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GUTE-NACHT/3397: Der kleine Nachtwächter tritt daneben (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Hinter etwas Geworfenem herrennen und es wieder zurückbringen, bereitet vielen Hunden besonderen Spaß - so auch Rebell, dem Hund des kleinen Nachtwächters. Lange ist es noch hell am Abend. Da können die beiden sich an dem Stöckchenspiel erfreuen, ohne daß dieses in der Dunkelheit verloren geht.

Allerdings ist der kleine Nachtwächter kein so besonders guter Werfer. Er renkt sich eher den Arm aus, als daß der Stock mehr als zehn Meter fortfliegt. Zielsicher ist er auch nicht gerade. Aber er gibt sein Bestes. Rebell ist da schon andere Würfe von früheren Mitspielern gewöhnt. Doch bevor gar nicht gespielt wird, freut er sich auch über kurze Strecken.

Der Weg, den die beiden eingeschlagen haben, führt sie einen Feldweg entlang. Rechts und links davon liegt je ein Graben. Hinter dem Graben rechterhand beginnen die Pflänzchen eines Maisfeldes größer zu werden. Auf der linken Seite dagegen befindet sich hinter dem Graben eine Weide, auf der Rinder stehen. Diese grasen ein ganzes Stück entfernt und scheinen sich nicht um die beiden zu kümmern. Für gewöhnlich allerdings sind sie neugierig und kommen fast immer angelaufen, wenn jemand an ihrer Wiese vorbei läuft.

Erneut bringt Rebell das Stöckchen zurück und gibt es dem kleinen Nachtwächter direkt in die Hand. Der setzt zum nächsten Wurf an und versucht erneut, besonders weit zu gelangen. Auweiha, nicht einmal geradeaus schafft er den Stock zu zielen und so landet dieser perdautz genau hinter dem Stacheldrahtzaun auf der Weide.

Rebell, ganz im Stöckchen-Hol-und-Bringrausch springt über den Graben, erkennt gerade noch die Gefahr des Zauns und schießt zwischen den beiden mit Stacheln versehenen Drähten hindurch. Er schnappt sich den Stock und wendet, um diesen dem kleinen Nachtwächter zurück zu bringen. Jetzt aber erkennt er die Gefahr und erinnert sich wohl an eine frühere Begegnung mit einem solchen Zaun. Um die Rinder auf der Weide zu halten, werden die Drähte nämlich oft unter Strom gesetzt.

Rebell nimmt erst einmal eine Sitzhaltung ein und überlegt, was jetzt zu tun ist. Auch dem kleinen Nachtwächter ist die Situation bewußt, und er beruhigt Rebell mit einem: "Bleib!" Dann springt er selber über den Graben. Dieser Sprung fällt leider ebenso unvorteilhaft aus wie sein Wurf, und er landet mit einem Fuß im feuchten Nass. Doch um seinen nassen Schuh wird er sich später kümmern. Jetzt will er erst einmal die beiden Drähte weit auseinanderziehen, den einen nach oben und den anderen nach unten, damit Rebell ohne die Drähte zu berühren wieder zurückkommen kann.

Zum Glück ist an diesem Tag kein Strom auf den Drähten, denn sonst hätte der kleine Nachtwächter ihn besser nicht angefaßt. "Hoffentlich wissen die Rinder das nicht mit dem ausgeschalteten Strom", denkt der kleine Nachtwächter. Denn die haben inzwischen mitbekommen, daß da auf ihrer Wiese irgendetwas los ist und kommen flott herbei gelaufen.

"Schnell, Rebell! Zurück auf den Weg!" Rebell hört und ist flugs wieder hindurch. Ein erneuter Sprung über den Graben und schon ist er in Sicherheit. Bei dem kleinen Nachtwächter dauert es etwas länger. Diesmal nimmt er den kleinen Steg, der da über den Graben führt, um auf den Weg zurück zu gelangen, sonst hätte er sich wohl noch einen zweiten nassen Schuh zugezogen.

Inzwischen sind die Rinder ganz dicht herbei gekommen. "Bleibt schön zurück!", ruft der kleine Nachtwächter ihnen zu, nimmt seine Laterne vom Weg auf und wünscht beim Weitergehen den angriffslustig aussehenden Rindern eine, "gute Nacht!"

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1. Juni 2011