Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3515: Im Schuhschrank ist die Hölle los - Teil 10 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

I m   S c h u h s c h r a n k   i s t   d i e   H ö l l e   l o s


Unter der Kellertreppe wartet der kleine Turnschuh schlafend auf den nächsten Morgen. Doch das wird sich gleich ändern, denn von oben aus dem Flur ist lautes Poltern zu vernehmen. Der kleine Turnschuh erwacht. Die Haustür schlägt zu. Dieses Geräusch kennt der Turnschuh schon. Nur hier im Keller hört es sich viel leiser an. Außerdem klingt es so, als ob die Tür gleich zweimal ins Schloß gefallen sei. "Ist es vielleicht schon früh am Morgen?" überlegt der kleine Turnschuh, "verlassen die Kinder schon das Haus, um zur Schule zu gehen?"

Doch es ist noch so dunkel hier. Der kleine Turnschuh macht sich so seine Gedanken. Auch das Erlebnis mit der geheimnisvollen Stimme fällt ihm wieder ein. Der erste Kontakt mit einem Echo. Der kleine Turnschuh weiß allerdings nicht, wen oder was er da gehört hatte. Doch vielleicht schließt der kleine Turnschuh ja noch nähere Bekanntschaft mit dem Echo. Denn dieses hat es sich hier unten im Keller ganz gemütlich gemacht. Oben im Haus beruhigt es sich wieder und der kleine Turnschuh nickt in der Stille der Dunkelheit noch einmal ein.

Plötzlich fällt die Haustür ein weiteres Mal ins Schloß. Während auch das letzte Kind das Haus verläßt, um zur Schule zu gehen, stellt sich bei Mutter die alltägliche Routine wieder ein - aufräumen, waschen, bügeln usw... Dabei mag sie Hausarbeit überhaupt nicht. Doch sie öffnet die Kellertür. Darauf hat der kleine Turnschuh nur gewartet. Vom Quietschen der Kellertür erwacht er. Mutter stapft die Treppe hinunter.

Unten angelangt, öffnet sie eine der drei Türen. "Das muß die Waschküche sein", denkt der kleine Turnschuh und wagt sich unter der Kellertreppe hervor. Um besser sehen zu können, hüpft er auf die unterste Stufe der Treppe und blickt in die geöffnete Tür. Mutter hantiert dort an einem großen weißen Kasten herum, der vorn ein rundes schwarzes Loch aufweist. Daneben steht ein riesiger Korb. "Das ist bestimmt der Wäschekorb", überlegt der kleine Turnschuh. Er springt von der Treppe herunter und hopst gleich in Richtung der offenen Tür.

Inzwischen hat sich Mutter umgedreht, den großen Korb vor ihren Bauch geklemmt und schreitet in Richtung Kellertreppe. Halt! Stop! Kleiner Turnschuh, Achtung! Doch der kleine Turnschuh hat keine Zeit mehr, aus dem Weg zu hopsen. Und Mutter? Mutter entdeckt den kleinen Turnschuh nicht, der ihr genau im Weg liegt, denn sie trägt den Wäschekorb direkt vor ihrem Bauch. Auweiha! Da ist es auch schon passiert! Mutter stolpert über den kleinen Turnschuh und wäre fast im Wäschekorb gelandet, wenn sie denn hinein gepaßt hätte.

"Verflixt! Was war denn das?" schimpft sie und schaut nach. "Wo kommt denn dieser Turnschuh her? Da hat doch eben noch nichts gelegen!" Mutter ist ganz schön sauer. Sie hebt den kleinen Turnschuh auf. "Wo ist denn nur der zweite. Deshalb hat Toni wohl heute morgen seine Gummistiefel angezogen, weil er seine Turnschuhe nicht finden konnte. Also dich stelle ich erst mal in den Schuhschrank zurück. Toni kann dann heute gleich nach der Schule den anderen suchen." So spricht Mutter mit sich selbst und ahnt nicht, daß ihr jemand zuhört. Sie weiß ja nichts von den vielen kleinen Leuten, wie zum Beispiel dem kleinen Turnschuh. Er aber hört Mutter genau zu.

Mutter betrachtet den kleinen Turnschuh. Nun, wohin damit? Mutter wirft ihn in den Wäschekorb hinein, damit sie ihn besser die Treppe hinauf bekommt und nicht zweimal laufen muß. Im Flur angelangt, klingelt im Wohnzimmer das Telefon. Mutter stellt den Wäschekorb ab und geht ins Wohnzimmer. Der kleine Turnschuh hätte sich gar nicht träumen lassen, so schnell im Wäschekorb zu landen. Der Wäschekorb ist aber leider leer. Keine Wäsche und auch sonst ist nichts darin. Traurig liegt der kleine Turnschuh nun da und weiß nicht weiter. Hatte er doch gehofft, seinen Bruder hier im Wäschekorb wiederzufinden.

Doch dem ist nicht so. Jetzt braucht der kleine Turnschuh einen neuen Plan, um seinen Bruder zu finden. Zuvor aber hängt er ersteinmal in diesem Wäschekorb fest. Zeit für eine Verschnaufpause.

Gute Nacht

zum 18. Januar 2012