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MELDUNG/290: Die meisten Zuwanderer in Deutschland nutzen bevorzugt deutsche Medien (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 16. September 2011

ARD/ZDF-Studie:
Die meisten Zuwanderer in Deutschland nutzen bevorzugt deutsche Medien

Piel: Es gibt keine mediale Parallelgesellschaft


Die Mehrheit der Migrantinnen und Migranten in Deutschland nutzen bevorzugt deutschsprachige Medien. 76 Prozent der Menschen mit Einwanderungshintergrund sehen regelmäßig deutschsprachige Fernsehprogramme, 60 Prozent hören deutschsprachiges Radio und 53 Prozent nutzen deutschsprachige Internetangebote. Nur eine Minderheit nutzt ausschließlich heimatsprachige Medien (13 Prozent Fernsehen, zwei Prozent Radio, fünf Prozent Internet). Zu diesen Ergebnissen kommt die neueste Studie "Migranten und Medien 2011" von ARD und ZDF, die am heutigen Freitag im WDR Funkhaus in Köln vorgestellt wurde.

"Von einer medialen Parallelgesellschaft der Migranten kann in Deutschland nicht die Rede sein. Insbesondere bei den Jüngeren dominiert die Nutzung deutscher Medien. Sie haben in Bezug auf die Mediennutzung mehr Gemeinsamkeiten mit ihren deutschen Altersgenossen als mit ihren Eltern und Großeltern. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die in der Integrationsdebatte eine Rolle spielen sollte", sagte die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Für die repräsentative Befragung, die nach 2007 zum zweiten Mal durchgeführt wurde, befragte TNS EMNID bundesweit 3300 Menschen mit Migrationshintergrund. Die Befragten stammten aus der Türkei, dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, Polen, Italien, Griechenland und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Sie repräsentieren 59 Prozent der in Deutschland lebenden Migranten.

"Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist bei den in Deutschland lebenden Migranten fest verankert. Vor allem in den öffentlich-rechtlichen Kernkompetenzen, der zuverlässigen und glaubwürdigen Information, sind die Programme von ARD und ZDF inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil im Medienrepertoire der Migranten", so ZDF-Intendant Markus Schächter, Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission, die gemeinsame Forschungsprojekte durchführt.

Der stellvertretende Vorsitzende der ARD-/ZDF-Kommission, HR-Intendant Helmut Reitze, sagte: "Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Strategie der ARD, die Realität der Einwanderungsgesellschaft in allen unseren Programmen zu zeigen, in Informationssendungen im Fernsehen ebenso wie in Fernsehfilmproduktionen oder Tatort-Krimis. Auch die jungen Radiowellen der ARD sind bei Migranten erfolgreich."

Die Nutzung deutschsprachiger Medien ist im Vergleich zur ersten Umfrage im Jahr 2007 angestiegen, der stärkste Zuwachs ergibt sich für das Internet. Eine zentrale Vorraussetzung für die Nutzung deutscher Medien - das Verstehen der deutschen Sprache - hat sich seit 2007 bei allen Migrantengruppen verbessert. 80 Prozent verstehen die deutsche Sprache gut bzw. sehr gut (nach 76 Prozent in 2007).

Heimatsprachige Angebote sind vor allem beim Fernsehen relevant, in geringerem Umfang auch für das Internet. So sehen 45 Prozent der Migranten in Deutschland regelmäßig Programme in ihrer Muttersprache, 22 Prozent nutzen heimatsprachige Internetseiten. Einen hohen Stellenwert haben heimatsprachige Fernsehprogramme für Menschen türkischer Herkunft: In Bezug auf die Nutzungsdauer werden türkische Fernsehprogramme deutlich länger gesehen als deutschsprachige Programme.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass für die Mediennutzung von Migrantinnen und Migranten die Faktoren Alter, Geburtsland, Bildung und deutsche Sprachkenntnisse ebenso wichtig, wenn nicht gar wichtiger sind als der Faktor ethnische Herkunft. Junge Migranten zwischen 14 und 29 Jahren nutzen bevorzugt deutsches Fernsehen, Radio und das Internet. Die Programmvorlieben sind ähnlich denen junger Menschen ohne Migrationshintergrund: Beim Fernsehen sind die deutschen Privatsender besonders beliebt, beim Radio ist 1LIVE neben Radio NRW das erfolgreichste Programm.


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Quelle:
Presseinformation vom 16. September 2011
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts),
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2011