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FORSCHUNG/083: Fernsehgeschichten und soziale Realität (idw)


Universität Augsburg - 07.10.2012

Fernsehgeschichten und soziale Realität

Neues DFG-Projekt der Augsburger Kommunikationswissenschaft über "Moralische Medienwirkungen und die Rolle emotionaler Prozesse"



Augsburg/HB - Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Projekt zur Wirkung des Fernsehens auf moralische Überzeugungen und Handlungen des Publikums mit 285.000 Euro für zwei Jahre. Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/innen aus den USA und den Niederlanden angelegt ist, wird von der Augsburger Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Helena Bilandzic geleitet.

Normen und Moral im Fernsehen

Darstellungen von "richtigem" und "falschem" Verhalten sind in Fernsehserien und Filmen allgegenwärtig. Krimiserien handeln nicht nur von aufzuklärenden Verbrechen, sondern zeigen auch Lügen und Täuschungen. Neben Verletzungen von professionellen Normen in Ärzteserien spielen vor allem Normverletzungen in Freund- und Partnerschaften eine Rolle. Dabei werden Normverletzungen nicht immer nur bestraft, wie zum Beispiel Morde in Krimiserien, sondern oft auch nicht sanktioniert (z.B. bei Beleidigungen). Die Handlungsstrukturen und Figurenbewertungen einzelner Fernsehgeschichten transportieren klare moralische Botschaften, die sich auf das moralische Denken und Handeln der Rezipienten auswirken können.

Moralische Medienwirkungen

Im Projekt wird der Einfluss von moralischen Medienbotschaften auf das moralische Denken und Handeln der Rezipienten untersucht. Aufbauend auf Kultivierungstheorie und Moralpsychologie wird angenommen, dass die häufige Nutzung moralbeladener Genres zu einer Überschätzung der Häufigkeit von Normverletzungen im realen Leben führt. Ein Fan von Arztserien würde beispielsweise einen höheren Anteil an Verletzungen beruflicher Normen vermuten, ein Fan von Krimiserien eine höhere Mordrate in der Gesellschaft. Die Wahrnehmung der moralischen Relevanz einer Situation (moralische Sensibilität) sollte ebenfalls mit der Rezeption einer moralbeladenen Serie steigen. Schließlich können moralische Konzepte durch eine wiederholte Rezeption auch chronisch zugänglich gemacht werden und in realen Situationen das moralische Verhalten der Rezipienten beeinflussen.

Vorgängerprojekt

Das Projekt schließt an ein laufendes DFG-Projekt an (2009-2012), in dem moralische Muster in erfolgreichen Genres des Fernsehens systematisch analysiert wurden. Dabei wurden die Implikationen der Mediendarstellungen für richtiges und falsches Verhalten sowie genrespezifische Besonderheiten herausgearbeitet. In einem weiteren Teil des Projekts wurden Mechanismen der persuasiven Wirkung von Fernsehgeschichten untersucht. Im Fokus stand hier das narrative Erleben, das intensive Eintauchen in eine Geschichte, als zentraler Vermittler von narrativen Effekten.

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Projekt-Homepage:
http://www.imb-uni-augsburg.de/kw-rezeption-und-wirkung/fernsehgeschichten-und-soziale-realitaet-narrationsspezifische-wirkungen-ih

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 07.10.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2012