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PFLANZEN/045: Ein Baum braucht gemischte Gesellschaft ... (SB)



Der Kakaobaum ist nicht nur so ungemein interessant, weil an ihm die Kakaobohnen reifen, aus denen später einmal Schokolade und Kakaogetränke gefertigt werden, er ist auch für sich genommen eine ganz besondere Pflanze. In diesem Artikel geht es also nicht um die Schokoladenherstellung, sondern einzig um den Baum, dem wir zwar die Kakaobohnen verdanken, die aber ganz bestimmt nicht für uns Menschen wachsen. Es handelt sich ganz einfach um die Samenkörner, die der Verbreitung der Kakao-Pflanze dienen, wie beispielsweise die Walnüsse dem Walnußbaum, die Kirschenkerne der Kirsche oder die Apfelkerne in den leckeren Äpfeln dem Apfelbaum.

Der Kakaobaum ist ein echter Dschungelbewohner. In den Regenwäldern von Lateinamerika ist er zuhause. Dort, wo es warm, feucht und schattig ist, fühlt er sich wohl. Als immergrüner Baum wächst er bis zu 15 Meter hoch. Mittlerweile werden Kakaobäume auch in Asien und Afrika angepflanzt, in besonders hoher Anzahl an der Elfenbeinküste und in Ghana.

Auffällig sind seine vielen unzähligen Blüten mit ihrer weißen, zart rosa bis roten Farbe, weil sie an einem dicken Stängel direkt aus dem Stamm oder an den starken, kräftigen Ästen des Kakaobaumes heraus wachsen. Die Bestäubung der Blüten übernehmen Mücken und Fliegen.



An einem Baumstamm wachsen rund herum viele kleine Kakaoblüten - Foto: 2011, by Daderot [Public domain], from Wikimedia Commons

Kakaoblüten wachsen direkt am Stamm
Foto: 2011, by Daderot [Public domain], from Wikimedia Commons


Nach der Blütezeit bilden sich die Früchte des Kakaobaums aus. Nun kann man sich vorstellen, warum der Blütenstiel ziemlich dick ist, denn die Frucht, die er tragen muss, wenn sie voll ausgereift ist, erreicht eine Größe von 20 cm und kann bis zu 500 Gramm wiegen. Sie ist etwa so groß wie eine Ananas, hat aber eine ovale Form und ist zunächst grün, färbt sich dann im Verlauf der Reifung je nach Sorte mal rot, gelb oder lila.


Ein großer Baum mit dichtem, grünem Blätterdach und einer großen Zahl an orange-roten Früchten - Foto: 2005, by Francesco Veronesi (on Flickr) [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Kakaobaum mit reifen Früchten
Foto: 2005, by Francesco Veronesi (on Flickr) [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Die Schale ist dann hart und ledrig. Darin verborgen liegen die Samenkörner - die Kakaobohnen! Eingebettet in einer weißen, glibbrigen Masse, befinden sich ca. 50 Stück von ihnen in waagerechter Anordnung, wie auf dem Bild gut zu sehen ist.


Eine ganze rotbräunliche Frucht, eine in der Längshälfte aufgeschnittene Frucht mit weißen Fruchtfleisch und den waagerecht angeordneten Samenkernen (Kakaobohnen), eine Hälfte ohne Samenkerne sind abgebildet - Foto: 2012, by Genet at the German language Wikipedia [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons

Kakabohne ganz und aufgeschnittene Hälften
Foto: 2012, by Genet at the German language Wikipedia [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons

Die Frucht fällt zu Boden und dient verschiedenen Säugetieren des Regenwaldes als leckere Mahlzeit. Durch das Fressen und Ausscheiden tragen die Tiere zur Verbreitung der Samen des Kakaobaumes bei und erhalten durch den Verzehr der sehr nahrhaften Früchte eine gehaltvolle Nahrung.

