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TIERE/131: Fische - im Schatten des Rochen ... (SB)



Ein Fisch mit Flügeln? Ein Fisch in einem Dracula-Vampirumhang oder hat er doch mehr Ähnlichkeit mit einem Teufel? Was mag das für ein merkwürdiges Wesen sein, das in den warmen Gewässern des Pazifiks und Atlantiks beheimatet ist? In der Tat mutet sein Äußeres beeindruckend seltsam für ein Unterwassertier, bei dem es sich um einen Mantarochen handelt, an. Seine Kopfflossen sind sehr beweglich, stehen hoch oder schwenken seitlich hin und her, mit dem Zweck durch diese Bewegungen nährstoffreiches Meerwasser in Richtung seines offenstehenden Mauls zu treiben. Da diese Flossen an Teufelshörner erinnern, erhielt er seinen Namen "Teufelsrochen".

Seine Brustflossen sind so gewachsen, dass sie Flügeln gleichen und auch so genannt werden. Zudem schwimmt er mit diesen Flügeln in einer für einen Meeresbewohner ungewöhnlichen Art, die an einen Vogelflug erinnert. Das Besondere ist, dass er durch diese Flügelschlagbewegungen sogar an die Meeresoberfläche "fliegen" kann, doch dauert sein "Flug" nur wenige Sekunden, dann platscht er mit einem lauten Geräusch auf die Wasseroberfläche und taucht wieder hinab. Warum der Teufelsrochen überhaupt gelegentlich aus dem Wasser springt, ist nicht bekannt. Manche vermuten, er täte es aus Spaß und Freude, andere meinen, dass er dadurch Garnelenschwärme zusammenhalten will, um sie besser jagen zu können. Es könnte allerdings auch sein, dass dieser Fisch, der sich mit seinen Artgenossen nur über das "Flügelschlagen" verständigen kann, mit diesem gewaltigen lauten Aufplatschen eine besondere Botschaft verschickt. Bewundernswert ist dieser Sprung aus dem Wasser allemal, denn der Teufelsrochen kann bis zu 2 Tonnen (1 Tonne = 1000kg) wiegen. Sicherlich ist ihm dabei seine große Flügelfläche von Nutzen, seine Flügelspannweite kann 7 Meter betragen, sein gesamter Körper bis zu 9 Metern lang werden.


Ein Teufelsrochen springt halb schräg mit ausgebreiteten Flügeln aus dem Wasser - Foto: 2007, by Nick Bonzey from Corvallis, OR [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Springender Teufelsrochen

Foto: 2007, by Nick Bonzey from Corvallis, OR [CC BY-SA 2.0
(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)],
via Wikimedia Commons

Im Gegensatz zu anderen Rochenarten besitzt er keinen Giftstachel und ist eigentlich eher ein sanfter Geselle. Menschen müssen sich nicht vor ihm fürchten, doch sollten sie sich auch nicht zu nahe an ihn heranwagen, denn so ein versehentlicher Flügelschlag kann für einen Taucher durchaus tödlich enden. Der Teufelsrochen ernährt sich hauptsächlich von Plankton, das er aus dem Meerwasser mithilfe seines rechenartigen Filterapparats in seinem Maul herausfiltert und vertilgt. Das Wasser lässt er durch die Kiemen wieder hinausströmen. Man schätzt, dass er eine tägliche Menge Plankton fressen muss, die ca. 14% seines Körpergewichts entspricht. Ein wenig Zusatzkost ist daher nicht verkehrt und so stehen auch kleine Fische, Muscheln und kleine Krustentiere auf seinem Speisezettel. Um seine Nahrung aufzuspüren, stöbert er mit seinen "Teufelshörnern", also den Kopfflossen im sandigen Meeresboden und treibt sie nach bewährter Art direkt in sein Maul.


Noch nahezu unbekannt und bereits vom Aussterben
bedroht?

Sehr viel ist über die Lebensweise dieser riesigen Meeresbewohner noch nicht bekannt. Ihre Verhaltensweisen geben Anlass zu Spekulationen, aber gesichert ist in dieser Hinsicht noch nichts. Beobachtet wurde, dass sie meist zu Paaren oder in größeren Gruppen leben und dass sie viel Zeit damit verbringen, sich von Putzerfischen Parasiten oder abgestorbenes Gewebe vom Körper entfernen zu lassen. Beeindruckend ist das für einen Fisch ungewöhnlich große Gehirn, was einige Wissenschaftler veranlasst, über seine Intelligenz nachzudenken.

Der Teufelsrochen soll sich eher wie ein Meeressäuger benehmen, beispielsweise einen Menschen (Taucher) in einer Begegnung direkt ansehen, auch soll er verspielt und neugierig sein. Diese riesigen Rochen bevorzugen das offene Meer und schwimmen nahe der Wasseroberfläche, aber sie halten sich auch gern in tiefergelegenen Buchten oder in der Nähe von Korallenriffen auf. Sie bleiben allerdings Wanderer, durchstreifen die Meere und legen dabei viele Tausend Kilometer zurück.


