Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → LESEN UND LERNEN

MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/010: Wolfgang Amadeus Mozart. Wolfgangs Musik (SB)


W O L F G A N G   A M A D E U S   M O Z A R T

Teil 7

Wolfgangs Musik ist einfach eine Wucht!



Wie ihr wißt, hatte es zwischen dem Erzbischof von Coloredo und Wolfgang - im wahrsten Sinne des Wortes - gekracht. Mit einem Fußtritt in den Hintern war Wolfgang aus dem Haus und damit aus den Diensten des dreisten Geistlichen entlassen worden. Für Wolfgang bedeutete dies nur eins: sich nie wieder einem anderen Herrn zu unterwerfen. Und so, endlich als freier Musiker, kannte Wolfgang nur noch ein einziges Ziel: fortzuziehen, fort von Salzburg.

Keine andere Stadt erschien ihm als neue Heimat so anziehend wie Wien. Wien war eine große Musikstadt, und dort war der junge Musiker längst wohlbekannt. Schon als kleiner Bub hatte er vor dem österreichischen Kaiser gespielt, und vor kurzem erst hatte er, bei der Krönung Josephs II zum österreichischen Kaiser, alle hohen Leute der Stadt mit seinem einzigartigen Spiel begeistert.

Ich habe euch an anderer Stelle erklärt, daß ihr Wolfgang unweigerlich so kennenlernen werdet, wie ich ihn sehe, und ich sage euch, er war einfach einmalig, er hatte - wie man so schön sagt - einen ganz eigenen Kopf. Er muß die Menschen wohl sehr gemocht haben und hatte allen eine Menge mitzuteilen. Ich denke, deshalb hat er so viel komponiert und hat diese unendlich zahlreichen, wunderschönen Musikwerke geschrieben.

Vielleicht liebte Wolfgang es besonders, Opern zu komponieren, weil er hier zeigen konnte, wie er uns Menschen erlebte. Die Sänger seiner Opern jubeln, tirilieren, trällern ihr Glück aus sich heraus, aber sie können genauso in tiefste Verzweiflung geraten und den Schmerz und die Pein ihrer Herzen besingen. Viele Melodien, die Wolfgang komponierte, prägen sich ein und halten das Gehörte und eventuell auch Gesehene in lebendiger Erinnerung.

Wolfgangs Konzerte sind für die Musik seiner Zeit ungewöhnlich. Die Instrumente führen einen Dialog - sie `wettstreiten' miteinander. Das Klavier `unterhält' sich mit den anderen Instrumenten des Orchesters oder es `unterhalten' sich gar die einzelnen Stimmen, die einzelnen Instrumente untereinander. Bei anderen Komponisten damals war das Klavier ein Klavier, es führte, und das Orchester begleitete einfach nur. Beide liefen gewissermaßen nebeneinander her. Mit seinem neuen Konzertstil aber konnte Wolfgang unendlich viel Abwechslung schaffen.

Doch wie immer im Leben gab es auch Neider, die Wolfgangs Musik als buchstäblich `unerhört' farbig und beweglich bezeichneten. Das Gehörte war ihnen zu `modern', ungewohnt und unmoralisch. Sie erkannten das Genie dieses großen Meisters nicht.

Der österreichische Kaiser Joseph II. gab zum Beispiel einmal nach einer Opernvorstellung von sich: "Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, lieber Mozart!" Wolfgang, diese Mißachtung seiner Kunst ignorierend, soll darauf schlicht und ergreifend entgegnet haben: "Gerade soviel, Ehrwürdige Majestät, als nötig." Wolfgang stand zu seiner Musik und zu sich selbst, er wußte wohl genau, warum er so und nicht anders komponierte.

Ja, Wolfgang hatte eine Menge Ideen, etwas Neues in der Musik einzuführen, und so manches Mal war das Wiener Publikum hellauf begeistert, ob es sich nun um ein Konzert oder um eine Oper handelte. Die Uraufführung von Wolfgangs Oper "Die Hochzeit des Figaro" zum Beispiel dauerte sechs Stunden, weil das Publikum so begeistert war, daß die meisten Musiknummern wiederholt werden mußten. Und mit seiner Oper "Cosi fan tutte" hat Wolfgang sein Publikum mit dem musikalischen Nebeneinander von derbem Spaß und tiefem Schmerz bis an die Grenze des Erträglichen getrieben.

14. März 2014