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PFLANZEN/029: Die Bäume schlagen aus ... (SB)


Baumerwachen



Wenn alle Blätter fallen ...

Im Herbst, wenn die Bäume alle Blätter verloren haben und sie als kahles Baumgerüst dastehen, wird das weit verzweigte Geäst sichtbar. Ohne ein Blatt, ohne den Schimmer von Grün ragen sie gen Himmel, zeichnen sich dunkel im Gegenlicht der früh untergehenden Sonne ab oder bilden einen herben Kontrast gegen das Weiß des winterlichen Schnees. Wer wollte wirklich zu diesem Zeitpunkt glauben, dass sie noch lebendig sind, dass sie je wieder Blüten und Blätter tragen? Nichts deutet augenscheinlich darauf hin. Wirklich nichts?


Bäume und Sträucher halten Winterruhe

Im Winter herrscht im Pflanzenreich Winterruhe. Kräuter und verschiedene Blumen überwintern, indem sie Nährstoffe in Knollen und Zwiebeln geschützt unter der Erde lagern. Die Gräser legen sich flach auf den Boden und vom Schnee zugedeckt können auch sie einen kalten Winter gut überstehen. Die Bäume und Sträucher bereiten sich auf fast unsichtbare Weise schon im Sommer und Herbst auf ihr Weiterwachsen im nächsten Frühjahr vor.

Sie bilden Knospen aus. Darin sind entweder Blätter oder Blüten und Blätter in winzig kleiner Form angelegt. Die Knospen bilden eine Art Schutzhülle aus, so dass sie auch tiefe Temperaturen im Winter, kalte Trockenheit sowie Eis und Schnee überstehen können. So ruhen sie in der Winterzeit gut verkapselt an den Zweigen.

Foto: © 2016 by Schattenblick

Gerade frisch entfaltete Kastanienblätter
Foto: © 2016 by Schattenblick



Das Blühen im Frühling

Im Frühjahr aber geschieht das Wunder. An den knorrigen, nackten Ästen, an den dünnen, zierlichen Zweiglein sind zunächst nur die vielen kleinen, noch gut verschlossene Knospen zu erkennen. Doch mit jedem Tag, an dem es wärmer wird, öffnen sie sich zusehends und zarte Blätter und Blüten nehmen Gestalt an. Aus den Knospen erwachsen auch neue Triebe. Aus ihnen werden junge Zweige mit Blättern. Im Laufe der Jahre werden aus den dünnen, jungen Zweigen immer dickere Äste. Auf diese Weise ändert der Baum stetig seine Gestalt, er wird mächtiger, breiter und höher. Bei Obstbäumen entfalten sich aus den Knospen nicht nur die Blätter, sondern auch die Blüten.

Birnbaumblüten in noch nicht ganz entfalteten Blättern - Foto: © 2016 by Schattenblick Junge Apfelbaumblätter noch ohne Blüten - Foto: © 2016 by Schattenblick

Links: Erste Blüten am Birnbaum
Rechts: Junge Apfelbaumblätter
Fotos: © 2016 by Schattenblick



Neue Bäume entstehen

Sind die Blüten geöffnet, locken sie mit Farben und Duft Insekten an, die den Blütenstaub weitertragen und auf andere Blüten ihrer Art verteilen, oder aber der Wind erledigt diese Aufgabe. Nach der Bestäubung bilden sich erste kleine Früchte aus, die so klein sind, dass man zunächst noch gar nicht erkennen kann, was mal aus ihnen werden wird. Es ist erstaunlich, wie rasch sie sich entwickeln. Auch Apfel- und Birnbaum eilen sich. Schließlich bleibt ihnen nur der Sommer und Frühherbst, also nicht viel Zeit, um Birnen und Äpfel in möglichst großer Zahl wachsen zu lassen. Spät im Herbst dann, bevor es wieder richtig kalt wird und der erste eisige Frost ins Land zieht, sollten die Früchte hinab gefallen sein, damit ihre Kerne noch ins Erdreich gelangen können. Dazu müssen sie zuvor noch von dem sie umgebenden Fruchtfleisch befreit werden. Entweder verfaulen sie oder aber sie werden von Tieren, zum Beispiel von Igeln und Vögeln, gefressen. Sind die Kerne in der Erde gedrungen, können sie dort überwintern. Im Frühjahr, sobald die Sonne die Erde erwärmt, beginnen die Kerne zu keimen. Die beiden Keimblätter durchstoßen zuerst das Erdreich. In Licht und Wärme beginnen die jungen Bäume zu wachsen. Zunächst sind sie so winzig, und man kann sich kaum vorstellen, dass aus ihnen mal ein prächtiger, großer Baum werden wird. Dafür brauchen sie allerdings auch sehr lange und noch viel länger, bis sie ihre ersten Früchte hervorbringen und sich dann auch selbst weiter vermehren können. Bis dahin sorgen die erwachsenen Bäume Jahr um Jahr für den Fortbestand ihrer Art.

Foto: © 2016 by Schattenblick

Eine noch fest verschlossene Walnussbaumknospe
Foto: © 2016 by Schattenblick


Es gibt also zweierlei Dinge, die für das Wachsen eines Baumes wichtig sind: Erstens muss er rechtzeitig sie Knospen für das nächste Jahr ausbilden, um so sein Weiterwachsen und die Blütenbildung zu sichern, zweitens müssen seine Kerne im Erdboden überwintern, damit neue Bäume aus ihnen wachsen können. Man könnte meinen, es sei jedes Jahre das gleiche Geschehen. Das ist einmal richtig, aber auch wieder nicht, weil der Baum mit jedem Jahr seine Gestalt verändert.

Weidenkätzchen an einem noch kahlem Weidenbaum - Foto: © 2016 by Schattenblick Zarte weiße Mirabellenblüten an einen noch ziemlich kahlen Baum - Foto: © 2016 by Schattenblick

Links: Weidenkätzchen
Rechts: Früh im Jahr erblüht der Mirabellenbaum
Fotos: © 2016 by Schattenblick



24. Mai 2016


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