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GUTE-NACHT/3463: Der kleine Nachtwächter mit Beule (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter mit Beule



Der kleine Nachtwächter schlief in dieser Nacht recht unruhig. Ihm träumte, sein Hund Rebell sei nicht aufzufinden. Er kam weder auf das Pfeifen, noch hörte er auf seinen Namen. So fragte der kleine Nachtwächter alle Menschen, die ihm begegneten, ob sie einen schwarzen Hund mit weißen und braunen Flecken an den Beinen gesehen hätten. Doch niemand konnte ihm weiterhelfen bis ...

... ein Schrei und ein darauf folgendes Gebell den kleinen Nachtwächter aus seinem Schlaf hochschrecken läßt. Er hat sich so schnell und noch mit geschlossenen Augen aufgerichtet, daß er den Ast vor seinem Kopf nicht sah und genau dagegen stieß. Sofort legt er sich wieder zurück und blinzelt vorsichtig durch seine Lider, ob denn die Gefahr vorbei sei.

Da erkennt er, daß er gegen einen Ast gestoßen ist und reibt sich mit seiner Hand die schmerzende Stelle. Ihm dämmert, wo er sich gerade befindet, hatte er es doch vorgezogen, in dem Baumhaus mit der langen Hängeleiter zu schlafen. Und sein Hund Rebell? Nun der schlief die Nacht unter dem Baum. Das hofft der kleine Nachtwächter zumindest und hat ein richtig schlechtes Gewissen, daß er die letzten Stunden nicht mit Rebell gemeinsam verbrachte. Jetzt dämmert ihm auch, warum er so mies geträumt hatte ...

Doch damit kann sich der kleine Nachtwächter nicht lange aufhalten. Denn das Bellen ist noch nicht verstummt. Vorsichtig öffnet er die kleine Tür des Baumhauses, steckt seinen Kopf hinaus und ruft: "Rebell!" Der kommt schwanzwedelnd zum Baum gesprungen. Er war inzwischen an den Bach hinuntergelaufen und hatte etwas getrunken. Dort entdeckte ihn die Bauersfrau. Im ersten Moment hielt sie ihn für einen Wolf. Diesen wollte sie mit ihrem Geschrei verjagen.

Jetzt aber, da sie den kleinen Nachtwächter aus dem Baumhaus ihrer Kinder herausklettern sieht, ist ihre Empörung noch weit größer, und sie schimpft mit ihm.

"Entschuldigung ...!", versucht der kleine Nachtwächter die Bäuerin zu beruhigen. Doch sie wettert weiter. Endlich kann sie einmal ungeniert all ihren Ärger auf jemandem abladen, der wahrscheinlich gleich wieder aus ihrem Leben - und zwar für immer - verschwindet.

Da der kleine Nachtwächter nicht zu Wort kommt, auch wenn er sich nun schon zum dritten Mal zu entschuldigen versucht - schließlich ist es nicht erlaubt, auf einem fremden Grundstück zu campieren -, zieht er sich unter weiterem Geschimpfe mit Rebell vom Hof zurück.

"Soll sie uns doch ruhig ausschelten, wir gehen unserer Wege. Und in einem Baumhaus will ich sowieso nie mehr übernachten. Da stößt man sich ja den Kopf." Um seine Aussage zu unterstreichen, zeigt er Rebell sein kleines Horn, daß er sich beim Aufrichten zugezogen hatte.

"Ich kann gar nicht verstehen, warum man überhaupt Baumhäuser baut." Damit dreht sich der kleine Nachtwächter noch einmal um und zeigt in Richtung des Baumhauses, wo noch immer die Bäuerin steht. Jetzt ruft sie nicht mehr hinter ihnen her, doch noch immer schwingt sie den Besen drohend durch die Luft.

"Sieh nur, dem armen Baum wurden einige Äste abgeschnitten, bloß um das Baumhaus darauf anzubringen. Dabei hat man innen nicht einmal viel Platz und muß diesen mit weiteren Ästen teilen. Nein, ein Baumhaus kommt für mich nicht mehr in Frage - sowohl mir wie den Bäumen zuliebe. Ich baue mir lieber ein Haus auf Stelzen oder ein schwimmendes Haus ... oder ..."

Der kleine Nachtwächter zeigt ein nachdenkliches Gesicht. Dann sagt er entschieden: "Nun, vielleicht fällt mir sogar noch etwas viel Spannenderes zum Wohnen ein. Aber auf jeden Fall wird dieses Haus auch einen Eingang oder einen Aufgang haben, den auch du beschreiten kannst. Denn noch einmal werde ich nicht ohne dich in der Nacht sein. Ich will nie mehr so schlimm von dir träumen."

"Gute Nacht!"

Der kleine Nachtwächter hat eine Beule auf der Stirn - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 25. August 2011