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GUTE-NACHT/3383: Der kleine Nachtwächter entdeckt etwas Merkwürdiges (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Anton Zucker, der Freund des kleinen Nachtwächters, ist nun ausgezogen. "Schade", denkt der kleine Nachtwächter, "jetzt ist es richtig einsam hier." Da fällt sein Blick auf das Holzscheit, welches er seinem Freund vom Maifeuer mitgebracht hat.

"Nun, bestimmt wird Anton das Scheit noch abholen", weiß der kleine Nachtwächter. Dann stellt er fest: "Irgendwie sieht das Holzscheit merkwürdig aus. Hat sich der Spalt an der Seite plötzlich geöffnet? Und was quillt da heraus?" Der kleine Nachtwächter bückt sich und hebt das Holzstück auf. Damit erregt er auch die Aufmerksamkeit seines Hundes.

Rebell beginnt zu schnüffeln. "Laß das", lautet der Befehl. Doch als das kleine Ding auf dem Holzscheit sich plötzlich bewegt, schnappt Rebell nach ihm. Der kleine Nachtwächter kann gerade noch verhindern, daß Rebell den herausquillenden Wurm erwischt.

"Wünscht man so einen Guten Tag in diesen Breiten?", fragt der Wurm und schaut sich um, "wo bin ich überhaupt? Und wer seit ihr?" - "Das würde ich auch gern wissen", entgegnet der kleine Nachtwächter. "Nun, ich bin William Weidenbohrer und wohne in dieser Weide hier", dabei zeigt er auf das Holzstück, aus dem er herausgekrochen ist. Dann ergänzt er: "Nunja, was von der Weide anscheinend noch übrig geblieben ist. Aber wie kommt mein Weidenstück hierher?"

Das kann der kleine Nachtwächter erklären: "Ich habe es mitsamt seinem lebendigen Inhalt, von dem ich leider nichts wußte, hierher gebracht." - "Hier möchte ich aber nicht bleiben!", stellt William Weidenbohrer fest, "hier gibt es ja nichts zu futtern für mich."

"Was eßt ihr denn?", möchte der kleine Nachtwächter wissen. "Nun, das besagt doch mein Name bereits, natürlich Weidenholz und ihre Rinde, manchmal auch Pappeln." - "Damit kann ich leider nicht dienen, außer mit diesem kleinen Scheit und das haben sie sicher bald aufgebraucht." - "Das ist wahr", stöhnt der Weidenbohrer, "wie komme ich bloß wieder in meinen Wald. Tja, wenn ich schon meine Flügel hätte, wäre das kein Problem. Aber das dauert noch eine Weile. Denn zur Zeit bin ich bloß als Raupe unterwegs."

"Ja, eine sehr stattliche Raupe", fügt der kleine Nachtwächter an. Dann hat er plötzlich eine Idee: "Herr Weidenbohrer, klettern sie doch einfach wieder in das Stück Holz zurück und ich bringe sie dorthin, wo ich sie gefunden habe. In der Nähe des Maifeuerplatzes habe ich noch mehr Weidenstücke gesehen, einen ganzen Stapel voll. Dort könnt ihr sicher zu einem Schmetterling heranwachsen."

Mit diesem Vorschlag ist Willi Weidenbohrer einverstanden. Er klettert auch sogleich zurück in das Holzscheit. Der kleine Nachtwächter nimmt seine Laterne und seine Taschenlampe, denn es wird Zeit für seine Runde. Rebell folgt wie immer. Diesmal aber würde er gern das Holzscheit tragen ...

Buntstiftzeichnung: Weidenbohrer in einem Holzstück, © 2011 by Schattenblick

2. Mai 2011