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GUTE-NACHT/3290: Der kleine Nachtwächter von oben gesehen (SB)


Gute Nacht Geschichten

Vom Kirchturm aus blickt der Wetterhahn auf die dunkle Stadt. Nur hier und da brennt noch Licht in den Fenstern. Aber die meisten Bewohner scheinen zu Bett gegangen zu sein oder haben die Fensterläden dicht gemacht. Unterwegs durch die Stadt sind nur noch sechs Beine. Zwei gehören dem kleinen Nachtwächter und vier seinem schwarzen Hund Rebell. Beide kann der Wetterhahn gut orten. Denn er verfolgt das Licht der Laterne, die der kleine Nachtwächter in seiner rechten Hand trägt. Ab und an gesellt sich auch der Strahl der Taschenlampe dazu, wenn der kleine Nachtwächter etwas genauer in Augenschein nimmt.

Aber der kleine Nachtwächter und Rebell sind nicht wirklich die einzigen Leute, die jetzt noch unterwegs sind. Da sind noch außerhalb der Stadt die Rehe im Feld, die Hasen und Kaninchen. Sie alle sind auf der Suche nach etwas Freßbarem, das sie in dieser kalten Jahreszeit nur bedingt finden. Manchmal haben sie Glück und der Förster hat ihnen Heu in eine Raufe gesteckt oder Kinder haben Eicheln und Kastanien gefunden und ihnen bereit gelegt.

Manche der gesammelten Laubbaumfrüchte stehen aber auch selber als merkwürdig aussehendes Reh in einem Kinderzimmerfenster. Denn aus Kastanien und Eicheln lassen sich mittels Streichhölzer recht lustige Tiere oder Gefährten bilden. Dann allerdings kann aus ihnen kein neuer Baum mehr werden. Aber nicht alle Früchte der Bäume sind dazu bestimmt, auch wieder ein Baum zu werden. Selbst wenn sie um den Mutterbaum herum gekeimt und aufgegangen sind. Noch immer können sie von Tieren abgefressen oder von Menschen zertreten werden. Noch nach Jahren sind sie in Gefahr. Ein Sproß, der es geschafft hat, ein großer Baum zu werden, hat einen langen Weg hinter sich. Dieser Weg sollte nicht umsonst gewesen sein.

11. November 2010

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