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GEGENWIND/626: Umweltgewerkschaft - Für die Einheit von Mensch und Natur


Gegenwind Nr. 317 - Februar 2015
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein

Für die Einheit von Mensch und Natur
Umweltorganisation mit grundlegend neuen Ansätzen gegründet

Von Klaus Peters


Ende November 2014 ist in Berlin nach etwa zweijähriger Vorbereitung die Umweltgewerkschaft gegründet worden. Die Umweltgewerkschaft will eine Umweltorganisation mit grundlegend neuen Ansätzen im Kampf für die Erhaltung von Natur und Umwelt sein. Die besonderen Merkmale sind der breite, auch grenzüberschreitende und internationale Ansatz, die Zusammenführung von Arbeiter- und Umweltbewegung und die Unabhängigkeit.


Die Gründung dieser neuen Umweltorganisation war aus Sicht der Initiatoren notwendig, weil die Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen auch durch den bisherigen grundsätzlich anerkennenswerten Einsatzes mehrerer großer und vieler kleiner Verbände und Initiativen nicht aufgehalten werden konnte. Die wesentlichen Defizite der bisherigen Umweltbewegung waren insbesondere die Unterschätzung der wirtschaftlichen und politischen Kräfte, die für diese Zerstörungen verantwortlich sind, mangelnde Bündnisfähigkeit aufgrund spezifischer Interessen und auch finanzieller sowie personeller Abhängigkeiten. Zudem war es nicht gelungen, die Arbeitnehmer und speziell ihre Vertreter (Gewerkschaftsvertreter, Betriebs- und Personalräte) in größerer Zahl zu interessieren.

Ob und wann die neue Umweltorganisation ihre Ansprüche erfüllen kann, hängt letztlich vor allem wieder von den Bürgern ab. Die bestehenden Organisationen werden sich auf die eine oder andere Art und Weise auf die Existenz der Umweltgewerkschaft einstellen, entweder durch Kooperation oder auch durch Übernahme von Strategien. Die Umweltgewerkschaft und ihre Mitglieder werden sich ebenfalls auf Kooperationen ausrichten müssen. Darüber hinaus sind die bewährten politischen Instrumente, die Medienarbeit, die direkte Information der Öffentlichkeit, Bildungsarbeit, die Teilnahme an und die Organisation von Veranstaltungen, von Kundgebungen und Demonstrationen kreativ zu nutzen.

Dabei muss die Überwindung des gegenwärtigen kapitalistischen Ausbeutungssystems, dem sich viele Menschen selbst wenn sie wollen, nicht entziehen können, immer auch im Focus allen Engagements stehen. Diese Erkenntnis ist zu vermitteln und umzusetzen. Gleichzeitig sollten konkrete Umweltschutzaktionen, der Schutz von Wasser, Luft und Boden, der Schutz von Biotopen und Arten, die Erweiterung und Vernetzung von Schutzgebieten, der Schutz der Menschen vor Gesundheitsschäden und Umweltbelastungen auf der Agenda stehen.

Schwerwiegende komplexe Probleme mit jeweils auch ökonomischen Dimensionen sind: die Belastungen der Meere und die Ausbeutung der Fischbestände, Klimaveränderungen, das Fracking, die Agrarpolitik mit Massentierhaltung und intensiver Landnutzung, die Verkehrspolitik mit einer unverantwortlich hohen Zahl von Verkehrsopfern und enormen volkswirtschaftlichen Schäden, die Vernachlässigung der Bahninfrastruktur, der Ausbau und die Vertiefung von Schifffahrtswegen oder die Energiepolitik, einschließlich der negativen Folgen der exzessiven Nutzung regenerativer Energien, und die uneingeschränkte Wachstumspolitik statt konsequenter Kreislaufwirtschaft. Fachliche Konzepte und politische Strategien zur Sicherung und Verbesserung des Zustandes von Natur und Umwelt sind seit vielen Jahren sogar schon vorhanden. Selbst eine frühere Bundesregierung hatte eine "Nachhaltigkeitsstrategie" mit einer ganzen Reihe positiver Ansätze erstellen lassen. Doch die vorhandenen Konzepte und Strategien werden einfach nicht umgesetzt. Es geht also vor allem darum, die Menschen aufzuklären, die Zusammenhänge aufzuzeigen und die Menschen zu mobilisieren.

Die Umweltgewerkschaft und ihre Mitglieder sollten sich nicht zu sehr in organisatorischen Fragen verfangen, obgleich in eine gut funktionierende Organisation eine Schlüsselfunktion haben kann. Eine Vernetzung von Mitgliedern und Organisationseinheiten ist ebenfalls ein wichtiges organisatorisches Element. Dem noch nicht vorliegenden Programm wird noch eine intensive Diskussion vorausgehen. Programme sind bezogen auf Inhalt und Umfang naturgemäß Kompromisse. Sie werden fortgeschrieben und üblicherweise durch Positionspapiere ergänzt. Die knapp 50 Unterstützergruppen werden ihren Status in den, nächsten Monaten in Orts- und Regionalgruppen ändern und zusammen mit dem Bundesvorstand ihre umweltpolitische Arbeit aufnehmen.

In Hamburg und Lübeck sind aus den Initiativgruppen bereits Ortsgruppen gegründet worden.

www.umweltgewerkschaft.de

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Quelle:
Gegenwind Nr. 317 - Februar 2015, Seite 15 - 16
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2015

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