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TIERE/127: Fächer, Fische und Gefahren ... (SB)



Das Leben in den Ozeanen der Welt bleibt uns gemeinhin verborgen. Blicken wir aufs Meer, so breitet sich vor uns eine blaue, grüne, graue oder in ähnlichen Farben scheinende, mehr oder weniger bewegte Wasserfläche bis zum Horizont aus. Darunter tummeln sich in verschiedenen Tiefen unzählige Meerestiere mit erstaunlichen Fähigkeiten. Ganz besondere Aufmerksamkeit gilt im Folgenden dem Fächerfisch. Er beeindruckt nicht nur durch seine Sprint-Geschwindigkeit von bis zu 110 km/h, sondern auch durch seine spezielle Jagdtechnik.


Die sehr große Rückenflosse schimmert blau und der Rücken des Fisches scheint in dunklem Blau, der Bauch ist heller und weist viele Punkte auf, die zu vertikalen Reihen angeordnet sind - Grafik: 2010 by © Citron/CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/], via wikimedia commons

Zeichnung Fächerfisch
Grafik: 2010 by © Citron/CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/], via wikimedia commons


Ein Fisch mit vielen Extras

Am augenfälligsten ist wohl seine Rückenflosse. Diese reicht vom Nacken bis weit über die Hälfte der Körperlänge und ragt weiter auf als der Fischkörper an seiner höchsten Stelle misst. Mit seinen 42 bis 49 Flossenstrahlen ähnelt sie einem Fächer, daher auch sein Name. Doch andere sehen darin ein Segel und so erhält er im englischen Sprachraum die Bezeichnung "Sailsfish" (Segelfisch). Eine weitere Besonderheit stellt sein Oberkiefer dar, der zu einem langen, runden Speer geformt ist, der Rostrum genannt wird und eine ganz spezielle Jagdwaffe ist. Die Augen des Fächerfisches sind von kräftigen Muskeln umgeben, die dem Sehorgan Wärme spenden und man darf vermuten, dass er dadurch besser sehen kann. Die Temperatur des Fisches ist ansonsten von der Umgebung abhängig. Am liebsten hält sich das Tier in Wassertiefen von 40 Metern auf und bevorzugt Temperaturen von 21 bis 28 Grad Celsius.


Eine große Flosse mit vielen Flossensprossen ragt aus der Wasseroberfläche, vom Fisch selbst ist nichts weiter zu sehen - Foto: by Benjamint444 [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html)], via wikimedia commons

Flosse des Fächerfisches ragt aus dem Wasser
Foto: by Benjamint444 [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html)], via wikimedia commons

Der Körper des Fächerfisches ist langgestreckt und insgesamt sehr flach, wodurch er sich besonders gut für das Schnellschwimmen eignet. Um bei der Jagd extrem hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, kann er sogar noch seine Bauchflosse in eine Körperfalte einklappen, um in optimaler Stromlinienform so wenig Widerstand wie möglich zu bieten. Sogar seine Schuppen, die seinen ganzen Körper bedecken, liegen eingebettet in der Fischhaut, was seine Körperoberfläche sehr glatt werden lässt und ebenso das Schnellschwimmen unterstützt. Auch wenn es auf wissenschaftlicher Seite Zweifler an den erreichbaren Spitzengeschwindigkeiten des Fisches gibt, so bleibt er doch mit seinen 2,5 bis 3 Metern Länge und bis zu 100 kg Körpergewicht ein rasanter Sprinter unter Wasser. Diese Fähigkeit ist sein Vorteil bei der Jagd.


