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GRASWURZELREVOLUTION/1606: Animal Climate Action


graswurzelrevolution 412, Oktober 2016
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Animal Climate Action

Gegen Klimawandel und Tierproduktion. Für eine andere Landwirtschaft


Mit dieser E-Mail begann für die Autorin das Engagement für Animal Climate Action, nachdem sie zuvor schon einige Jahre als Teil der Klimabewegung im Braunkohlewiderstand aktiv gewesen war: "Hallo alle, am 30.09.15 findet in Berlin eine Veranstaltung statt (...) Es geht um die Thematik 'Tierproduktion und Klima' und die Veranstalter beziehen sich direkt auf Ende Gelände. (...) Weiß irgendjemand, wer dahinter steht?"

Das Interesse am Thema erwuchs dabei aus der jahrelangen bewusst veganen Ernährungsweise und aus der Einschätzung, dass die starke Fixierung der Klimabewegung auf die Kohle recht bald zu einem Problem werden könnte. Aus diesem Grund hatte die Autorin auch zuvor schon in einer Arbeitsgruppe zum Thema "Krieg und Klima" mitgearbeitet, die dann aber leider wieder einschlief.

Zu dem in der E-Mail erwähnten ersten Treffen kamen 20 bis 30 Leute mit unterschiedlichen Hintergründen. Es wurde beschlossen, dass ein Bündnis zwischen Tierrechtler*innen/Tierbefreier*innen, Klimaaktivist*innen und Menschen anzustreben sei, das sich nicht nur gegen Tierproduktion sondern weitergehend für eine andere Landwirtschaft einsetzen würde.

Eine kleinere Gruppe begann danach, sich regelmäßig zu treffen. Dabei ging es zunächst um fachliche Fragen, also den wissenschaftlich belegbaren Zusammenhang von Klima und Tierproduktion. Für Einige steht da die Zahl von 51% aus der WWI-Studie im Raum, welche auch im Film Cowspiracy zitiert wird - gemeint ist der Anteil der Tierproduktion an den globalen Treibhausgasemissionen. Diese Studie wurde dann aber als eher unseriös bewertet. Die aktuell verwendeten Zahlen - 14% bis über 25%, inklusive Weiterverarbeitung, Lagerung und Transport, beziehen sich vor allem auf die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und lassen einen Spielraum für bisher nur ungenügend betrachte Sektoren der Tierproduktion. Aber selbst damit liegt die Tierproduktion in der Größenordnung des von der Öffentlichkeit seit langem als klimarelevant erkannten Verkehrssektors.

Deutlich werden bei solchen Recherchen katastrophale Folgen der Tierproduktion: Ökologisch betroffen sind Böden, Wälder und Wasser; soziale Folgen umfassen Nahrungsmittelpreise und in Zukunft die Ernährungssicherheit. Das liegt daran, dass die Tierproduktion den größten Teil des Bodens in Anspruch nimmt, wobei gerade auch Weideland systematisch übernutzt und degradiert wird, während sie nur einen kleinen Teil zur Ernährung beisteuert.

Ebenfalls in der Anfangsphase wurden die politischen Kernforderungen festgeschrieben: Gegen Tierproduktion, für eine solidarische öko-vegane Landwirtschaft! Darin kommt eine radikale Ablehnung der Tierproduktion zum Ausdruck, bei der nicht zwischen der "guten" kleinbäuerlichen Landwirtschaft und der "bösen" Agrarindustrie unterschieden wird.

Andererseits gibt es eine klare Positionierung für ökologische Landwirtschaft und für antikapitalistische, solidarische Strukturen. Politisch stehen mehrere Ziele auf der Agenda: Dem Thema Tierproduktion soll in der Bewegung Sichtbarkeit verschafft werden. Außerdem sollen größere Bündnisse befördert werden - etwa zwischen Tierrechts-, Klima- und Landwirtschafts-Aktivist*innen. Viele von uns streben eine fundamentale Umgestaltung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise an.

Dies kann nur von thematisch umfassenderen Bündnissen geleistet werden, welche wiederum in der konkreten Zusammenarbeit ein Fundament erhalten.

Ein konkretes Ziel von Animal Climate Action ist, irgendwann größere Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Tierproduktion auf die Beine zu stellen, wie das EndeGelände im Bereich der Kohle bereits realisiert hat. Für dieses Jahr steht eine Demo auf dem Programm.

Mobilisiert wird nach Hannover und mit dem Thema "Tierproduktion stoppen - Klima retten!" am 12. November. Anlass ist die "weltweite Leitmesse für Tierhaltungs-Profis" Euro-Tier, welche in der Woche nach der Demo stattfinden wird. Zur Euro-Tier-Messe werden 2.000 Aussteller-Betriebe und 160.000 Besucher*innen erwartet.

Weitere Infos gibt es auf unserer Homepage. Eingeladen sind alle Menschen, die sich gegen Klimawandel und/oder Tierproduktion engagieren wollen.

Nach der Demo wird es Gelegenheit geben, sich mit den Mitgliedern der Gruppe gemütlich auszutauschen oder auch an einem etwa einstündigen Vernetzungstreffen teilzunehmen.

Es muss wohl nicht extra gesagt werden, dass die gruselige Euro-Tier-Messe prinzipiell durchaus auch geeignet sein könnte, die eine oder andere kreative und selbstorganisierte Kleingruppen-Aktion durchzuführen.

Die Gruppe arbeitet inzwischen bundesweit in Form eines Netzwerkes und freut sich über weitere Gruppen und Einzelpersonen, die sich Animal Climate Action anschließen wollen.

Emma


Weitere Infos: www.animal-climate-action.org

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Quelle:
graswurzelrevolution, 45. Jahrgang, Nr. 413, November 2016, S. 18
Herausgeber: Verlag Graswurzelrevolution e.V.
Koordinationsredaktion Graswurzelrevolution:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2016

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