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MALEREI/043: Bernd Pöppelmann - Wildlife-Artist (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2008

Bernd Pöppelmann - Wildlife-Artist

Von Bernd Nicolai


In der FALKE-Serie über moderne Vogelmaler hier nun die Vorstellung eines weiteren Künstlers, für den die Bezeichnung "Wildlife-Artist" zutrifft. In der Tat ist der gleichbedeutende Begriff "Naturmaler" im deutschsprachigen Raum lange nicht so klangvoll und vor allem auch weit weniger aktuell. Hinzu kommt der erheblich höhere Stellenwert, den diese Kunstrichtung im englischsprachigen Raum besitzt. Vielleicht hilft ja auch unsere Serie mit, dieses Thema und die Künstler mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.


In Deutschland gibt es nicht viele Möglichkeiten, bei denen sich Tiermaler der Öffentlichkeit präsentieren können. Eine hat der Maler Bernd Pöppelmann vor nicht sehr langer Zeit selbst mitorganisiert: "Jäger auf schnellen Schwingen - Greifvögel in der zeitgenössischen Kunst", eine Ausstellung anlässlich der Internationalen Tagung des Deutschen Falkenordens im Oktober 2006 in Billerbeck.

Weshalb beginne ich die Vorstellung des Künstlers gerade mit einem derartigen Ereignis? Die Antwort kann leicht gegeben werden, denn jene Ausstellung auf der Falknertagung fasst praktisch die ganze Persönlichkeit, das künstlerische Wirken und das besondere Interessengebiet Pöppelmanns zusammen. Einen schnelleren "Zugriff" auf die Person kann es kaum geben. Doch gehört zur Vorstellung des Künstlers schon noch ein wenig mehr.

Bernd Pöppelmann wurde 1946 geboren, lebt und arbeitet heute unweit der holländischen Grenze in Steinfurt/Westfalen. Zwar prägte die Liebe zur Natur sein Leben bereits seit früher Kindheit, so war er doch beruflich zunächst anderweitig tätig, nämlich als Beamter in der Kreisverwaltung des Heimatortes. Und das sogar für eine recht lange Zeit von mehr als zwanzig Jahren. Erst dann stürzte er sich komplett in die künstlerische Tätigkeit als freischaffender Maler. Zuvor wurde die Malerei jedoch bereits recht intensiv "nebenbei" betrieben.


Falknerei und Greifvögel prägten

Das künstlerische Talent liegt ihm im Blut, und bereits seit frühester Jugend malte und zeichnete er was die Natur so bot, vor allem Tiere. Besondere Sympathie brachte er zuerst Pferden entgegen. Früh begegnete Pöppelmann dann aber der Falknerei, und Greifvögel zogen ihn sehr schnell in den Bann. Dabei haben es ihm insbesondere Sperber und Habicht angetan. Sind es doch zwei außergewöhnliche, faszinierende Arten: Beeindruckt auf der einen Seite die zierliche Eleganz und der mutige "Kampfgeist" eines kleinen Sperbermännchens, so ist auf der anderen Seite das Extrem des schnellen, äußerst kraftvollen und nahezu allen heimischen Greifvögeln überlegenen Habichtweibchens. Die Haltung dieser beiden Arten als Beizvögel und ihre Zucht beherrscht Bernd Pöppelmann. Die erfolgreiche Zucht dieser heimischen Arten unter Haltungsbedingungen ist nicht leicht und erfordert sehr spezielle Kenntnisse, die er sich selbst aneignete. Sie zeugen von enger Beziehung zu den Tieren und guter Beobachtungsgabe. Diese, gepaart mit dem künstlerischen Talent und der Freude an der bildlichen Darstellung, führt schließlich zu seinen eindrucksvollen Bildern.

Durch das 1981 erschienene Heft der Neuen Brehm-Bücherei über "Die Sperber" wurde ich das erste Mal auf den Namen aufmerksam. Darin sind einige ausdrucksstarke Federzeichnungen enthalten, für deren Anfertigung sich der Autor Rudolf Ortlieb im Vorwort jenes Bandes vom Februar 1978 bei unserem Künstler bedankt.


Bilder in unzähligen Publikationen

An eine breitere Öffentlichkeit trat Pöppelmann erst relativ spät, doch dann kontinuierlich und mit Erfolg. Seit 1979 ist er jährlich in der Ausstellung "Wild in de Natuur" im Kunsthuis van het Oosten in Enschede (Niederlande) vertreten. Dort erhielt er schon zweimal, 1988 und 2000, den Publikumspreis ("Wild in der Natur Wechseltrophäe"). Bereits sieben Mal seit 1986 war er unter den weltbesten Vogelmalern bei "Birds in Art" im Leigh Yawkey Woodson Art Museum in Wausau (USA) vertreten. Außerdem waren Bilder von ihm bisher in diesen Ländern zu sehen: Israel (1987), Japan (1989), Schweden (1991), Vereinigte Emirate (1992), Belgien (1993), Spanien (1995) und England (1997). Inzwischen finden sich seine Bilder in unzähligen Zeitschriftenausgaben, Journalen, Kalendern und Büchern verschiedener Verlage.


