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GLEICHHEIT/6770: Mindestens 85.000 Kinder im Jemen an Hunger gestorben


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Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

Kriegsverbrechen der USA und Saudi-Arabiens:
Mindestens 85.000 Kinder im Jemen an Hunger gestorben

Von Mike Head
24. November 2018


Laut einer neuen Schätzung der Hilfsorganisation Save the Children sind im Jemen 85.000 Kinder verhungert, seit Saudi-Arabien im Jahr 2015 mit Unterstützung der USA einen Luftkrieg gegen das Land begonnen hat. Der verbrecherische Charakter der Unterstützung Washingtons für dieses Gemetzel zeigt sich in dieser Zahl.

Die Hilfsorganisation erklärte, vom Beginn des saudischen Luftkriegs im April 2015 bis Oktober 2018 seien 85.000 Kinder unter fünf Jahren verhungert. Dies sei allerdings eine konservative Schätzung. Die tatsächliche Zahl der Toten lasse sich nur schwer bestimmen. Laut Entwicklungshelfern werden viele Todesfälle nicht gemeldet, weil nur die Hälfte aller medizinischen Einrichtungen im Jemen in Betrieb ist und viele Menschen sich einen Arztbesuch nicht leisten können.

Im Jahr 2015 hatte Saudi-Arabien in den Bürgerkrieg im Jemen eingegriffen, um gegen schiitische Rebellen vorzugehen, die vom Iran unterstützt werden - dem Rivalen der saudischen herrschenden Elite in der Region. Die Obama-Regierung unterstützte diese brutale Offensive, die sich zu einem regelrechten Stellvertreterkrieg der USA gegen den Iran entwickelt hat. Das Pentagon betankt die saudischen Bomber in der Luft, unterstützt die saudische Marine bei der Blockade der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah und stellt Saudi-Arabien Daten seiner Geheimdienste für die Auswahl von Zielen zur Verfügung.

Laut Angaben von Save the Children basieren die oben genannten Zahlen zur Sterblichkeit wegen unbehandelter schwerer akuter Unterernährung bei Kleinkindern auf Daten der Vereinten Nationen. Historische Studien, so die Hilfsorganisation, lassen darauf schließen, dass jährlich etwa 20 bis 30 Prozent aller Kinder sterben werden, wenn die akute Unterernährung nicht bekämpft wird.

Der für Jemen zuständige Direktor von Save the Children Tamer Kirolos erklärte: "Auf jedes Kind, das von Bomben und Kugeln getötet wird, kommen Dutzende weitere, die verhungern. Dabei wäre dies leicht zu verhindern. Kinder, die so sterben, leiden ungeheure Schmerzen. Die Funktionen ihrer lebenswichtigen Organe lassen allmählich nach und kommen schließlich ganz zum Erliegen.

Ihr Immunsysteme ist so schwach, dass sie anfälliger für Infektionen werden. Einige sind sogar zu schwach zum Weinen. Die Eltern müssen mit ansehen, wie ihre Kinder dahinsiechen, ohne dass sie etwas dagegen tun können."

Die Hafenstadt Hodeidah am Roten Meer, durch die etwa 80 Prozent der dringend benötigten Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern in den Jemen gelangen, wird seit letztem Jahr blockiert. Save the Children erklärte, es sei gezwungen gewesen, Hilfsgüter für den Norden durch die südjemenitische Hafenstadt Aden ins Land zu bringen, was die Lieferung deutlich verzögerte.

Obwohl die saudische Monarchie angeblich eine von den USA unterstützte Waffenruhe angeboten hat, meldet die Hilfsorganisation auch einen "dramatischen Anstieg" der Luftangriffe. Kirolos erklärte: "In den letzten Wochen gab es Hunderte von Luftangriffen auf Hodeidah und das Umland. Die etwa 150.000 Kinder, die noch immer in der Stadt gefangen sind, befinden sich deshalb in Lebensgefahr. Save the Children fordert ein sofortiges Ende der Kämpfe, bevor es zu weiteren Todesopfern kommt."

Die von den USA unterstützten Streitkräfte haben jedoch nicht vor, das Gemetzel zu beenden, sondern verstärken es noch. Anfang des Monats gab die von den Saudis geführte Koalition bekannt, dass sie 30.000 Soldaten mobilisiert hat, um Hodeidah einzukreisen. Unter diesen Truppen befinden sich Soldaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Sudan, Al-Qaida-Milizionäre und jemenitische Söldner.

Die Hafenstadt wird ununterbrochen aus der Luft und vom Wasser aus bombardiert. Laut einem früheren Bericht von Save the Children haben die Mitarbeiter der Organisation allein an einem Wochenende etwa 100 Luftangriffe gemeldet, d. h eine Erhöhung um das Fünffache seit der ersten Oktoberwoche.

