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GUTE-NACHT/3287: Der kleine Nachtwächter beleuchtet den Weg (SB)


Gute Nacht Geschichten

Der kleine Nachtwächter und sein schwarzer Hund Rebell ziehen durch die Straßen der Stadt. Die Laterne in der einen Hand, die Taschenlampe in der anderen drehen die beiden unermüdlich ihre Runden. Von dem Rundgang der Stadtmauer aus hat der kleine Nachtwächter einen weiten Blick ins Land. Hier sieht er, wie die Gräben durch den Regen der letzten Tage hoch angestiegen sind.

"Wenn es so weiterregnet, werden die Gräben bald überlaufen", befürchtet der kleine Nachtwächter. Er überlegt, ob Rebell wohl gern darin schwimmen würde. Doch bei diesem schmutzigen Grabenwasser würde er es ihm erst gar nicht erlauben.

"Na, da hast du aber nochmal Glück gehabt. Obwohl?", findet der kleine Nachtwächter, ich könnte dich auch mal zuhause unter die Dusche stellen und einseifen. Was hältst du davon?" Rebell schüttelt sich, als habe er jedes Wort verstanden und als solle dies seine Antwort darauf sein.

Als die beiden den Rundweg der Stadtmauer verlassen und wieder hinunter in die Stadt gehen, begegnet ihnen eiligen Schrittes der Tierarzt. "So spät noch unterwegs?", fragt der kleine Nachtwächter. "Ja, bei Bauers kalbt die Kuh und braucht Hilfe. Ich bin so eilig losgestürmt, daß ich glatt meine Lampe vergessen habe. So ein Unsinn, daß die Straßenbeleuchtung immer so früh ausgeschaltet wird."

"Kein Problem", entgegnet der kleine Nachtwächter, "wofür habe ich denn meine Laterne und meine Taschenlampe. Rebell und ich bringen euch hin." - "Das ist sehr liebenswürdig von dir, kleiner Nachtwächter", nimmt der Tierarzt dankend an.

Auf dem Weg zum Bauern erkundigt sich der Tierarzt nach Rebells Befinden. "Das scheint alles wieder in Ordnung", meint der kleine Nachtwächter. "Nur nicht überanstrengen!", mahnt der Tierarzt.

Jetzt faßt sich der kleine Nachtwächter ein Herz und fragt: "Dürfen Hunde gewaschen und dabei eingeseift werden?" Der Tierarzt erklärt: "Nun, es gibt Hunde, die werden ihr ganzes Leben lang nicht geduscht oder kommen mit Seife in Berührung. Aber wenn sich so ein Vierbeiner mal richtig in Mist oder anderen Stinkereien gewälzt hat und er dann wieder in die Wohnung will, dann ist der Geruch, den er verbreitet, den Hausbewohnern nicht gerade angenehm. Also kann er ruhig mal geduscht werden. Doch nur mit ganz milder Seife. Im übrigen gehen Hunde ja ab und zu auch mal baden. Das reicht völlig aus."

Jetzt ist die kleine Gesellschaft am Tor des Bauern angelangt. Der Tierarzt verabschiedet sich und wendet sich zum Gehen. Dann dreht er sich noch einmal um und sagt: "Übrigens, Hunde stammen ja vom Wolf ab. Und hast du schon mal gesehen, daß Wölfe sich einseifen? Schwimmen im Teich und der Regen reinigen das Fell allemal." Damit wendet sich der Tierarzt seiner bevorstehenden Aufgabe zu. Am liebsten würde der kleine Nachtwächter zusehen. Aber er hat eine andere Aufgabe und der geht er jetzt nach.

5. November 2010

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