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INTERNATIONAL/007: Sri Lanka - Pressefreiheit in Gefahr - UN sollen handeln (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Februar 2011

Sri Lanka:
Pressefreiheit in Gefahr - UN sollen handeln

Von Kumudini Woolf


New York, 1. Februar (IPS) - In Sri Lanka ist das Redaktionsgebäude eines Online-Nachrichtendienstes abgefackelt worden. Mit dem Anschlag auf die Lanka E-News (LEN) am frühen Morgen des 31. Januar wurde eine der letzten kritischen Stimmen im Lande mundtot gemacht. Nach Ansicht internationaler Journalistenverbänden wird es Zeit, dass die Vereinten Nationen intervenieren.

Medienorganisationen kritisieren den Anschlag auf LEN als einen von vielen, die unter den Augen der "gleichgültigen" Regierung von Staatspräsident Mahinda Rajapaksa stattfinden und straffrei ausgehen. Im April 2010 listete das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) Sri Lanka auf seinem Index für Straflosigkeit auf dem vierten Platz.

In den letzten zehn Jahren sind mehr als zehn srilankische Journalisten ermordet worden, weiteren 19 verhalf CPJ zur Flucht. Der LEN-Redaktionschef Sandaruwan Senadeera hat ebenfalls Morddrohungen erhalten und das Land inzwischen verlassen.

Das Ausmaß der Gewalt, mit der sich Sri Lankas Journalisten konfrontiert sehen, schilderte der Asien-Programmleiter der Journalistenvereinigung, Bob Dietz, in einem Blog am 19. Januar. So wurden die Fernsehstudios der unabhängigen Rundfunkanstalt 'Sirasa' am 6. Januar, ebenfalls im Morgengrauen, bombardiert. Den Mitarbeitern zufolge fanden die Anschläge mit "militärischer Präzision" statt. Zwei Tage später wurde der Journalist Lasantha Wickrematunga von acht Männern auf Motorrädern mit Stangen und Stöcken totgeprügelt.


Medien in der Krise

Am 29. Januar zertrümmerten ebenfalls Männer auf Motorrädern die Scheibe des Fahrzeugs, in dem der Redakteur der Sinhala-sprachigen regierungsfreundlichen Wochenzeitung 'Rivira', Upali Tennekoon, und seine Frau Dhammika zum Redaktionsbüro unterwegs waren. "Wir befinden uns inmitten einer Pressekrise, die ein Eingreifen der Vereinten Nationen notwendig macht", sagte Dietz.

Am 24. Januar hatte Sandhya Eknelyoda in einer Petition das UN-Büro in Sri Lankas Hauptstadt Colombo um Hilfe bei der Suche nach ihrem Mann Prageeth Eknelygoda gebeten. Der Cartoonist und Kommentator der LEN war vor mehr als einem Jahr spurlos verschwunden. Der Internationale Journalistenverband (IFJ) forderte in einer Pressemitteilung vom 25. Januar die Vereinten Nationen dazu auf, in dem Fall tätig zu werden.

Das CPJ appellierte nach dem Brandanschlag auf LEN an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, sich der vielen Übergriffe auf Journalisten anzunehmen, die bisher weder untersucht noch strafrechtlich verfolgt worden sind. Angesichts der vielen Brandanschläge, Übergriffe, Entführungen und Ermordungen von Journalisten falle es in den Verantwortlichkeitsbereich der Vereinten Nationen, auf eine Regierung einzuwirken, die ihre Journalisten nicht angemessen schütze oder gar selbst in Verdacht stehe, an den Übergriffen beteiligt zu sein. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2011