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PFLANZEN/031: Baum und Zeit zum Leben ... (SB)


Der Wald braucht keine Menschen?


Der Mensch war schon immer der größte Feind des Waldes ...

Mehr und mehr Wälder verschwinden von der Erdoberfläche. Ihre Vernichtung hat mehrere Ursachen. Eine davon währt schon so lange wie es Menschen gibt, die in Siedlungen leben und Landwirtschaft betreiben. Um Getreide, Kartoffeln, Gemüse und vieles mehr anzubauen, benötigen sie Landflächen und für ihre Kühe, Schweine und Schafe Weideland.

Da wo Menschen sesshaft werden, muss der Wald weichen. Um Hütten und Häuser bauen zu können, ist freies Land erforderlich und Holz - das lange Zeit das allerwichtigste Baumaterial war. Daraus wurden Schiffe, Häuser, Brücken, Fässer, Möbel, Wagen, Kutschen, Windmühlen und vieles mehr hergestellt. Dazu zählten auch Dinge, die im Haushalt Verwendung fanden wie beispielsweise Holzteller, Besteck, Kisten oder Regale. Einen wirklich gewaltigen Holzverbrauch beanspruchte der Bau von Schiffen, sowohl von Kriegsschiffen wie auch von Handelsschiffen und Booten. Bis in die heutige Zeit ist der Mensch der größte Feind des Waldes.


... und daran scheint sich nichts zu ändern

Immer noch zählt Holz zu den wichtigsten Baumaterialien. Außerdem wird es für die Papierherstellung verwendet. Seltene, langsam wachsende Bäume liefern die sogenannten Edelhölzer, mit denen ein reger Handel getrieben wird. Bei ihrem Verkauf lassen sich unglaublich hohe Preise erzielen. Eigentlich sollte das Fällen gerade dieser Bäumen von den Regierungen genehmigt werden, damit nicht zu viele abgeholzt werden. Doch leider wächst die Zahl der Leute, die ohne diese Genehmigungen einfach nach Belieben gerade solche alten, ehrwürdigen Bäume wegen ihres Holzes absägen, um es teuer zu verkaufen.



Auf einer weiten Fläche sind nur noch kahle, zerfledderte Holzreste zu erkennen. Auf einem Wassergraben schwimmen Holzbretter - Foto: 2007, by Aidenvironment, 2006 (flickr:Riau flickr user:Wakx) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Waldvernichtung in Indonesien
Foto: 2007, by Aidenvironment, 2006 (flickr:Riau flickr user:Wakx) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Aber der Wald wird noch aus anderen Gründen zerstört. In Indonesien beispielsweise werden immer mehr Palmölplantagen angepflanzt. Das Palmkernöl wird bei der Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet, aber auch für industrielle Zwecke eingesetzt und in jüngster Zeit wird es auch für die Produktion von Biokraftstoff benutzt. Um an ein dafür geeignetes Landstück zu gelangen, werden oft Waldbrände gelegt, in denen unsagbar viele Bäume ihr Leben lassen.

Auch der Bau von Straßen, die zum Beispiel in Brasilien das Amazonasgebiet durchschneiden, reißt breite Schneisen in das dicht bewaldete Land. Und der Straßenbau hat Folgen, denn jetzt können die gefällten Baumstämme, Rohstoffe oder Baumaterialien auf großen, schweren Lastfahrzeugen transportiert werden. In der Nähe solcher Straßen siedeln sich Menschen an, denn nun können Holzfäller und Viehzüchter viel leichter in zuvor schwer zugängliche und unberührte Waldgebiete vordringen. Sie beanspruchen ebenfalls Waldfläche für ihre Häuser und eine dazu gehörende Landwirtschaft für ihre Versorgung. All dies geschieht auf der ganzen Welt. Die größten Waldverluste gibt es in Indonesien, in Russland, Brasilien, Mexiko und vielen Ländern Afrikas. Doch auch in Spanien, Portugal, Griechenland und Italien verschwindet der Wald.


