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GUTE-NACHT/3323: Der einsame Pantoffel hört von Weihnachten (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


"Ich wollte mal nach dir sehen. Wie geht es deinem Fuß?", fragt Annette. Zum Lesen hat Annette ihrer Mutter auch etwas mitgebracht. Es ist die Tageszeitung und ein Buch mit Geschichten und anderem zur Weihnachtszeit. "Ich dachte, ich geh auch heute noch einmal mit Bello vor die Tür. Dann kannst du dich ein bißchen schonen!" - "Danke", sagt Oma Erna und schaut sich gleich das Weihnachtsbuch an. Leise liest sie vor.

Was bedeutet WEIHNACHTEN ?

Die Worte aus dem mittelhochdeutschen "ze wihen nahten" bedeuten "in den heiligen Nächten", denn schon in germanischer Zeit wurden die Mittwinternächten gefeiert und galten als heilig. Erst seit dem 4. Jahrhundert wird Weihnachten als Hochfest des Christentums gefeiert. Viel altes heidnisches Brauchtum wurde in das christliche Fest und in die christlichen Rituale mit hineingenommen.

Noch im 3. und 4. Jahrhundert beging die morgenländische Kirche den Geburtstag Jesus Christus zusammen mit dem Tag seiner Taufe, nämlich dem 6. Januar. Der 6. Januar ist der Tag, an dem auch die Heiligen Drei Könige in Bethlehem erschienen. Doch warum veränderte man das Datum, legte den Geburtstag ausgerechnet auf den 24. Dezember?
Nun, die Kirche mußte sich gerade zu dieser Zeit gegenüber vielen alten heidnischen Bräuchen und Festen behaupten. Schon die Römer feierten den 25. Dezember, den Tag der Wintersonnenwende, den Tag des wieder ansteigenden Lichtes (`dies sol invictis') mit ausgelassenen Festen. Sie besuchten sich von Haus zu Haus und brachte auch kleine Geschenke mit: Wachslichter, Tonpüppchen für die Kinder, Wein und Münzen.

Auch die Germanen kannten und feierten die Wintersonnenwende, das "Julfest", das bis zum 6. Januar (die Rauhnächte hindurch) dauerte. Allerdings hatte das Julfest eher einen düsteren und dunklen Charakter. Wotan (auch Wodan) raste mit seinem nächtlichen Heer durch die Himmel; Hexen, Dämonen, Gespenster waren unterwegs und ängstigten die Menschen. In dieser Zeit brachten die Menschen viele Opfergaben - aber nicht aus Freude, sondern aus Angst. Götter und Gespenster sollten beschwichtigt werden.

So mußte das junge Christentum gleich zwei "Konkurrenten" übertrumpfen: das ausgelassene römische "dies sol invictis" und das dunkle "julfest". Ideal war die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember, die Geburt von Jesus Christus als Ankunft des "Lichts der Welt", der Erlöser und Retter der Welt, der Gute Hirte. Keiner muß sich mehr fürchten. Alle Menschen dürfen sich freuen und feiern. Zwar nicht so ausgelassen wie beiden Römern, aber doch fröhlich.


Wann ist WEIHNACHTEN ?

Am 24. Dezember feiern wir den Heiligen Abend, am 25. und 26. Dzember den 1. und 2. Weihnachtsfeiertag.


Das WEIHNACHTSfest

Weihnachten im Mittelalter war noch durchdrungen von den alten heidnischen Bräuchen: Man trug Masken, veranstaltete Opfermahle, tanzte und sang auf den Straßen. Besinnlich wurde das Fest erst später begangen.

Zu einem "richtigen" Weihnachtsfest gehören für uns heute der geschmückte Tannenbaum, die Geschenke, Weihnachtslieder; für den Christen der Kirchgang, gutes Essen, die warme Stube und die nie zu stillende Sehnsucht nach "Frieden auf Erden".

Der Weihnachtsbaum schmückt noch gar nicht so lange unsere Stuben. Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt der Christbaum als Luxus. Wachs war sehr teuer. Erst als im Jahre 1830 die billigeren Stearinkerzen erfunden worden war, konnte sich auch die bürgerliche, also nicht-adelige Familie, einen mit Kerzen geschmückten Christbaum leisten. Seit dem späten 19. Jahrhundert gehört der geschmückte Tannenbaum zum Weihnachtsfest. In Schweden und Dänemark wird sogar um den Weihnachtsbaum getanzt.

Eine weitaus ältere "Weihnachts-Pflanze", die Mistel oder der Mistelzweig, kennt man besonders in England und auch in den USA.
Die Prister der Kelten sollen sie bei Vollmond gepflückt und dann vergoldet haben, um mit ihr in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember den Sonnengott Baldur zu erwecken. Heutzutage soll ein Kuß unter dem Mistelzweig Glück bringen.

Der Brauch, sich zu Weihnachten zu beschenken, geht auf die Opfergaben zurück und auf die Geschenke, die die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind mitbrachten. Zudem sind sie ein Symbol für die Gottes- und Nächstenliebe. Auch in vorchristlicher Zeit kannte man schon den Brauch des Beschenkens. Allerdings brachte früher das Gesinde, also die Knechte und Mägde, ihren Herrschaften Geschenke. Später war es auch Sitte, die Kinder zu beschenken. Diese Idee stammt vor allem von Martin Luther und anderen Reformatoren.
Sie wollten der jungen Generation ein neues Bild von Weihnachten vermitteln, frei von heidnischen Bräuchen oder katholischen Zeremonien. Die Idee war genial. Sie legten das für Kinder Attraktivste, nämlich die "Bescherung", auf den 24. Dezember, den Heiligen Abend.

In anderen Ländern gibt es zwar auch Geschenke, aber nicht am 24. Dezember.
In England und den USA gibt es am Heiligen Abend zwar eine Party - entweder im Büro oder gemeinsam mit Freunden zuhause - doch die Geschenke bringt Santa Claus erst in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Die Strümpfe hängen am Kamin, und am Morgen des 25. Dezembers finden die Kinder ihre gefüllten Strümpfe und die Geschenke. Der 26. Dezember ist dort auch kein Feiertag mehr, sondern ein normaler Arbeitstag. Am Abend trifft man sich aber wieder zu einem festlichen Essen.

In Frankreich findet die Bescherung nicht zu Weihnachten, sondern zu Neujahr statt. Französichse Kinder stellen aber am Heiligen Abend ihre Schuhe vor den Kamin, so wie wir es am Vorabend des 6. Dezembers tun, dem Nikolaustag.

In Holland erhalten die Kinder ihre Geschenke am Nikolaustag, in Spanien erst am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige.

Während Oma Erna noch tief in ihr Buch versunken ist, ist Annette bereits wieder fort und Bello liegt mit seinem liebsten Pantoffel auf dem Sessel.

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Advent 2010