Geschwindigkeit ist nicht alles

Der Fächerfisch ist nicht nur schnell, sondern auch in der Lage, mit seinen Artgenossen gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Er lebt mit ihnen in sogenannten Schulen, das sind kleinere Gruppen von ungefähr 30 Tieren. Treffen die Fächerfische beispielsweise auf einen Sardinenschwarm, übernehmen einzelne Fische verschiedene Aufgaben. Einige schwimmen auf der rechten Seite des Schwarms, andere auf der linken. Nur ein einzelner Fächerfisch stößt mit hoher Geschwindigkeit in den Sardinenschwarm hinein. Doch spießt er seine Beute nicht mit dem Rostrum auf, wie man leicht annehmen könnte, sondern schlägt damit waagerecht hin und her und versucht möglichst viele Sardinen zu verletzten. Die verwundeten Fische sind nun leichte Beute für die Fächerfische. Bei dieser Jagdtechnik ist es wichtig, dass immer nur einer in den Schwarm vordringt, denn wären es mehrere gleichzeitig, könnten sie sich gegenseitig mit ihren gefährlichen "Schwertern" (Rostrum) verletzen. Doch wie wissen sie, wer derjenige ist, der in den Schwarm vorstossen wird? Eine Vermutungen legt nahe, dass die Fische sich über ihre Hautfarbe ein Signal geben, denn sie können auch ihre Stimmungen durch einen Farbwechsel kundtun.

Die Fächerfische können kurzzeitig rasend schnell schwimmen, aber sie beweisen auch Ausdauer, wenn sie auf ihren langen Wanderungen den Schwärmen der Sardinen oder Makrelen folgen. Ansonsten verspeisen Fächerfische noch kleine Krebstiere oder Kalmare, kleine Fische, Halbschnabelhechte oder Meerbrassen. Es wurde auch beobachtet, dass Fächerfische mit anderen Großräubern der Meere wie Delfinen, Haien, Thunfischen und Goldmakrelen eine Art Jagdgemeinschaft bilden, da sie oft die gleichen Beutetiere im Visier haben.


Der Fächerfisch - über sein Privatleben ist noch wenig bekannt

Über das Paarungsverhalten weiß man noch wenig. Beobachtet wurde, dass ein Weibchen von zwei bis drei Männchen verfolgt oder sogar gejagt wurde, aber ob das ein Paarungsritual sein könnte, konnte nicht sicher gesagt werden. Deutlich zu erkennen sind die Weibchen, weil sie immer größer als die Männchen sind. Sie können bis zu 4,8 Millionen Eier während der Laichzeit produzieren. Die Fortpflanzung kann im Prinzip über das ganze Jahr stattfinden. Der Fischlaich, der in flachen Gewässern abgelegt wird, schwimmt oder besser schwebt an der Wasseroberfläche. Die kleinen Fischlarven ernähren sich von winzig kleinen Ruderfußkrebsen, doch bald schon von Fischlarven, später dann von sehr, sehr kleinen Fischen.

Die Jungen wachsen ziemlich schnell heran, doch bis sie geschlechtsreif sind vergehen ca. 2,5 Jahre. Die Fächerfische können ein Alter von 13 Jahren erreichen. Man könnte annehmen, dass für ihren Fortbestand gut gesorgt ist, da eine große Zahl junger Fische heranwächst und sehr viele von ihnen auch sehr alt werden können.


Der Fisch steigt schräg nach oben aus der Wasseroberfläche, auffallend die sehr große Rückenflosse, das große Auge und die anderen Flossenpaare - Grafik: © 2019 by Schattenblick

Zeichnung eines Fächerfisches
Grafik: © 2019 by Schattenblick



Der Fächerfisch gilt laut Roter Liste (IUCN) als "nicht gefährdet"

Doch genau genommen kann keine präzise Aussage über den Bestand dieser Fische, die in Bereichen des Pazifiks wie auch des Atlantiks vorkommen, getroffen werden. Es wurden bislang zu wenig Forschungen über Verbreitung, Bestandsentwicklung und Fortpflanzung unternommen. Dem Fächerfisch droht Gefahr, weil er zum einen als Beifang in die Netze der Fischer geht, zum anderen gilt er als Sportfisch, was bedeutet, dass er dem Anglersport zum Opfer fällt. Das stimmt mit Berichten überein, die besagen, dass sich die Fächerfische vornehmlich im Pazifischen Ozean besonderer Beliebtheit erfreuen - leider als begehrte Jagdtrophäe von Hochseeanglern. Auch aus Indien und dem Iran gibt es Informationen über Bestandsrückgänge dieses Fisches. So bleibt zu wünschen, dass weitere Forschungen über das Leben dieser Tiere dazu führen, dass entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://tierdoku.de/index.php?title=F%C3A4cherfisch

HÖR ZU, TV-Magazin, 12.01. - 18.01.2019, Seite 14


2. März 2019


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