Ein Teufelsrochen im türkisfarbenen Meerwasser schwimmt mit weit ausgebreiteten Flügeln - Foto: 2005, by jon hanson from london, UK [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Riesenrochen (Teufelsrochen) unter Wasser
Foto: 2005, by jon hanson from london, UK [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Mit ihrer besonderen Art sich fortzubewegen können sie Geschwindigkeiten bis zu 12 km/h (Stundenkilometer) erreichen, aber sich auch sehr anmutig drehen und Purzelbäume schlagen. Sie schlafen nicht, jedenfalls nicht so wie wir, sondern schwimmen ihr Leben lang, denn ihr Körper muss unablässig mit Sauerstoff versorgt werden und so muss ständig frisches Wasser durch ihre Kiemen strömen. Eine ganz besondere Beobachtung gelang einer bekannten Meeresbiologin, die eine Balz dieser Unterwassertiere mit ansehen konnte. Sie beschreibt, dass es wie ein Wasserballett anzusehen sei. Vorneweg schwimmt das begehrte Weibchen, gefolgt von bis zu 20 männlichen Rochen, die jede Bewegung des Weibchens nachahmen. Schwenkt es nach links, so folgen alle nach links, kippt es nach rechts, tun es die Verehrer ihm gleich. Es kann unter Umständen viele Stunden dauern, bis das Weibchen schließlich einen Rochen auswählt, mit dem es sich paart. Der Meeresbiologin blieb allerdings verschlossen, nach welchen Kriterien das Weibchen seinen Partner auswählt.

Teufelsrochen sind lebendgebärend und nach ca. 13 Monaten bringen sie ein selten auch mal zwei Junge zur Welt. Dies geschieht nicht jedes Jahr, sondern im Abstand von zwei bis fünf Jahren. Hinzu kommt die späte Geschlechtsreife der Teufelsrochen, die Angaben sind hier unterschiedlich und belaufen sich auf 5 bis 7 Jahre. Von daher kann man sich gut vorstellen, dass das Anwachsen einer Population dieser Tiere nur sehr langsam vonstatten geht. Werden viele dieser Tiere gefangen, kommt es rasch zu einer Überfischung und letztendlich sind die Bestände der Teufelsrochen stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.


Das Leid der Teufelsrochen

Es gab im 18. und 19. Jahrhundert die wildesten Geschichten über den Teufelsrochen, die oft von Seeleuten erzählt wurden. Sie sollen so riesig gewesen sein, dass sie ganze Schiffe samt Mannschaft mit in die Tiefe gerissen haben. Aus heutiger Sicht ist das natürlich Unsinn, denn man weiß, dass sie zu den eher ruhigen und sanftmütigen Wesen zählen. Sie wurden auch damals schon wegen ihres Fleisches, ihres Öles und ihrer Haut gejagt, wobei alles seine bestimmte Verwertung als Nahrung oder Medikament in der traditionellen chinesischen Medizin fand.

In den letzten 15 Jahren sind die Bestände der Teufelsrochen weltweit stark zurückgegangen. Viele verfangen sich in Fischereinetzen und ertrinken, die meisten jedoch werden gefangen und zwar in solchen Mengen, dass ihre Art vom Aussterben bedroht ist. Ein Grund dafür ist der rasch wachsende Handel mit dem großen rechenartigen Filterapparat in seinem Maul. Diese Kiemenrechen oder auch Kiemenreusen werden getrocknet und beispielsweise unter der Bezeichnung 'Peng Yu Sai' in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von Asthma, Ausschlägen, Windpocken und sogar Krebs eingesetzt. Außerdem sind sie eine wichtige Zutat in einer traditionellen Suppe. Von einem Tier können bis zu sieben Kilogramm getrocknete Kiemenreusen "geerntet" werden. Für ein Kilogramm sind Preise um die 500 US-Dollar zu erzielen.


Ein wirklich riesiges Maul, das weit nach hinten in den Körper reicht - Foto: 1990, by Peter Geymayer [Public domain], via Wikimedia Commons

Ein Blick in das Maul eines Teufelsrochens
Foto: 1990, by Peter Geymayer [Public domain], via Wikimedia Commons

Es sieht nicht gut aus für die Teufelsrochen, in einigen Regionen sind sie bereits ganz verschwunden. Ein Meerestier, das mit Sicherheit keine Gefahr für das Leben der Menschen darstellt, sondern verborgen die Meere durchstreift, wird in Massen getötet, weil mit seinen Mundwerkzeugen Geld gemacht werden kann. Wir wissen nicht einmal viel über die Lebensweise, kennen weder ihre Gefühle noch ihr Denken und rotten sie aus, ohne wirklich zu wissen, was wir damit anrichten. Vielleicht ist das Unwissen gewollt, weil es auf diese Weise eben einfach "nur" Fische bleiben, die man als Mensch getrost fangen und ausbeuten kann.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://hpd.de/node/12890

https://prowildlife.de/tiere/haie-rochen/mantarochen

https://www.geo.de/natur/tierwelt/625-rtkl-rochen-was-fliegt-denn-da

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2013-09/mantarochen-meeresbiologie-andrea-marshall


8. Juni 2019


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