Auseinandersetzung mit der Problematik bedrohter Tierarten

Neben den Naturbeobachtungen in heimischen Gefilden sammelt Pöppelmann seine Eindrücke und Bildideen freilich auch auf den zahlreichen Reisen, unter anderem nach England, Schottland, Wales, aber auch nach Russland, Nordamerika und Afrika. Ihn beschäftigt dabei die Problematik der bedrohten Tierwelt, und er setzt sich auf seine Weise für den Artenschutz ein. In sehr verschiedenen Bildern stellt er auf hohem künstlerischen Niveau Zusammenhänge zwischen Zerstörung des Lebensraumes und der Artenvielfalt dar, erinnert andererseits aber daran, dass der Mensch von der Natur abhängig ist. Ganz im Sinne von: "Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur!". So entstehen kleine Bilderzyklen, in denen sich verschiedene Bilder thematisch vereinen und einem Grundgedanken folgen.

Pöppelmann geht dabei durchaus neue Wege. Indem er beispielsweise das Tier aus seinem Lebensraum, der nur als kleiner fensterartiger Ausschnitt im Gesamtbild erscheint, herauslöst und es davor auf neutralen, fast steril wirkenden Untergrund setzt, vermittelt er seine Botschaften. Denen kann sich der aufmerksame Betrachter nicht entziehen. Solche Bilder sind einerseits anspruchsvoll, weil sie gewisse ökologische Grundkenntnisse voraussetzen, regen andererseits zum Nachdenken an. Sie beeindrucken aber auch durch die exzellente Darstellung der Tiere, wodurch sie zwar ihre Hilflosigkeit überdecken, dafür aber unsere Verantwortung für ihren eigenen Schutz und den ihres Lebensraumes fordern.


Engagement für Naturschutzprojekte

Auf solche Weise, indem er den Blick für die Schönheiten der Natur öffnet und erweitert, unterstützt der Künstler das bessere Verständnis für natürliche Zusammenhänge. Wir Menschen können nur überleben in der Natur und mit ihr, diese Botschaft versucht Pöppelmann mit seinen Kunstwerken zu vermitteln. Aus dieser Kenntnis heraus sind ihm auch andere Menschen wichtig und ganz besonders Kinder, denen er gern die Natur zeigt. Draußen, unmittelbar am Objekt kann er ihnen mit Bleistift und Pinsel die Pflanzen und Tiere nahebringen. Von der Natur lernen ist wohl die beste Form einer "Kunsterziehung". Nicht zuletzt für diese Leistung wurde er 1992 mit dem Umweltpreis der Stadt Emsdetten ausgezeichnet.

Mehrfach engagierte sich Pöppelmann mit seinen Bildern oder deren Verkaufserlösen für verschiedene Naturschutzprojekte. So finden wir ihn beispielsweise mit einem Werk in dem Katalog "Kunst und Otter" (1987), das für eine Benefizausstellung zugunsten des Otter-Zentrums Hankensbüttel zur Verfügung gestellt wurde. 2002 war ein Besuch der bekannten Affen-Forscherin Jane Goodall in Münster Anlass für ihn, mit einem seiner Bilder die Aktivitäten der Goodall-Stiftung zu unterstützen.

Neben der perfekten Beherrschung des Künstlerhandwerks überzeugt Bernd Pöppelmann mit solchem Engagement. Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang schließlich noch, dass er sich sehr um die deutsche Wildlife-Artists-Szene bemüht. Mögen seine Bemühungen fruchten, damit wir noch viele schöne und außergewöhnliche Vogelbilder genießen können, ganz sicher auch auf der nächsten Ausstellung Moderne Vogelbilder (MoVo) in Halberstadt (4. Juli bis 11. November 2009).


Literatur zum Thema:

Reuther, C. (Hrsg.; 1987): Kunst und Otter - Katalog.
Aktion Fischotterschutz, Hankensbüttel.

Seitz, K., A. K. Bednarek & B. Pöppelmann (2006):
Jäger auf schnellen Schwingen - Greifvögel in der
zeitgenössischen Kunst - Katalog.
Deutscher Falkenorden e. V. Berlin.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2008
55. Jahrgang, Dezember 2008, S. 443-477
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,60 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 47,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2008