Viele verkohlte Baumstämme und Zweige liegen auf verbranntem Boden, im Hintergrund stehen noch Bäume, einige angesengt, andere noch vom Feuer verschont - Foto: 2005, by Jami Dwyer [Public domain], via Wikimedia Commons

Brandrodung in Mexiko
Foto: 2005, by Jami Dwyer [Public domain], via Wikimedia Commons

Das Abholzen des Regenwaldes ist besonders schlimm. Zwar bedeckt er nur etwa 7% der Erdoberfläche, doch leben in ihm 50% aller Tier- und Pflanzenarten der Erde. Sie verlieren durch die Waldvernichtung ihren Lebensraum, was zum Aussterben ungeheuer vieler Arten führt. Aber auch zahlreiche Menschen, die in Stammesgemeinschaften in und von dem Regenwald leben, verlieren ihre Heimstatt.

Seit der letzten Eiszeit wurden ca. 80% der einst wachsenden Wälder auf der Erde gerodet. Allein im letzten Jahrhundert verschwanden 1,5 Millionen Quadratkilometer Waldfläche von unserem Planeten, was beinahe der Landfläche der Mongolei entspricht. Das Ausmaß der Waldvernichtung ist so stark angewachsen, dass seine Auswirkungen weltweit zu spüren sind. Denn durch die Wälder wird nicht nur die Luft von Staub und anderen Schmutzteilchen gereinigt, auch das schädliche Kohlendioxid, das in immer größeren Mengen an die Atmosphäre abgeben wird, kann in den Bäumen und anderen Pflanzen des Waldes gespeichert werden, ebenso wie im Waldboden. Zudem filtern Wurzeln, Moose und Büsche Schadstoffe aus dem Wasser und geben es gereinigt an den Waldboden ab. Das Grundwasser unter Wäldern hat in den meisten Fällen Trinkwasserqualität. Wälder sind also weltweit für ein stabiles Klima und sauberes Wasser wichtig.


Hügellandschaft ohne Bäume, karger Bewuchs mit Gräsern und kleinen Büschen - Foto: by self (Own work) CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Ein typisches entwaldetes Gebiet im Mittelmeerraum
Foto: by self (Own work) CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons


Gegen den Waldverlust überall neue Bäume pflanzen - geht das?

Nun könnte man sagen, wenn Wälder vernichtet werden, dann muss man neue Bäume pflanzen. Die Idee ist bestimmt gut, aber sie bringt viele Probleme mit sich. Denn die Bäume können nur noch in anderen freien Gebieten angepflanzt werden, da ihr eigentlicher Stammplatz durch Straßen, Plantagen, Gebäude oder die Landwirtschaft besetzt bleibt. Wo also wird man neue Bäume ansiedeln? Können sie dort gedeihen, wo von Natur aus eigentlich keine Bäume wachsen würden? Was getan werden kann und welche Probleme dabei auftreten, zeigt das Beispiel China.


Chinas Grüne Mauer

China hat mit den Folgen von der Abholzung weiter Teile seiner Wälder zu kämpfen. Menschen besiedelten die neu entstandenen Flächen, bauten Städte und Industrieanlagen, die gemeinsam mit der Landwirtschaft Unmengen Wasser verbrauchten und den Grundwasserspiegel absinken und sogar Flüsse versiegen ließen. Der Boden laugte aus, wurde unfruchtbar und trocken, die Bodenkrume wurde durch starke Winde abgetragen und die Wüsten Gobi und Taklamakan breiteten sich weiter aus. Sandstürme trieben immer größere Mengen Sand vor sich her und erreichten selbst die Megastadt Peking. Es musste dringend etwas getan werden.

1978 wurde das weltweit größte Wiederaufforstungsprogramm gestartet. Parallel zur berühmten Chinesischen Mauer sollen bis zum Jahr 2050 auf einem 4.500 km langen und 100 km breitem Landgürtel Bäume angesiedelt werden. Zunächst wurden Gräser und Büsche angepflanzt, die mit dem Sand und dem trockenen Klima gut zurechtkommen. Sie befestigten den Boden. Dann wurden geeignete Bäume ausgesucht, die ebenfalls genügsam und einigermaßen unempfindlich gegen Wüstensand sind. Auch sollten sie mit wenig Wasser auskommen und außerdem schnell wachsen. Pappeln und Tamarisken [1] zeigten sich als widerstandsfähig und wurden in großer Zahl angepflanzt. Doch in einigen Gebieten waren die Bedingungen noch schlechter. Die jungen Bäume mussten bewässert werden, damit sie überhaupt eine Chance zum Großwerden bekamen. Anfänglich wurden auch Fehler gemacht. So pflanzte man Pappeln in großen Monokulturen an, die dann in großer Zahl einem Schädling zum Opfer fielen. Daraufhin wurden nur noch Mischwälder angelegt. Trotzdem nahmen und nehmen die Probleme kein Ende. Im Jahr 2000 zum Beispiel starben 70% der vor 20 Jahren gepflanzten und schon ziemlich groß gewachsenen Weiden und Pappeln an einer Krankheit (Anoplophora).