Ein Kakaobaum wächst, blüht und bildet übers ganze Jahr Früchte aus. Blätter verliert er, als immergrüne Pflanze, nur einzelne. Aber er ist sehr empfindlich und einigen tödlichen Gefahren ausgesetzt. Zum einen gehen Forscher davon aus, dass es aufgrund der Klimaerwärmung zum Aussterben des Kakaobaumes bereits im Jahr 2050 kommen könnte. Der Baum wächst und gedeiht nur in ganz bestimmten Regionen der Regenwälder besonders gut, und er trägt dort wirklich viele Früchte, wo er ausreichend Regen abbekommt und die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist. Außerdem sollte die Temperatur übers ganze Jahr um die 25°C betragen. Diese Bedingungen finden Kakaobäume nur in den Regenwäldern rund 20 Kilometer nördlich und südlich des Äquators.

Würde die Temperatur auf der Erde beispielsweise um 2,1°C steigen, so würden sich auch Trockenheit und Dürren ausbreiten, die für die Kakaobäume über kurz oder lang zum Absterben führen würden. Da es heute absehbar ist, dass die Erderwärmung stattfindet, forschen Wissenschaftler daran, Kakaobäume zu züchten, die robuster und unempfindlicher sind.

Doch die Kakaobäume sind auch heute schon stark gefährdet. Pilze und Viren machen ihnen zu schaffen und zerstören die Bäume ganz oder sorgen dafür, dass sie keine Früchte mehr tragen. Nach wissenschaftlichen Schätzungen fällt nahezu ein Fünftel der jährlichen Kakaoernte den natürlichen Feinden der Kakaopflanze zum Opfer. Die größten Kakaofeinde tragen Namen wie "Black Pod", "Frosty Pod" oder "Witches Broom". Es handelt sich bei all den genannten um Pilzkrankheiten, die bis zu 50% der Baumbestände vernichten können. Auch ein Virus, der von Blattläusen übertragen wird, kann innerhalb von ca. 2 Jahren zum Absterben eines ganzen Baumbestandes, beispielsweise auf einer Plantage führen. Bekämpfen kann man den Pilz- oder Virusbefall nur durch Verbrennen der erkrankten Bäume.

Möglicherweise ist die Unzahl an Blüten und die reichliche Fruchtausbildung die Gegenmaßnahme des Kakaobaumes. Er sorgt auf diese Weise für eine große Zahl an Samenkernen, die im Regenwald verbreitet werden und an anderer Stelle zu einer neuen Kakao-Pflanze heranwachsen können. Im besten Fall haben sich dort noch keine der gefährlichen Pilze oder Viren ausgebreitet und es können neue, gesunde Bäume sprießen und für den Fortbestand dieser Pflanzenart sorgen.


Viele dichte neben- und übereinander wachsende reife, gelbe Kakaofrüchte am Stamm - Foto: 2007, by Piekfrosch (Wikipedia-User) (selbst fotografiert Borneo/Malaysia) [Public domain], via Wikimedia Commons

Viele Kakaofrüchte am Stamm, von unten gesehen
Foto: 2007, by Piekfrosch (Wikipedia-User) (selbst fotografiert Borneo/Malaysia) [Public domain], via Wikimedia Commons


Eine weitere Bedrohung stellen auch die Rodungen der Regenwälder dar. Je mehr von diesen Wäldern vernichtet werden, desto weniger Raum bleibt für die empfindlichen Kakaobäume unter natürlichen klimatischen Bedingungen wachsen und gedeihen zu können. Die Frage bleibt doch, warum Wissenschaftler (und all die Unternehmen, die Schokoladen- und Kakaoprodukte herstellen), sich nicht in erster Linie für den Erhalt der Regenwälder einsetzen, sondern sich stattdessen vorrangig bemühen, robustere Sorten zu züchten?


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/pflanzen/kakaobaum

https://www.n-tv.de/wissen/Kakaobaeume-durch-Klimawandel-bedroht-article20210246.html

https://theobroma-cacao.de/wissen/kakaobaum/krankheiten/


8. Oktober 2018


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