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INTERNATIONAL/206: Mexiko - Mord an 18 Kolleg*innen, Journalist*innen fordern Ermittlungen gegen Javier Duarte (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Mexiko
Mord an 18 Kolleg*innen - Journalist*innen fordern Ermittlungen gegen Javier Duarte


(Mexiko-Stadt, 19. Juli 2017, desinformemonos) - Der Journalistenverband Red Veracruzana de Periodistas hat Ermittlungen gegen den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaates Veracruz im Südosten Mexikos wegen des Mordes an 18 Kolleg*innen und gewaltsamem Verschwindenlassen von drei Medienassistent*innen während seiner Amtszeit gefordert. Der ehemalige Gouverneur wird wegen Korruption und Veruntreuung von öffentlichen Geldern angeklagt, doch weder der Generalstaatsanwalt noch der Staatsanwalt des Bundesstaates Veracruz haben Anklage aufgrund der Morde an den Reporter*innen und wegen der Angriffe gegen die Presse erhoben.

Der Journalistenverband erklärte: "Wir sind davon überzeugt, dass Javier Duarte de Ochoa, ebenso wie seine engsten Mitarbeiter*innen - gegen die auch ermittelt werden muss - verantwortlich für die genannten Verbrechen ist, sei es durch direkte Beteiligung oder durch Missachtung der staatlichen Schutzpflicht."


Eine der gefährlichsten Regionen für journalistische Arbeit

In einer schriftlichen Mitteilung erinnerte der Verband daran, dass sich "der Bundesstaat Veracruz während der Amtszeit von Javier Duarte zu einer der gefährlichsten Regionen weltweit für journalistische Arbeit entwickelt hat." Diese Aussage basiert auf den Erkenntnissen von Nichtregierungsorganisationen für Informations- und Pressefreiheit wie Article19 und Reporter ohne Grenzen.

"Bisher wurde kein einziges Verbrechen an Reporter*innen aus Veracruz aufgeklärt. Als Javier Duarte Gouverneur war, hat die Staatsanwaltschaft die Opfer kriminalisiert und niemand interessierte sich für die Festnahme und Bestrafung der Auftraggeber und der direkten Täter", so die Mitglieder des Journalistenverbandes.


Ermittlungen gegen Duarte gefordert

Von 2010 bis 2016 wurden Sergio Landa Rosada aus Cardel, Miguel Morales Estrada aus Poza Rica und Gabriel Fonseca aus Acayucan Opfer von gewaltsamem Verschwindenlassen. Ermordet wurden Yolanda Ordaz, Gabriel Huge, Misael Solana, Milo Vela, Guillermo Varela und Esteban Rodríguez in der Hafenstadt Veracruz; Regina Martínez und Víctor Báez in Xalapa; Armando Saldaña und Pedro Tamayo in der Region Tierra Blanca; Gregorio Martínez in Coatzacoalcos; Manuel Torres in Poza Rica; Juan Mendoza und Moisés Sánchez in Medellín; Anabel Flores und Juan Santos Carrera in Orizaba und Noel López in Jáltipan. Hinzu kommt noch der Tod von Rubén Espinosa, der aufgrund von Morddrohungen aus Veracruz nach Mexiko-Stadt geflohen war und dort umgebracht wurde.


Angehörige der Opfer: Auslieferung von Duarte allein reicht nicht aus

"Aufgrund der Vorfälle der vergangenen sechs Jahre und angesichts der baldigen Auslieferung des ehemaligen Gouverneurs von Guatemala nach Mexiko fordert der Journalistenverband gemeinsam mit anderen Organisationen und Kollektiven aus verschiedenen Regionen Mexikos Ermittlungen gegen Javier Duarte wegen gewaltsamen Verschwindenlassen und wegen Mord an 21 Journalist*innen."

Angehörige der Opfer von Gewalt und des gewaltsamem Verschwindenlassens aus dem Bundesstaat Veracruz kritisierten, dass die Auslieferung von Duarte "nicht alles sei". Es müsse auch Recht gesprochen werden für alle anderen, die während seiner Amtszeit betroffen waren.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2017

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