Und das ist ein weiterer Punkt, der mit beachtet werden muss. Bäume brauchen Zeit zum Wachsen. 20, 30, 50 Jahre können vergehen, bis ein Baum als Erwachsener gelten kann - und für ihn selbst ist das nicht einmal viel.

Bäume pflanzen ist mit Sicherheit gut, aber nicht unproblematisch und es erfordert viel Wasser, wo es kaum etwas gibt und viele Menschenhände, die sich um die Bäume kümmern. In China ist jeder Bürger von 11 - 60 Jahren verpflichtet, in seinem Leben 3 bis 5 Bäume zu pflanzen oder ein Bußgeld zu zahlen. Bei einer so großen Bevölkerungszahl wie die Chinas wären das schon eine ganze Menge Bäume. Aber wie gesagt, ohne Einschränkungen und Rückschläge durch Baumsterben und Wiederanpflanzen wird es wohl nicht durchzusetzen sein.


An einem Steilhang wurden vor Wind schützende Einfassungen aus mit der Hand aufgeschichteten Bruchstein geschaffen, in denen die Jungpflanzen gesetzt wurden - Foto: 1997, by Earnest B (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Aufforsten in China
Foto: 1997, by Earnest B (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Bäume pflanzen - ein Beispiel auch für andere Länder?

Trotz der Rückschläge ist das chinesische Baumpflanzungsprojekt auf jeden Fall begrüßenswert und nach seinem Vorbild sollen auch im Osten Afrikas in der trockenen Sahel Zone ca. 12 Millionen Hektar Wald entstehen. Länder wie Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, um nur einige zu nennen, nehmen an diesem Aufforstungsprojekt teil. Sie wollen verhindern, dass sich in Afrika die Wüsten weiter ausbreiten und immer mehr Ackerland verloren geht.

Weitere große Baumverluste entstehen dadurch, dass für viele arme Menschen Brennholz die einzige Energiequelle ist. Wenn sie kochen oder sich wärmen wollen, brauchen sie Holz. Zudem ist die Herstellung von Holzkohle, die sie auf Märkten verkaufen können, ihre einzige Einnahmequelle. All diese Probleme sollten bei dem Projekt "Bäume pflanzen" mit berücksichtigt werden.

Wäre es nicht am besten, wenn man die weltweite Waldvernichtung stoppt? Doch Holz wird der Mensch weiterhin benötigen. Was also kann unternommen werden? Was gilt es alles zu bedenken, sowohl beim Bäumepflanzen als auch beim Holzverbrauch? Das sind viele Fragen und einfache Antworten liegen dafür nicht bereit. Aber vielleicht ist ein Anfang damit gemacht, dass sich möglichst viele Menschen überhaupt im Klaren darüber sind, wie wichtig die Wälder für das Leben auf der Erde sind. Vielleicht gibt das einen Anstoß für einen achtsamen Umgang mit Holz und all den Dingen, die aus Holz hergestellt werden.


Anmerkung:

[1] Tamarix, Tamarisken: sind gegen Sandstürme resistente und auch auf Salz- oder Kalkböden gedeihende Sträucher, die einen bis drei Meter hoch werden.



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.spektrum.de/news/chinas-grossen-gruene-mauer-bremst-wuesten-aus/1323255

http://www.spektrum.de/magazin/landwirtschaft-die-grosse-gruene-mauer/13144689

http://www.naturwelt.org/welthunger/der-wald/die-große-grüne-chinesische-mauer/

http://german.china.org.cn/german/23248.htm


13. Oktober 2016


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