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GUTE-NACHT/2843: Nicht die gleiche Nase (SB)


Gute Nacht Geschichten


Den Bahnsteig entlang ist eine Wäscheleine gespannt. Wer das nicht für möglich hält, braucht nur erfahren, daß der Bahnhof schon länger nicht mehr in der ursprünglichen Funktion genutzt wird. Züge fahren nur noch vorbei, halten hier aber nicht. Junge Leute haben in den alten Gebäuden die vier Wohnungen gemietet.

Coco, aus der Wohnung im Erdgeschoß des Haupthauses, hängt gerade ihre Wäsche auf. Batida hilft dabei. Sie darf die Socken aus dem Korb nehmen und sie Coco geben. Allerdings klappt das noch nicht so wirklich. Batida, die Schnauzerhündin, möchte lieber mit der Socke davonlaufen und Fangen spielen. Coco ist genervt. Es bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Bald muß sie los, um ihre Vorlesung nicht zu verpassen. Endlich hat sie alles aufgehängt.

Als sie um das Haus herumgeht, stellt sie fest, daß der aufkommende Nebel schon dichter geworden ist. "Hätte ich die Wäsche bloß nicht aufgehängt. Die wird bestimmt feuchter als zuvor." Coco dreht sich um und stellt fest, daß Batida ihr nicht gefolgt ist. "Wo steckt sie bloß wieder", fragt sich Coco und pfeift. Aber das Pfeifen nutzt nichts. Batida erscheint noch immer nicht. "Ob dieser Sherlock auch mal wieder im Garten herumstreunt und Batida deshalb nicht nach vorne kommt?", überlegt Coco. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zurück auf den Bahnsteig zu gehen.

Irgendwie glaubt Coco, daß Batida eher im Gebüsch als bei der Wäschleine zu finden sein wird. Dort hatte Batida gestern das Loch und das kleine Hundebaby des Nachbarn gefunden. "Mal sehen, ob der kleine Ausreißer heute wieder am Zaun steht. Dann wäre es kein Wunder, daß Batida nicht kommt."

Als Coco zum Gebüsch hinübergeht, steigt ihr ein eigentümlicher Geruch in die Nase. "Was ist denn das?", möchte sie wissen. Doch im nächsten Moment hat sie auch schon eine Erklärung parat: "Da nutzt jemand den Nebel, um etwas zu verbrennen. Und wie es riecht, ist da bestimmt auch Plastik dazwischen. Aber das darf nicht sein." Coco regt sich wirklich auf. Der ganze Geruch zieht jetzt in ihre nasse Wäsche und bleibt bestimmt darin haften. "Batida! Wo steckst du?", erneut pfeift Coco nach ihr.


*


Batida ist wirklich auf dem Bahnsteig zurückgeblieben, als Coco nach vorne ging. Aber es hat sie nicht in die Büsche gezogen, sondern in das Nebengebäude. Dort hat sie Sherlock erspät. Das Nebenhaus ist ein Teil des ehemaligen Bahnhofs und wird gerade umgebaut. Ein paar wenige Zimmer sind bereits fertig. Dort wohnt sogar schon ein junges Pärchen. Die anderen Räume sind allerdings noch überhaupt nicht bereit. Dorthin zieht es Sherlock. Sein Wissensdurst ist riesengroß.

"Gust hat mich heute nicht mitgenommen. Da bin ich einfach auf die Türklinke der Wohnungstür gesprungen und habe die Tür geöffnet. Er hatte sie wohl vergessen abzuschließen. Die andere Tür vor deiner Wohnungstür habe ich nicht aufbekommen. Ich habe mich einfach in den Flur gelegt und gewartet, bis die Post gekommen ist. Da konnte ich entwischen. Nun sehe ich mich hier mal gründlich um.

Batida folgt Sherlock. Aus dem oberen Stock können sie auf den Bahnsteig herunterblicken. Sie sehen Coco und hören sie pfeifen. Doch der Geruch, der ihnen in die Nasen steigt, ist interessanter. Wo kommt dieser qualmige Geruch nach geräucherter Wurst wohl her? Dort scheint es bestimmt etwas Leckeres zu geben. Und noch bevor Coco mitbekommt, wo ihr Hund Batida steckt, schleichen sich die beiden Hunde vom Grundstück, immer der Nase nach, was Feines zu erwischen.

28. Januar 2009

Gute Nacht