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GUTE-NACHT/3031: Draußen vor der Tür (SB)


Gute Nacht Geschichten


Zwei neugierige Augenpaare verfolgen durch die Fensterscheibe die Malerin, wie sie zwei kleine Wesen mit Flügeln auf ihr Bild zaubert.

"Sind das Schmetterlinge?", fragt das eine Wesen. "Nein, das sind wir beide!", erklärt das andere. "Hat sie uns denn gesehen, als wir oben auf dem Baum gesessen und auf die beiden alten Leute heruntergeschaut haben?", möchte das eine Wesen wissen. "Ich denke schon, Oma Trinchen hat uns ganz bestimmt erblickt. Opa Ludwig allerdings hält uns für Hirngespinste. Aber das macht nichts. Mit ihm wollen wir sowieso nicht sprechen."

Da haben sich die beiden kleinen Wesen aber etwas vorgenommen. Sie, die schon für Schmetterlinge gehalten wurden, wollen mit Menschen reden? Die Menschen hören sich doch nicht einmal gegenseitig zu, geschweige denn etwas Fremdem.

"Wie wollen wir das anstellen?", fragt das eine Wesen. "Zuerst sollten wir ins Haus gelangen!", schlägt das andere vor. "Wollen wir nicht lieber warten bis Oma wieder herauskommt?", schlägt das eine Wesen vor. Da dreht sich das andere Wesen um, zeigt auf den Abendhimmel und stellt fest: "Schau dir den roten Himmel an. Die Sonne geht gleich unter. Dann wird es dunkel und kalt. Es ist wohl besser, wir fliegen ins Haus."

Die beiden kleinen Wesen suchen nun einen Eingang ins Haus. Sie fliegen zur Vordertür. Die ist verschlossen. Sie fliegen zur Hintertür, auch die ist abgesperrt. Selbst die Katzenklappe ist dicht. So fliegen die beiden Kleinen noch einmal um das ganze Haus und schauen nach jedem Fenster und jeder Öffnung, durch die sie ins Haus gelangen könnten. Aber keine Tür und kein Fenster stehen offen und selbst der Türschlitz für die Briefe ist dicht.

"Sag mal", hat da das eine Wesen plötzlich eine Idee, "können wir nicht durch den Kamin eindringen?" - "Du meinst wie Santa Claus!" - "Ja, wie der Weihnachtsmann. So wie unsere Mutter ihn immer nennt."

Einen Versuch ist es wert. Durch den Schornstein fliegen die beiden ins Haus. Doch leider gibt es hier keinen offenen Kamin, alles ist versperrt. Am Ende des Schornsteins ist es noch dunkler als oben auf dem Dach. Es gibt keinen Ausgang. Die beiden Wesen kehren betrübt und schmutzig zugleich nach oben auf das Dach zurück.

"Wir werden wohl doch bis morgen warten müssen. Laß uns also ein Versteck für die Nacht suchen." Die beiden Wesen fliegen in den Garten, wo es ihnen am besten gefällt. Dort setzen sie sich unter ein vorspringendes Stück Dach auf dem Hasenstall und bleiben wenigstens trocken. Ihre kleinen Körper wärmen sich gegenseitig. Sie halten sich an den Händen und sagen sich "Gute Nacht!".

17. September 2009

Gute Nacht