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GUTE-NACHT/3607: Wie ein Paket abgegeben (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Wie ein Paket abgegeben

Mit dem lautesten Indianergeheul, zu dem Enna fähig ist, taucht sie aus ihrem Versteck auf ...

Opa Eggi und der Nachbarsjunge Paul schreien vor Schreck ebenfalls los. Das ruft nicht nur Oma Lucie aus der Küche auf den Plan, sondern auch Kathie und Magda. Die beiden Uromas stecken sogleich die Köpfe auf den Flur hinaus.

"Was ist los, Kind?", fragt Uroma Magda. Uroma Kathie beantwortet die Frage: "Wie du sehen kannst, ist nichts passiert. Mein Sohn Eggmont und die Kinder spielen mal wieder Indianer." Zu Opa Eggi gewandt meint sie: "Du bist doch nun wirklich schon ein bißchen zu groß zum Indianerspielen."

Bevor die Situation noch weiter durcheinander gerät, ruft Oma Lucie zum Essen: "Schön, daß ihr gerade alle hier versammelt seid, laßt uns in die Küche gehen, das Abendessen steht auf dem Tisch."

Das läßt sich Enna nicht zweimal sagen. "Was gibt es denn?", fragt sie. "Pfannkuchen mit Quark und Zimt oder mit Apfelmus. Doch zuerst werden die Hände gewaschen." Enna stöhnt. Aber sie wendet sich in Richtung Badezimmer. "Nimm Paul gleich mit", ruft ihr Oma Lucie hinterher. Enna stöhnt gleich noch einmal.

Paul folgt Enna. So viele Opas und Omas auf einem Haufen ist er nicht gewöhnt. Er hat nicht einmal ein Großelternteil in der Nähe wohnen.

Im Badezimmer ist Enna nicht gerade freundlich zu Paul. "Warum bist du eigentlich hier?", fragt sie geradeheraus.

"Meine Mama ist im Krankenhaus", antwortet er leise. "Oh", macht Enna nur und dreht den Wasserhahn auf. Jetzt setzt Paul noch hinzu: "Mein Vater ist bei ihr. Und weil ich nicht alleine zuhause bleiben darf, hat er mich bei euch abgegeben?"

"Abgegeben!", denkt Enna und schluckt. Sie möchte nicht wie ein Päckchen oder ein Paket bei den Nachbarn "abgegeben" werden. "Hast du was gesagt?", fragt Paul. "Nein", antwortet Enna schon etwas freundlicher. Dann fragt sie: "Magst du Pfannkuchen?" Doch Paul entgegnet: "Ich mag jetzt nichts essen!" Sofort kommt es aus Enna hervor: "Weil deine Mama im Krankenhaus ist?" - "Ja." Enna möchte wissen, was ihr fehlt. "Weißt du das denn nicht? Sie bekommt ein Baby", klagt Paul.

"Oh, das ist doch wunderschön. Dann bekommst du eine Schwester oder einen Bruder. Freust du dich denn gar nicht?", möchte Enna wissen. "Mhm", meint Paul nur. Ihm ist es ganz unheimlich wie seine Mama zuhause gestöhnt hat. Der kleine Kerl in ihrem Bauch scheint sie ja jetzt schon zu quälen, wie soll das erst werden, wenn der Kleine da ist. Zu Enna gerichtet sagt Paul: "Das Baby ist ein Quälgeist. Damit will ich nichts zu tun haben." Enna schüttelt den Kopf: "Naja, wart's ab."

Da ruft Oma Lucie nach den Kindern: "Wo bleibt ihr denn?" Enna stubst Paul an. "Komm, laß dir von dem winzigen Quälgeist nicht den Appetit verderben! Und auch nicht von meiner quängelnden Oma", lacht Enna Paul verschmitzt an ...

Gute Nacht


8. November 2012