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GUTE-NACHT/3468: Der kleine Nachtwächter erobert den Hügel (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter erobert den Hügel



Mit der Laterne in der Hand und dem Rucksack auf dem Rücken stapft der kleine Nachtwächter durch das Gras einer Weide. Nicht nur das kniehohe Gras erschwert ihm das Laufen, auch das hügelige Land trägt dazu bei, daß der kleine Nachtwächter ins Schwitzen gerät. Ist er es doch nicht gewohnt, bei hellem, warmen Sonnenschein zu marschieren.

Rebell bereiten die Hitze und die Steigung keine Probleme. Er läuft voraus und kehrt bald wieder zurück, um nach dem kleinen Nachtwächter zu sehen. "Du hast es gut, so ganz ohne Gepäck herum zu laufen. Eine Pause würde uns beiden sicher gut tun. Aber ich will zuvor erst noch den Hügel bezwingen. Wenn wir oben stehen und eine wunderbare Aussicht genießen, dann breite ich uns ein Picknick aus."

Frohen Mutes stapft der kleine Nachtwächter weiter und freut sich auf die kommende Aussicht. Doch der Weg ist lang. Endlich haben die beiden das Plateau des Hügels erreicht. Hier setzt sich der kleine Nachtwächter erschöpft nieder. "So habe ich aber nicht gewettet!", schimpft er, denn vor ihm liegt nicht etwa ein wunderschönes Tal, sondern es ragt sogleich der nächste, noch höhere Hügel vor ihm auf.

Aber der kleine Nachtwächter gibt nicht auf: "Laß uns einfach weiter marschieren. Dort oben auf dem nächsten Hügel erwartet uns bestimmt eine besonders herrliche Aussicht." Also geht es noch einmal los. Das Picknick muß warten.

Der Weg ist lang und erscheint immer länger. Inzwischen ist der kleine Nachtwächter von der Weide über einen Graben geklettert und läuft nun einen Feldweg entlang, der in einigen Windungen den Hügel hinauf geht. "Wo der Weg wohl auf der anderen Seite hinführt?", fragt sich der kleine Nachtwächter, "vielleicht auf die Landstraße, die zur Stadt und den Zoo führt. Das wäre schön."

Wegwarte - Joaquim Alves Gaspar, Lisboa, Portugal
Nach einer weiteren Weile bleibt der kleine Nachtwächter stehen und schaut sich um. Hier am Wegesrand wachsen kleine blaue Blumen. Sie tragen den Namen Wegwarte. Der Sage nach erinnert das helle Blau der Blütenkörbchen an die Augen eines Burgfräuleins, das am Wegesrand vergeblich auf die Rückkehr ihres geliebten Ritters wartete, der ins Heilige Land aufbrach und von seinem Kreuzzug nie wieder zurückkehrte.

Etwas weiter, an der Seite an der Rebell herumschnüffelt, steht Rainfarn. "Friß bloß nicht die Soldatenknöpfe!", ruft der kleine Nachtwächter aus, "die sind giftig! Unser alter Schäfer hat davon zwar Tee zubereitet und diesen seinen Schafen gegen Würmer gegeben, und auch Hundehütten habe ich schon damit ausgelegt gesehen, um sie frei von Würmern und anderen Plagegeistern zu halten. Doch fressen darfst du die gelben, knopfförmigen Körbchen nicht. Denn sie bleiben giftig."

Die kleine Rast hat gut getan. Nun geht es wieder schneller voran und alsbald erklimmen der kleine Nachtwächter und Rebell den Hügel. Endlich liegt vor ihnen die erhoffte Aussicht. Der kleine Nachtwächter läßt sich ins Gras fallen, und Rebell blickt ihn erwartungsvoll an. "Herrlich ist es hier und schau nur, da drüben steht eine alte Burg!"

Rebell interessiert sich nicht für alte Gemäuer. Er hofft jetzt endlich auf das versprochene Picknick und danach auf ein gemütliches Schläfchen.

Gute Nacht

Der kleine Nachtwächter entdeckt eine Burg - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 3. September 2011