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GUTE-NACHT/3496: Der kleine Nachtwächter läuft um sein Leben (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter läuft um sein Leben



Im Stall der Burg steht ein Auto, das nicht mehr fährt. Es soll wieder repariert werden. Denn es will unbedingt nach Afrika fahren.

Anton hat in den letzten Tagen eine Batterie für das Auto besorgt. Diese überreicht er dem kleinen Nachtwächter mit den Worten: "Damit du mir ja nicht noch einmal eine solche in mein Bett stellst."

Mit großen Augen fragt daraufhin der kleine Nachtwächter: "Woher hast du die denn?" - "Ach, vom Schrottplatz. Aber sie ist kein Schrott. Der Händler hat sie gerade erst wieder aufgeladen. Von ihm können wir uns auch noch andere gebrauchte Teile besorgen, die unser Auto dringend benötigt, damit es wieder fahren kann."

Mit diesem Geschenk ist der Burgfrieden wieder hergestellt. Obwohl Anton findet, daß der kleine Nachtwächter eine kleine Abreibung verdient hat.


Am Abend dreht der kleine Nachtwächter mit der Laterne in der einen und der Taschenlampe in der anderen Hand wieder seine Runden durch die Burg. Sein Hund Rebell ist an seiner Seite. Nur Anton kommt in dieser Nacht nicht mit. Er meint, er sei viel zu müde und wolle sich einmal richtig ausschlafen. "In Ordnung. Ich bin dann auch besonders leise, wenn wir zurückkommen", flüstert der kleine Nachtwächter schon einmal beim Verlassen des Turmzimmers.

Auf dem Weg durch die Burg besuchen er und Rebell das Auto im Stall. "Na, bist du schon gespannt auf deine Reise?", fragt der kleine Nachtwächter. Ein Lächeln scheint über die Stoßstange des Wagens zu huschen.

In der Burg ist es still. Nur hier im Stall raschelt es im Stroh und knistert es in den Ecken. Aber das macht dem kleinen Nachtwächter nichts aus. Es sind Mäuse und andere kleine Tiere. Auch sie brauchen irgendwo einen Unterschlupf. Plötzlich aber ist ein lautes Heulen zu vernehmen.

"Wo kam denn das gerade her?", schrickt der kleine Nachtwächter zusammen und gibt sich dann gleich selber die Antwort, "das muß aus dem großen Saal gekommen sein!" Allen Mut zusammennehmend ruft der kleine Nachtwächter Rebell zu sich. Gemeinsam gehen sie dem Schrei auf den Grund.

Im Saal ist es dunkel. Nur die Laterne beleuchtet den Raum, der seine Schatten wirft und die Besucher neckt. Der kleine Nachtwächter sieht sich um. Dann beginnt er zu zittern. Drüben an der Wand bewegt sich der Vorhang. Dies ist kein Schattenspiel und keine Einbildung. Am liebsten würde er seine Beine in die Hand nehmen und hinauf ins Turmzimmer laufen. Dort steht sein Bett und dahinein würde er sich am liebsten verkriechen und fest die Decke über den Kopf ziehen.

Schon wendet er sich um. Da fällt ihm ein, warum er hier in der Burg lebt. "Ich bin der Nachtwächter! Ich muß nachsehen, was da los ist." Er beruhigt sich damit, daß ein Fenster offen stehen könnte und der Luftzug den Vorhang bewegt hat. Dann aber fällt ihm der Schrei wieder ein und sein Blut gefriert ihm fast im Körper. Mutig schreitet er auf den Vorhang zu. Doch erneut hallt ein Schrei durch die Burg und er kommt direkt von hinter dem Vorhang her.

Diesmal nimmt der kleine Nachtwächter seine Beine sofort in die Hand und sputet sich die Treppe zum Turmzimmer hinauf. Schnell schließt er hinter sich und Rebell die Tür ab und schlüpft unter die Bettdecke. Auch Rebell verbirgt sich dort am Fußende und nur noch sein Schwanz lugt heraus.

"Das war aber nicht besonders leise von mir!", stellt der kleine Nachtwächter fest, "wieso ist davon Anton nicht aufgewacht?" Mit einem Satz sitzt der kleine Nachtwächter aufrecht im Bett. Rebell folgt seinem Beispiel.

"Anton?", flüstert der kleine Nachtwächter. Keine Antwort. Dann ein lauterer Ruf nach seinem Freund. "Meine Güte, wie müde ist Anton denn oder ist er gar nicht in seinem Bett, sondern untem im Hof im Klohäuschen?"

Der kleine Nachtwächter nimmt seine Taschenlampe aus seiner Jackentasche, steigt aus dem Bett und geht zu dem anderen hinüber. Das Bett leuchtet er genau ab. Doch darin liegt niemand. Jetzt pocht es an der Tür. Der kleine Nachtwächter zuckt zusammen. Doch ein Hoffnungsschimmel erwärmt sein Herz. "Das muß Anton sein!" Schnell läuft der kleine Nachtwächter zur Tür, um seinen Freund herein und den unbändigen Schreihals draußen zu lassen.

So schnell er kann dreht er den Schlüssel im Schloß herum und öffnet die Tür, nicht nur einen Spalt, sondern vollständig. Doch, der kleine Nachtwächter erstarrt und von Rebell ist wieder nur noch die Schwanzspitze zu sehen.

Dem kleinen Nachtwächter ist, als falle er gleich in Ohnmacht. Die Knie werden ihm jedenfalls weich, denn vor ihm steht ein Geist, ein Geist in einer Ritterrüstung. "In einer Ritterrüstung? In der Ritterrüstung, die sonst unten im Saal steht?", geht es dem kleinen Nachtwächter durch den Kopf.

Genau jetzt spricht eine bekannte Stimme mit ihm, allerdingst hört sie sich etwas gedämpft an: "Hey, kleiner Nachtwächter! Bitte hilf mir, ich komme aus diesem verdammten Ding nicht wieder heraus!"

Buntstiftzeichnung 'Ritter' - Copyright 2011 by Schattenblick

zum 22. November 2011