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GUTE-NACHT/3001: Danke (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Bah! Wer schlägt mir denn jetzt einen feuchten Waschlappen ins Gesicht?", Jan reibt sich die Augen.

"Na klar! Sandmann. Dich hatte ich ja schon ganz vergessen."

"Wuff!", freut sich Sandmann, daß endlich wieder Leben in sein neues Heim kommt.

"Ist ja gut, ich stehe schon auf. Und dann brauche ich einen Kaffee! Nicht so einen starken wie ich ihn früher bei der Arbeit getrunken habe. Nein, heute reicht mir ein Muckefuck, wenn du verstehst, was ich damit meine. Den könntest selbst du vertragen."

Jan holt die Dose Caro-Kaffee vom Regal und das Glas mit Haferflocken.

"Milch brauche ich auch noch. Das ist der Nachteil, wenn man den Kühlschrank draußen im Garten hat. Also gehe ich, sie holen. Na, und du dackelst hinter mir her. Ich kann wohl jetzt keinen Schritt mehr ohne dich gehen!"

Zur Bestätigung gibt Sandmann ein kleines freudiges Wuff von sich und folgt.

"Siehst du, dieses Loch ist mein Kühlschrank. Bleib du bloß oben und komm mir ja nicht in das Loch hinterher gesprungen. Ich weiß nämlich nicht, wie ich dich dann die Leiter wieder hinauftragen soll."


"Das tut gut, Haferflocken mit Milch und ein schöner Milchkaffee. Und was nimmst du zum Frühstück? Was haben sie dir denn mitgegeben? Dosenfutter und Trockenfutter. Bestimmt magst du das Dosenfutter lieber. Okie mochte es anfangs, als er zu mir kam, nur. Drei Tage hat er von dem Trockenfutter nichts angerührt. Da habe ich ihm schließlich eine Dose gekauft. Vielleicht war es auch nur die Umstellung, daß Okie nichts fraß. Er war von seinen Leuten getrennt und wußte nicht, was jetzt eigentlich los war. Ob er wieder zu ihnen zurückkommen würde oder ob er noch wieder ganz woanders hingesteckt werden sollte und der Aufenthalt bei mir auch nur eine Zwischenstation war. Aber er ist bei mir geblieben. Fast sieben schöne Jahre hatten wir noch zusammen."

Jan treten Tränen in die Augen, denn sein geliebter Hund Okie hat ihn verlassen.

"Nun, bei dir Sandmann ist das ja was anderes. Frauchen und die Kinder kommen bald wieder, um dich zu holen. Sie sind nur ein paar Tage fortgefahren und können dich nicht mitnehmen. Bis dahin bist du eben bei mir. So und hier hast du dein Futter. Ich hoffe, es schmeckt dir. Deine trockenen Flocken habe ich ein bißchen aufgepeppt. Ein winziges bißchen Schafskäse und ein Ei habe ich darunter gemischt. Viel mehr Schafskäse durfte es nicht sein. Denn das ist eigentlich eine Geheimmedizin für Hunde, die Durchfall haben. Bei Okie hat es jedenfalls immer gewirkt. Aber ich hab nichts anderes im Haus. Auf einen Hund als Gast war ich schließlich nicht vorbereitet. Sonst hätte ich einige Leckerlies besorgt. Wir schauen mal nachher, was deine Leute dir noch so alles eingepackt haben. Jetzt erst mal guten Appetit."

Sandmann läßt sich das Futter schmecken. Dann kommt er zu Jan an den Tisch und schleckt sich dabei das Maul.

"Na, hast du noch nicht genug? Ach nein, in deinem Napf ist noch ein bißchen drin. Das bedeutet, es hat dir geschmeckt und du willst dich bei mir bedanken, indem du mir auch ein bißchen übrig läßt. Das kannst du gern noch nachher auffressen. Ich bleibe lieber bei meinen Haferflocken. Ja, geh schön PLATZ. Guter Sandmann!"

Jan trinkt den letzten Schluck aus seinem Becher. Dann betrachtet er gedankenverloren die Tasse von außen. Am letzten Weihnachtsfest lag sie unter dem Weihnachtsbaum. Ein kleiner Hund mit langen Schlappohren steht auf seinen Hinterbeinen und hält eine riesige Blume in der rechten Pfote. Über dem Kopf des Hundes steht in großen Buchstaben ein "Danke!" geschrieben und darunter noch einmal in einer kleineren Schriftgröße: "Danke, daß du für mich da bist!"

"Wuff!"

11. August 2009

Gute Nacht