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VORSICHT/016: Trinkwasser - unzugänglich, angeeignet und vermarktet ... (SB)



Es heißt, das Wasser auf unserem Planeten befindet sich in einem steten Kreislaufsystem. Das bedeutet, dass eine bestimmte Menge aus Flüssen, Seen und überhaupt alles Wassers auf der Erde verdunstet, bei höheren Temperaturen mehr, bei niedrigeren weniger. Dasselbe gilt für das Wasser aus den Weltmeeren. Aus den verdunsteten Wassermengen bilden sich in den kühleren Luftschichten Wolken, die wiederum bei entsprechenden Temperaturverhältnissen als Niederschlag herab fallen, je nach dem entweder als Regen, Schnee, als Hagel oder Nebel. So gelangt das Wasser wieder in den Boden, versickert der Schwerkraft folgend hinab, bis es auf wasserundurchlässige Gesteinsschichten trifft. Dort sammelt es sich zu sogenannten Grundwasserleitern. Natürlich spielen noch eine ganze Reihe anderer Faktoren eine Rolle wie beispielsweise die Bodenbeschaffenheit, die regionalen klimatischen Bedingungen, die örtliche Pflanzenwelt, die landwirtschaftliche Nutzung der Böden oder die Versiegelung durch Städte- und Straßenbau.


Die Grafik zeigt die vielen Faktoren, die zur Grundwasserbildung beitragen, wie beispielsweise Verdunstung, Wolkenbildung, Niederschlag, Versickern - Grafik: 2013, by Autor USGS Georgia Water Science Center, Illustration von John Evans, Howard Perlman, USGS, Übersetzung ins Deutsche von Werner Hoffelner, The Federal Environment Agency of Germany/Umweltbundesamt, [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Wasserkreislauf der Erde
Grafik: 2013, by Autor USGS Georgia Water Science Center
Illustration von John Evans, Howard Perlman, USGS
Übersetzung ins Deutsche von Werner Hoffelner, The Federal Environment Agency of Germany/Umweltbundesamt
[Public domain], via Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Watercyclegerman.jpg


Doch ist dieses Wasserkreislaufsystem störanfällig, denn durch eine übermäßige Entnahme von Grundwasser kann es zu schwerwiegenden Folgen für das Land kommen. Übermäßig bedeutet, dass mehr Wasser hinausgepumpt wird als sich nachbilden kann, so dass es zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels kommt. Grundwasser bildet sich nicht besonders schnell nach und gerade in trockenen Gebieten, in denen naturgemäß wenig Niederschlag fällt, dauert es besonders lange. So kann eine Grundwasserneubildung zwischen 50 und 100 Jahren in Anspruch nehmen, und in Regionen wie der Sahara kann dieser Prozess sogar an die 1000 Jahre dauern. Will man Grundwasser nachhaltig nutzen, müssten geringere Mengen entnommen werden. Die Landwirtschaft verbraucht jedoch ungeheuer viel Wasser, denn eine wachsende Bevölkerung verlangt nach immer mehr Nahrungsmitteln.


Unser Trinkwasser kommt aus der Erde

Die wenigsten denken über das Grundwasser nach und wissen nicht, wie wichtig es für unser Leben ist. Weltweit stammt ein großer Teil des Trinkwassers aus den Grundwasservorkommen, das gilt übrigens auch für unser Wasser in Deutschland. Der kleinere Teil stammt aus Flüssen und Seen. Überall auf der Welt werden Brunnen gebohrt, um an das kostbare Nass zu gelangen, allerdings in unterschiedlichen Größen und Tiefen.


Ganz unscheinbar strömt Wasser aus der grasbewachsenen Erde - Foto: 2009, own work, Botaurus [Public domain] public domain by its author, Botaurus at German Wikipedia, via Wikimedia commons

Natürlicher Grundwasseraustritt
Foto: 2009, own work, Botaurus [Public domain] public domain by its author, Botaurus at German Wikipedia, via Wikimedia commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Raben-Steinfelder-Forst-22-04-2009-116b.jpg


Unzählige Pflanzen, darunter viele Bäume, holen sich ihr Wasser aus den Tiefen des Bodens. In der Landwirtschaft wird besonders viel Wasser verbraucht, da keine Pflanze, also auch kein Getreide oder Obst, ohne Wasser wachsen kann. Dort wo es nicht ausreichend regnet, werden die Anpflanzungen und Felder künstlich bewässert und dieses Wasser stammt aus den unterirdischen Grundwasserreservoirs. Doch hier erwächst ein Problem, denn Grundwasser ist nicht unendlich erneuerbar. Aktuelle Studien belegen, dass sich nur etwa sechs Prozent der Grundwasservorkommen regelmäßig erneuern. Hinzu kommt, dass aus ungefähr einem Drittel der Grundwasservorkommen viel zu viel abgepumpt wird, was letztlich zum Versiegen dieses Grundwasserleiters führen kann.