Daneben haben auch die Wirtschaftssanktionen und die Blockaden gegen den Jemen dazu beigetragen, dass dort die schlimmste humanitäre Krise der Welt entstanden ist. Die UN haben warnt, dass in Kürze vierzehn Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sein könnten.

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte, dass der Krieg fast 10.000 Todesopfer gefordert hat, die meisten davon Zivilisten. Hilfsorganisationen halten die tatsächliche Zahl der Toten für fünfmal höher. Laut den UN benötigen außerdem 22 Millionen Menschen aufgrund der Kämpfe und Blockaden humanitäre Hilfe, weitere 1,2 Millionen sind von einer Cholera-Epidemie betroffen.

US-Präsident Trump veröffentlichte am Dienstag eine Stellungnahme, in der er das Gemetzel Saudi-Arabiens uneingeschränkt verteidigte und dem Iran vorwarf, er sei "verantwortlich für einen blutigen Stellvertreterkrieg gegen Saudi-Arabien im Jemen". Weiter erklärte er, Saudi-Arabien "würde sich nur zu gern aus dem Jemen zurückziehen, wenn die Iraner ebenfalls abziehen würden".

Diese Äußerungen entlarven die Ankündigung von US-Außenminister Jim Mattis vom darauffolgenden Tag als Lüge. Mattis hatte erklärt, nächsten Monat würden in Schweden Verhandlungen über ein Ende des Krieges beginnen. Genaue Termine oder Details nannte er nicht Wenn das geplante Treffen tatsächlich stattfindet, wird es dazu benutzt werden, dem Iran die Schuld an dem Blutbad zu geben, ihn zur sofortigen Einstellung der Unterstützung für die Huthi-Rebellen aufzufordern und damit den Vorwand für eine Fortsetzung der Belagerung von Hodeidah zu schaffen.

Diese Woche bekräftigte Trump Washingtons Partnerschaft mit dem saudischen Regime durch ein riesiges Waffengeschäft. Die Beweise, dass der faktische Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman die Ermordung des kritischen Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet hat, wischte er vom Tisch.

Am Mittwoch lobte Trump das saudische Regime, da es für einen Rückgang der Ölpreise gesorgt habe. Auf Twitter schrieb er: "Ölpreise sinken. Großartig! Wie eine große Steuersenkung für Amerika und die Welt! Genießt es! Von 82 Dollar auf 54 Dollar. Danke, Saudi-Arabien, aber geht noch weiter herunter!"

Zuvor hatte Trump die Beteiligung von Kronprinz Mohammed an Khashoggis Ermordung abgestritten: "Es könnte sein, dass der Kronprinz von diesem tragischen Vorfall wusste - vielleicht, vielleicht auch nicht!" Gemäß seinem aggressiven "America First"-Programm erklärte er, das saudische Regime habe "sich bereit erklärt, [in den USA] 450 Milliarden Dollar auszugeben und zu investieren", darunter 110 Mrd. für den Kauf von Kriegsgerät, statt die Waffen von Russland oder China zu kaufen.

Trumps Äußerungen sind kein persönlicher Wahn. Sie enthüllen lediglich auf plumpe Weise die Interessen, die der amerikanische Imperialismus seit Jahrzehnten im Nahen Osten verfolgt. Washingtons lukrative wirtschaftliche Beziehungen zur saudischen Monarchie und die Unterstützung Saudi-Arabiens für die Aggression der USA im Nahen Osten, vor allem gegen Syrien und den Iran, sind Teil des hitzigen Drangs der USA, ihre Dominanz über die ölreiche und strategisch entscheidende Region zu behaupten.

Die Eskalation der Belagerung von Hodeidah geht einher mit der Verhängung von unilateralen und illegalen Sanktionen gegen den Iran, die einer Kriegshandlung gleichkommen. Washington ist entschlossen, die Offensive im Jemen und die Konfrontation mit dem Iran fortzusetzen, auch wenn dies zu Konflikten mit den europäischen Mächten führt und einen schrecklichen Blutzoll fordert.

Zwischen Republikanern und Demokraten mag es taktische Meinungsverschiedenheiten geben, was das grobschlächtige und offen brutale Vorgehens des Weißen Hauses anbelangt. Aber beide kapitalistische Parteien und das gesamte politische, militärische und geheimdienstliche Establishment betrachten Saudi-Arabien als Bastion gegen die Arbeiterklasse im ganzen Nahen Osten und als wichtigen Verbündeten im Konflikt mit dem Iran, Russland und China.

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Quelle:
World Socialist Web Site, 24.11.2018
Kriegsverbrechen der USA und Saudi-Arabiens:
Mindestens 85.000 Kinder im Jemen an Hunger gestorben
https://www.wsws.org/de/articles/2018/11/24/jeme-n24.html
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2018

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