Schattenblick →INFOPOOL →MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE

GEGENWIND/487: 2. Internationaler Umweltratschlag


Gegenwind Nr. 278 - November 2011
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

2. Internationaler Umweltratschlag
BI "Kein CO2-Endlager" beteiligt sich

von Klaus Peters


Der 2. Internationale Umweltratschlag in Gelsenkirchen am 8. und 9. Oktober war trotz der üblichen Blockade der Massenmedien gegenüber systemkritischen Organisationen oder Veranstaltungen mit demselben Anspruch mit fast 600 Teilnehmern ein großer Erfolg. Die Bürgerinitiative "Kein CO2-Endlager" hatte die Chance genutzt, die mit einer Kohlendioxidverpressung verbundenen Probleme der potentiell betroffenen Regionen vorzustellen und um Unterstützung zu werben. Vier Aktivisten aus dem nördlichen Schleswig-Holstein waren auf einem Infostand beim Umweltmarkt vertreten und konnten gleichzeitig einen gut besuchten Workshop zum Thema durchführen.


Der Internationale Umweltratschlag hat sich einen Neubeginn einer kämpferischen Umweltbewegung zum Ziel gesetzt. Die Organisation und die Inhalte des Umweltratschlags erinnerten deshalb auch immer wieder an die Anfänge der Umweltbewegung in den siebziger und achtziger Jahren. Für die Organisatoren und Unterstützer, Einzelpersonen mit Erfahrungen in Bürgerinitiativen, Betriebsräten, Verbänden und politischen Organisationen, sind die bisherigen Ansätze der Umweltbewegung und einige Erfolge der inzwischen etablierten Verbände nicht ausreichend, um auf die vielfältigen Herausforderungen angemessen reagieren zu können.

Der Schutz der Lebensgrundlagen gegenüber der Macht des Kapitals und den vom Kapital weitgehend gelenkten staatlichen Einrichtungen ist, wie die geringen Erfolge der etablierten Umweltverbände und der Bürgerinitiativen zeigen, nur durch eine vergleichbare Gegenmacht zu erreichen. Um diese Gegenmacht aufzubauen, sind demnach bisherige Strategien zu überdenken, neue Strukturen zu entwickeln und mehr Menschen zu motivieren. Wesentliche Voraussetzungen für einen neuen Aufbruch sind bereits vorhanden und auf vorausgegangenen Veranstaltungen weiterentwickelt worden. Dies zeigten die Berichte aus vielen Teilbereichen des Umweltschutzengagements, darunter Berichte von Teilnehmern aus verschiedenen Teilen der BRD, aber auch von Teilnehmern aus Südamerika, Japan, Sri Lanka, der Türkei, den USA oder Südafrika.

Tiefer liegende Ursachen der Umweltzerstörungen konnten bisher wegen der vorherrschenden Mechanismen und Denkmuster des Kapitalismus aber nicht überwunden werden. Eine neue Strategie soll auf den anerkannten bisherigen Erfolgen und auf bewährten Zielsetzungen aufbauen, diese weiterentwickeln und ergänzen, damit zu einer Neuausrichtung und höheren Qualität der Umweltbewegung führen:

• Aufklärung und Stärkung des Umweltbewusstseins,
• Weiterentwicklung des Engagements,
• Vergrößerung der Aktionsradien,
• mehr Beweglichkeit,
• Überwindung der Zersplitterung,
• Überwindung geistiger Enge, Bereitschaft zur systemkritischen Einstellung,
• globalen Charakter der internationalen Widerstandsfront erkennen und entsprechend handeln.

Die vernetzte kämpferische Umweltbewegung muss Teil einer gesamtgesellschaftlichen Bewegung sein, gesellschaftsverändernde Kräfte dürfen nicht ausgegrenzt werden. Zwischenmenschlich Trennendes ist zurückzustellen. Arbeiter- (Gewerkschaften) und Umweltbewegung sind zusammenzuführen, ein wichtiges Ergebnis des nächsten Jahres soll die Gründung eines internationalen Dachverbands der Umweltschutzbewegung sein.

Die in den 9 Foren und 13 Workshops behandelten Umwelt- und Gesundheitsprobleme beinhalten enorme Herausforderungen für die nächsten Jahre. Eine Veränderung der Kräfteverhältnisse ist notwendig. Neue Probleme und Widerstände sind nicht auszuschließen. Hoffnungen, die in die Partei B90/Die Grünen gesetzt worden sind, blieben weitgehend unerfüllt. Gegen Korruptionsversuche ist ständige Wachsamkeit unerlässlich.

In zwei Jahren wird der 3. Umweltratschlag stattfinden. Dann vielleicht sogar mit mehr als einem Vertreter der großen Umweltverbände, der ÖDP, die dieses Mal immerhin mit dem Vorsitzenden der Programmkommission vertreten war, oder der Linkspartei. Die Querschnittsthemen "Nachhaltige Mobilität" und "Nachhaltige Landbewirtschaftung, Tierschutz, verantwortungsbewusste Ernährung", sind beim 2. Umweltratschlag nicht explizit behandelt worden, wären allerdings wegen ihres Querschnittscharakters auch besonders wichtige Themen für einen bundesweiten oder regionalen Umweltratschlag.

Die auf dem Umweltratschlag verabschiedete Resolution enthält zentrale Botschaften: Überlegenheit gegenüber den Hauptverursachern der Zerstörungen unserer Lebensgrundlagen erringen, Mensch und Natur als Einheit sehen, global und lokal Denken und Handeln, auf allen Ebenen kooperieren, Kräfte bündeln, überparteilichen Widerstand organisieren, die Umweltfrage immer in Verbindung mit der sozialen Frage behandeln, offensiv für Gerechtigkeit eintreten, ohne die kein Frieden möglich ist.


www.umweltratschlag.de
www.Kein-CO2-Endlager.de


*


Quelle:
Gegenwind Nr. 278 - November 2011, Seite 17-18
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
Redaktion: Tel.: 0431/56 58 99, Fax: 0431/570 98 82
E-Mail: redaktion@gegenwind.info
Internet: www.gegenwind.info

Der "Gegenwind" erscheint zwölfmal jährlich.
Einzelheft: 3,00 Euro, Jahres-Abo: 33,00 Euro.
Solidaritätsabonnement: 46,20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2011