

Duduu und Padu sind die ersten, die die große Halle betreten haben. "Wo sollen wir nach Hektor suchen?", fragt sich Padu, sagt aber nichts. Padu erinnert sich, daß Hektor sicher zu dem glitzernden Etwas wollte, das sie durch die durchsichtige Sperre sehen konnten. Padu orientiert sich und schlägt die Richtung ein, in der er das glitzernde Etwas erahnt. "Wie lange ist Hektor nun schon unterwegs?", überlegt Padu, "hoffentlich ist unsere Suche nicht vergebens."

Plötzlich wird es ganz hell in der großen Halle. Die Vierzehnbeiner sind es nicht gewöhnt, in so hellem Licht zu stehen. Sie erledigen ihre Geschäfte nur an dunklen Orten oder in Dunkelheit, nicht aber bei vollem Tageslicht oder einer anderen starken Lichtquelle. Trifft sie ein Lichtstrahl, ziehen sie sich schnell in irgendeinen Schatten zurück. Auch diesmal versuchen sie sich davon zu machen. Doch der Boden hat keine Ritzen zum Verstecken, nur Erhöhungen und dazwischen Vertiefungen.

Ein plötzlich erscheinender, mächtig hoher Ton, der in die Länge gezogen hörbar wird, erschreckt die Vierzehnbeiner. "Schon wieder einer!", hätten die Vierzehnbeiner vernehmen können, wenn sie denn diese Sprache verstanden hätten. Doch sie ist ihnen fremd. Schnell huschen die Krabbler durcheinander und suchen nach einem Versteck, aber können keines finden.

Da werden sie auch schon gepackt. Ein riesiges Monstrum mit vielen Borsten treibt sie alle zusammen auf ein ganz anderes flaches Material, das vorher nicht da gewesen war. Staub umhüllt die Feuchtigkeit liebenden Krabbler. Die Krabbler versuchen den Staub wieder loszuwerden. Doch so eingehüllt, können sie sich kaum selber wiedererkennen. Es scheint aber, daß sie allesamt sich hier auf dieser Fläche, die sich durch die Luft bewegt, befinden. Es dauert nicht lange, da landen sie alle wieder draußen vor der Tür des Hauses in dem Blumenbeet.

"Das war ein Schreck!", stellt Padu fest und ruft die von der Fläche heruntergeschütteten Vierzehnbeiner zusammen. Wie soll er ihnen bloß erklären, daß sie die ganzen Anstrengungen jetzt noch einmal vorzunehmen haben. Doch da geschieht ein Wunder!

30. Dezember 2008

Gute Nacht