Grundwasser in Gefahr

Doch droht noch eine Gefahr, denn viele Reservoirs sind durch Pestizide, Fracking-Chemikalien oder durch Düngemittelrückstände stark verunreinigt. Man kann sich weiterhin ausmalen, dass sich die Konzentration dieser Gifte in noch weniger Wasser weiter erhöht. Damit nicht genug, haben Forscher in den USA ermittelt, dass an vielen Orten die Trinkwasserschicht viel dünner ist, als bisher angenommen. Das bedeutet, der Übergang von trinkbarem Grundwasser und dem brackigen beziehungsweise salzigen Grundwasser befindet sich an vielen Stellen weiter oben als bisher angenommen. Die Wissenschaftler stießen in einigen Regionen bereits in 300 Metern auf Brackwasser, andernorts bei 550 Metern. Bisher ging man davon aus, dass man erst in Tiefen von 1000 bis 2000 Metern auf salziges Wasser treffen würde. Das scheint sich auf der ganzen Welt aber bereits verändert zu haben. Das größte Problem bleibt jedoch, dass in vielen Ländern der Grundwasserspiegel sinkt, weil seit vielen Jahrzehnten viel mehr Wasser entnommen wurde als sich erneuern konnte. Dieser kleine Ausflug in die Grundwasserproblematik war wichtig, weil dann viel besser erkannt werden kann, wie anfällig, kostbar und knapp unsere Trinkwasservorkommen sind.


Eine Frau kniet vor einen Wasserloch im Sand und schöpft in einen roten Plastikeimer Wasser - Foto: 2006, by Bob Metcalf [Public domain], via Wikimedia Commons

Frau beim Wasserholen
Foto: 2006, by Bob Metcalf [Public domain], via Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mwamongu_water_source.jpg



Trinkwasser darf nicht zur Handelsware werden!

Wie in den beiden ersten Teilen dieser Reihe über Trinkwasser bereits deutlich wurde, verteilt sich das Wasser unter- wie überirdisch auf der Erde sehr unterschiedlich. Diese Ungleichheit durch technische Entwicklungen und finanzielle Unterstützungen auszugleichen, erwächst zu einer Herkules-Aufgabe. Doch scheinen sich große Lebensmittelkonzerne diese Misere zu Nutze zu machen und versuchen durch den Verkauf von Flaschenwasser hohe Gewinne zu erzielen. Ihre Angestellten sind weltweit unterwegs, um geeignete Grundwasservorkommen ausfindig zu machen. Geologische Untersuchungen werden angestellt und die in der Erde befindliche Menge Wasser abgeschätzt. Im nächsten Schritt bemüht sich das Unternehmen die Wasserrechte von dem Land, den Kommunen, beziehungsweise von der Regierung zu erwerben. Oft muss für das Wasser aber gar nichts bezahlt werden. Dann werden Pumpstationen und Abfüllanlagen errichtet, in denen das Wasser in Flaschen gefüllt wird. Unter den verschiedensten Produktnamen wird es als Trinkwasser von guter Qualität verkauft.

Doch sind die Mengen, die zu diesem Zweck entnommen werden, gewaltig und es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass für die Menschen, die zuvor aus ihren Brunnen dieses Grundwasser gepumpt haben, kaum oder gar nichts mehr übrig ist. Gebietsweise reichen ihre Brunnentiefen nicht mehr aus, um an das Wasser zu gelangen beziehungsweise verfügen sie nicht über die technischen Möglichkeiten tiefere Brunnen zu bohren. Hatten sie zuvor das Wasser umsonst hinauf befördert, so müssen sie vielerorts bereits das Flaschenwasser kaufen, um ihren täglichen Bedarf an sauberen Trinkwasser zu decken. Pakistan ist ein Land mit großer Wasserknappheit und genau dort haben sich besagte Unternehmen an verschiedenen Orten angesiedelt. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern soll dort in der Zeit von 2013 bis 2017 für seine Mineralwasserproduktion 4,43 Milliarden Liter Wasser abgepumpt haben, um es zumeist auch in Plastikflaschen gefüllt, in jedem Fall gewinnbringend, zu verkaufen. Es heißt nämlich, dass der Konzern für diese Mengen Wasser nichts bezahlt hat. Die Bevölkerung, die in der Umgebung dieser Pumpstationen lebt, muss mit den Resten auskommen. Auf diese Weise hat sich das Unternehmen einen Markt für Flaschenwasser gesichert, denn Wasser ist für jeden Menschen lebensnotwendig und wenn es unzugänglich wird, muss Flaschenwasser gekauft werden. Mit ihrem technischen Know-how sowie ihren enormen finanziellen Möglichkeiten, können Lebensmittelkonzerne auch aus großen Tiefen noch Grundwasser pumpen und gegebenenfalls auch reinigen. Das wäre an sich nicht verkehrt, allerdings dürfte Wasser auf gar keinen Fall eine Handelsware sein, die sich Menschen leisten können oder nicht. Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist im Jahr 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden.

Sollten nicht Wasser und Luft für alle Menschen in guter Qualität zugänglich sein? Ist es nicht die Aufgabe, der sich Regierungen weltweit stellen müssten, ihre Bevölkerungen mit gutem Wasser zu versorgen? Der Verkauf dürfte bestenfalls kostendeckend, aber niemals profitorientiert erfolgen.

Im nächsten Teil gehen wir der Frage nach, wie Trinkwasserknappheit durch Verunreinigungen entsteht, zum Beispiel durch schlechte oder keine funktionierenden Sanitäranlagen wie Toiletten usw.

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.scinexx.de/news/geowissen/trinkwasser-knapper-als-gedacht/

https://www.tagesspiegel.de/politik/klimawandel-forscher-warnen-grundwasser-schwindet/23922150.html

https://netzfrauen.org/2019/01/20/pakistan-3/


2. Juni 2019


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