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DESIGN/075: UNESCO-Kommission prämiert Weitergabe manufaktureller Schmucktechniken (idw)


Hochschule Pforzheim - 22.12.2015

UNESCO-Kommission prämiert Weitergabe manufaktureller Schmucktechniken - Hochschule Pforzheim


Die Begeisterung ist spürbar! Studierende und Absolventen der Hochschule Pforzheim arbeiten erfolgreich zusammen mit "altgedienten" Fachleuten an Maschinen aus der Schmuckindustrie, die Museumsreife erlangt haben. Das Projekt "Manufakturelle Schmuckgestaltung" der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, der Hochschule Pforzheim, der Arbeitsgruppe der erfahrenen Schmuckmeister "Schmuck verbindet" und des EMMA-Kreativzentrum Pforzheim, das von der Scheideanstalt C. Hafner gefördert wird, wurde im Dezember 2015 in das deutsche Register guter Praxisbeispiele im Rahmen des UNESCO-Abkommens zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.


Foto: © Hochschule Pforzheim / Petra Jaschke

Schmuck verbindet - erfahrene Handwerksmeister arbeiten zusammen mit Absolventen und Studierende der Hochschule Pforzheim in der Werkstatt des EMMA-Kreativzentrums Pforzheim
Foto: © Hochschule Pforzheim / Petra Jaschke


Junge Schmuckdesigner für alte Handwerkstechniken begeistern, Wissen weitergeben und so neue, innovative Kreationen ermöglichen - mit dieser Intention startete im Jahr 2010 das Projekt "Pforzheim Revisited". Historische Techniken der Schmuckherstellung wie prägen, pressen oder guillochieren werden heute in keinem Ausbildungsberuf mehr vermittelt. Die manufakturellen Techniken eigneten sich vor allem für die serielle Produktion. Mit der zunehmenden Verlagerung serieller Schmuckherstellung ins Ausland und neuen Fertigungsmethoden wie dem Vakuumguss oder dem Siegeszug des Computers verloren diese Techniken für die Industrie zunehmend an Bedeutung und drohten, in Vergessenheit zu geraten.

Dem wirkte das Projekt "Pforzheim Revisited", das von Dr. Gabriele Wohlauf, Sammlungsleiterin für Produktionstechniken der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, in Kooperation mit dem Studiengang Schmuck der Hochschule Pforzheim initiiert wurde, entgegen. Studierende arbeiteten jeweils zu Beginn des Wintersemesters zusammen mit "altgedienten" und erfahrenen Pforzheimer Spezialisten, die sich noch mit manufakturellen Schmucktechniken der Jahrhundertwende auskennen. Zusammengeschlossen sind die Pforzheimer Meister in der Arbeitsgruppe "Schmuck verbindet", deren Durchschnittsalter bei etwa 70 Jahren liegt. Die Studierenden blicken den Handwerkern über die Schultern und werden von ihnen im Deutschen Technikmuseum Berlin in die alten Maschinen eingewiesen. Darüber hinaus finanziert das Unternehmen C. Hafner ein Stipendium für Absolventen der Hochschule Pforzheim. Die jungen Schmuckdesigner können sich so für drei bis sechs Monate in Berlin mit der manufakturellen Schmuckherstellung auseinandersetzen. Außerdem kümmert sich das Technikmuseum Berlin seit Jahren um die Dokumentation, Bewahrung und Tradierung des Wissens zur "Manufaktuerellen Schmuckherstellung".

Das Altbewährte soll nicht nur adaptiert, sondern auch neu interpretiert werden. Die Pforzheimer Schmuck-Studierenden um Professor Andreas Gut experimentieren mit den alten Maschinen, verwenden andere Materialien oder manipulieren Formen. "Die manufakturelle Schmuckproduktion ist heute ein Alleinstellungsmerkmal", erklärt Professor Gut. "Schmuckdesigner, die diese Techniken künstlerisch interpretieren und weiterentwickeln heben sich deutlich ab." Unterstützt durch C. Hafner beheimatet das EMMA das Projektbüro sowie eine Werkstatt mit manufakturellen Geräten und ist somit die erste Anlaufstelle für Schmuckdesign-Studierende und Absolventen in Pforzheim.


Foto: © Hochschule Pforzheim / Petra Jaschke

Die alte Technik des Guillochierens macht den Schmuck von Frieda Dörfer unverwechselbar
Foto: © Hochschule Pforzheim / Petra Jaschke

Der Erfolg des Projektes drückt sich nicht nur in der Aufnahme in das Register guter Praxisbeispiele aus, sondern auch in dem wachsenden Interesse. "Wir begeistern junge Designer für die manufakturelle Technik", erläutert Fabian Jäger. Der Absolvent der Hochschule Pforzheim war der erste Stipendiat, der für sechs Monate in Berlin arbeitete und sich inzwischen hervorragend mit der "Manufakturellen Schmuckherstellung" auskennt. Zusammen mit der Pforzheimer Schmuckdesignerin Frieda Dörfer arbeitet er im EMMA-Kreativzentrum Pforzheim an den alten Maschinen, knüpft Kontakte zu den Schmuckunternehmen der Region, tauscht sich regelmäßig mit dem Technikmuseum Berlin aus und baut die Werkstatt im EMMA auf.

Mit der Initiative wird das Wissen um die "Manufakturellen Schmuckherstellung" tradiert, weitergegeben und auch weiterentwickelt. Inzwischen ist ein Netzwerk entstanden, das auf diesem Gebiet wieder eng zusammenarbeitet.


Weitere Informationen unter:
http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution733

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Pforzheim, Sabine Laartz, 22.12.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2015

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