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AUFBAU/346: Über kleine Siege dank grosser Solidarität


aufbau Nr. 72, märz / april 2013
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Arbeitskampf

Über kleine Siege dank grosser Solidarität



Emmely, eine Kassiererin der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann wurde 2008 fristlos entlassen. Ihr erfolgreicher Widerstand gegen die damalige Bagatellkündigung erlangte im Klima der Wirtschaftskrise deutschlandweit Beachtung. Nun ist bereits ein zweites empfehlenswertes Buch zur Kampagne erschienen; es fasst die Lehren zusammen.


(agkkzh) Bereits in den Aufbau Nummern 58, 59 und 69 haben wir über die Situation und den Kampf von Emmely berichtet. Dieser Fall gliederte sich nahtlos ein in eine ganze Reihe von Bagatellkündigungen in Deutschland. Ihr wurde das Einlösen von zwei Leergutbons im Wert von 1,30 Euro zum Verhängnis, andere wurden entlassen wegen dem Verzehr eines Hirtenfladenbrotbelages, kleinen Frikadellen oder Maultaschen, welche in den jeweiligen Betrieben eigentlich hätten entsorgt werden sollen. Emmely war und ist eine kämpferische Persönlichkeit und wehrte sich gegen den vorgeschobenen Kündigungsgrund: Kurz vor ihrer Bagatellkündigung war sie an einem Streik beteiligt und galt dort als sehr aktiv. Ein Solidaritätskomitee stand ihr im Kampf gegen die Entlassung zur Seite und aus ganz Deutschland erhielt sie Unterstützung. Dies hatte in juristischer Hinsicht das Ergebnis zur Folge, dass eine Trendwende in der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zu Bagatellkündigungen eintrat. Es ist für die Bosse in Deutschland schwieriger geworden, wegen Bagatellen den Arbeitenden zu kündigen. Emmely hat mit ihrem Exempel vielen Menschen Mut gemacht, sich nicht alles gefallen zu lassen.


Die Interessen der Unternehmen und ihre Klassenjustiz

Nicht alle verhielten sich zum Kampf der Kassiererin solidarisch. Im Sinne des bürgerlichen Klassenbewusstseins traten etwa Volker Rieble und das von ihm als Direktor geführte Zentrum für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht (ZAAR) gegen Emmely auf. Seine lauten Töne äusserte der renommierte Münchner Rechtsprofessor im Dienste der Stiftung für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht, deren Gründungsstifter die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie sowie der Chemie sind. Das ZAAR sei Ausdruck des "in der deutschen Universitätslandschaft einmaligen Vorhabens eines von der Wirtschaft geförderten, aber wissenschaftlich unabhängigen Instituts", wie sie sich selbst nennen. Man kann es auch als unverkennbaren Ausdruck der deutschen Klassenjustiz bezeichnen.


Aus Emmelys Geschichte die Lehren ziehen

Das Buch "Emmely und die Folgen, über kleine Siege dank grosser Solidarität" von Barbara Emme, Benedikt Hopmann und Reinhold Niemerg (www.vsa-verlag.de) ist unbedingt weiterzuempfehlen. Es richtet sich an solidarische Menschen und an solche, welche vor ähnlichen Fragen stehen oder in Zukunft stehen könnten und schliesst ab mit Hinweisen und Handlungshilfen, welche die theoretischen und praktischen Erfahrungen in der Solidaritätsarbeit und der juristischen Tätigkeit zusammenfassen. Natürlich ist das Buch erhältlich im Aufbauvertrieb an der Kanonengasse 35 in Zürich.

Und nach wie vor wünschen wir Emmely alles Gute und dass ihr die Energie für solche Kraftakte nie ausgehen wird!

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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Kulturredaktion (kur), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)

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Quelle:
aufbau Nr. 72, märz / april 2013, Seite 3
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, Postfach 348, 4007 Basel
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.ch
Redaktion und Vertrieb Schweiz
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E-Mail: info@aufbau.org
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2013