aufbau Nr. 98, Sep/Okt 2019
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus
Reisebericht - "Ruge hermano, nosotros no olvidamos!"
Der antifaschistische Widerstand und die Bewegung gegen Stadtaufwertung und Vertreibung fanden diesen Sommer in Barcelona zusammen. Dies am 15. August 2019 und im Rahmen des folkloristischen Quartierfestes "Fiesta de Gracia.
(az) Das proletarische Viertel Gracia liegt in der katalanischen
Metropole Barcelona und ist für viele Aspekte bekannt: Etwa für
grassierende Stadtaufwertung und Vertreibung der ansässigen
Bevölkerung. Oder für einen in den letzten Jahren rapide gewachsenen
Stellenwert des Tourismus - was mit der Stadtaufwertung Hand in Hand
geht. Das Viertel steht auch für eine historische Widerstandskultur:
Früher gegen den Faschismus, heute etwa gegen die massive Repression
des spanischen Zentralstaates, die der katalonischen
Unabhängigkeitsbewegung in den letzten Jahren entgegenschlug. Jeweils
im August findet das weit über die Stadtgrenzen bekannte "Fiesta de
Gracia" statt. Dieses Fest mit über zweihundertjähriger Geschichte
mutierte in den letzten Jahren auch zu einem Anziehungspunkt der
touristischen Massen.
2004 wurde der junge Antifaschist Roger ("Ruge") am Rande dieses Festes von Nazis ermordet. Dies weil er intervenierte, als sich diese während den Festivitäten im Viertel breitmachten und Menschen anderer Herkunft belästigten und attackierten. Am 15. August 2019 jährte sich dieses Ereignis zum fünfzehnten Mal. Die jährlich stattfindende Demonstration für "Ruge" erhielt im Kontext von akuter Stadtaufwertung und Vertreibung einen besonderen Charakter. Schon Tage vor dem 15. August - dem offiziellen Festbeginn - prägten Wandzeitungen und Transparente das Bild des Quartiers. Das Fest wurde thematisiert, einerseits als Tourismusmagnet und Beschleuniger der Stadtaufwertung, anderseits auch als potentiell ermächtigendes Moment, in dem die Vielfalt proletarischer Kämpfe sichtbar werden kann. Statt das Fest als "Kommerz" und "Mainstream" abzulehnen, macht es sich die lokale Linke zu eigen: Nicht wenige der bekannten, bunt geschmückten Strassen thematisierten denn auch die Situation prekärer Jobs oder den Antifaschismus. Wer wollte, konnte im Strassentheater McDonalds und andere "Anbieter" von prekären Beschäftigungen vom Sockel holen.
Und man ging auf die Strasse, damit Ruge nicht vergessen geht: Weit über 1000 Menschen verschiedener Altersstufen zogen mit Spraydosen und Plakatierutensilien, aber auch mit Transparenten sowie Fackeln durch die engen Gassen von Gracia. "Ruge - Wir vergessen es nicht!" (siehe Titel des Artikels) wurde skandiert. Der öffentliche Raum wurde angeeignet, Parolen mittels Farbroller auf die Strassen geschrieben und Strassenzüge auf die Namen bekannter antifaschistischer Persönlichkeiten umgetauft. Der antifaschistische Kampf zeigte sich auch als Kampf um den öffentlichen Raum. In der Geschichte und Gegenwart des Stadtviertels Gracia ist dies untrennbar voneinander.
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Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)
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Quelle:
aufbau Nr. 98, September/Oktober 2019, Seite 3
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, basel@aufbau.org
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.org
Redaktion und Vertrieb Schweiz
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Internet: www.aufbau.org
Der aufbau erscheint dreimonatlich.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2019
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