Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3119: Hallengeflüster - Ausgeraubt (SB)


Gute Nacht Geschichten

Mit den Rücken an einen Karton gelehnt stehen Brummel und Puschel, die beiden Teddybären aus der Lagerhalle, still und steif da. Zwei Lichtkegel kommen auf sie zu und ein Flüstern ist zu vernehmen.

"Wo sind denn nun diese Kartons, von denen du gesprochen hast?", sagt eine Stimme. "Nicht so laut!", flüstert eine andere Stimme, "es ist nicht mehr weit. Sie stehen da hinten in der Ecke."

Brummel und Puschel halten sich tapfer und schon sind die beiden Lichtkegel ohne sie zu streifen auch bereits an ihnen vorbei und ebenfalls die beiden Männer, die hier in der Lagerhalle in der Nacht eingedrungen sind.

"Was machen wir jetzt?", flüstert Puschel, "verstecken wir uns wieder in unserem Karton?" Brummel flüstert zurück: "Besser nicht, das ist viel zu auffällig. Womöglich entdecken sie uns noch auf dem Kletterweg nach oben! Am besten, wir bleiben, wo wir sind. Sie haben uns schließlich nicht bemerkt." Ob Brummel diesen Entschluß gefaßt hat, weil er ihn für den besten hält oder weil ihm vor Schreck seine Beine versagen. Das ist nicht ganz auszumachen.

"Autsch!", ist plötzlich aus der hinteren Ecke zu vernehmen und ein, "psst!" Dann die Frage: "Wo steckt denn nun die Beute?" Und die Antwort: "Sie muß hier in den Kartons sein!" Dann nach kurzer Zeit: "Was? Das ist alles?" Und die Antwort: "Das waren viel mehr Kartons mit dem kostbaren Gut. Da muß schon einiges davon wieder abgeholt worden sein." - "Mist!", schimpft die erste Stimme.

"Die sind aber gar kein bißchen freundlich!", stellt Puschel fest und möchte am liebsten verschwinden. Doch erst ein ganzes Stück weiter vorn ist eine Nische. Brummel steht noch genauso steif da wie zuvor. Also bleibt auch Puschel bei seinem Freund stehen. Das ist ganz schön mutig für einen ängstlichen Teddybären, aber auch ein bißchen dumm wie es sich gleich zeigen wird.

Die leisere Stimme sagt: "Da ist wohl nichts mehr zu machen. Laß uns mit dem Wenigen aufbrechen, bevor wir noch entdeckt werden." - "Was mit den paar Kartons?", schimpft die lautere Stimme. "Ja, mit den wenigen Kartons. Wir wissen doch gar nicht, in welchem dieser Stapel noch etwas Interessantes steckt. Das kann Stunden dauern bis wir das herausfinden und diese Zeit haben wir nicht."

Schon kommen die Lichtkegel wieder zurück und Brummel und Puschel hoffen, daß sie auch dieses Mal nicht entdeckt werden. Doch leider fällt dem einen Kerl genau in Höhe der Teddybären einer der kleinen Kartons herunter. "Was machst du für einen Krach!", schimpf der andere.

Eigentlich hätte der Mann mit der lauten Stimme jetzt zurückgebölkt. Doch als er mit der Taschenlampe auf den Fußboden leuchtet, um den heruntergefallenen Karton zu entdecken und aufzuheben, erfaßt der Schein der Taschenlampe auch die beiden Teddybären.

"Nun schau sich das mal einer an!", sagt die laute Stimme überrascht, "was machen denn die Teddybären hier?" - "Was für Teddybären, willst du mich verulken?", flüstert die leise Stimme, jetzt schon etwas lauter. "Na, sieh doch! Hier auf dem Fußboden. Die habe ich beim Reinkommen gar nicht bemerkt." Bei diesen Worten strahlt der Gauner die beiden Bären direkt an. "Komm schon", fordert der andere Gauner seinen Kumpel auf. "Nicht so drängeln. Die beiden hier kommen auf jeden Fall noch mit. Da kannst du machen, was du willst. Das ist ja glatt wie Weihnachten." - "Quatsch!", schimpft der Mann mit der Flüsterstimme, "Weihnachten ist längst vorbei!" Doch der andere sieht das beweglicher: "Mein Kleiner hat von mir noch nichts zu Weihnachten bekommen. Ich sehe ihn ja erst in ein paar Tagen. Er war verreist. Nun, wenn wir uns dann sehen, bekommt er die beiden hier! Oder willst du für deine Göre auch einen?" - "Das überlegen wir später. Jetzt komm endlich!"

Damit verlassen Brummel und Puschel die Lagerhalle ganz unfreiwillig. Wo sie wohl jetzt hingeraten?


18. Januar 2010

Gute Nacht