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REZENSION/009: "Zero" - Die 9/11-Dokumentation aus Italien (SB)


"Zero" - Die 9/11-Dokumentation aus Italien


Giulietto Chiesa und Dario Fo prangern die Bush-Regierung an



In den letzten Jahren hat es neben zahlreichen Büchern auch eine Reihe von Filmdokumentationen gegeben, mit denen die Autoren die Widersprüche und Ungereimtheiten in der offiziellen Verschwörungstheorie zum Hergang und Hintergrund der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 offengelegt und der Regierung von US-Präsident George W. Bush Vertuschung bis hin zur passiven oder aktiven Mitwirkung an den schrecklichen Ereignissen unterstellt haben. Bisher erschienen diese Dokumentationen, meistens von Politaktivisten oder Mitgliedern der alternativen Medienszene produziert, im Internet. Das bekannteste Beispiel ist Dylan Averys Film "Loose Change" von 2005, der sich inzwischen mit mehr als zehn Millionen Betrachtern zum meistgesehenen Online-Film der Geschichte und damit zum "Fahrenheit 9/11" des Youtube-Zeitalters entwickelt hat. Seit Ende 2007, Anfang 2008 gibt es mit "Zero: An Investigation into 9/11" aus Italien die erste Filmdokumentation zum Thema der Flugzeuganschläge, die man auf der Leinwand - im Programmkino oder bei Spezialvorführungen wie am 5. September auf der jüngsten Tagung der deutschen 9/11-Skeptiker in Berlin - anschauen kann.

Initiator und Produzent von "Zero" ist Giulietto Chiesa, der lange Jahre als Journalist gearbeitet hat und seit 2004 als unabhängiger Abgeordnete Nordwestitaliens im Europaparlament sitzt, wo er der sozialistischen Fraktion angehört. Als Regisseure konnte Chiesa Francesco Tre und Franco Francassi gewinnen, zudem konnte er den berühmten italienischen Literaturnobelpreisträger Dario Fo zur Mitarbeit an dem Projekt bewegen.

Welche Brisanz in dem 104minütigen Film steckt, läßt sich anhand einer Episode erahnen. Am 26. Februar hat Chiesa "Zero" in Brüssel vorgeführt, um seiner Forderung nach Einberufung eines Untersuchungsausschusses des EU-Parlaments zu den Vorgängen um den 11. September Nachdruck zu verleihen. Zur Vorführung samt anschließender Diskussion mit Prof. David Ray Griffin, dem wichtigsten 9/11-Experten aus den USA, und dem japanischen Politiker Yukihisa Fujita, der bereits im Januar im Parlament von Tokio mit einer kritischen wie auch fundierten Erklärung zur Version der Bush-Regierung zum 11. September Aufsehen erregt hatte, wurden alle 785 EU-Abgeordnete eingeladen. Nur sechs von ihnen - vier aus Italien, einer aus Großbritannien und einer aus Litauen - erschienen. Von den rund tausend eingeladenen Pressevertretern hielt es kein einziger für erforderlich, sich diesem wichtigen Thema zu widmen.

"Zero" empfiehlt sich all denen, deren Unbehagen sich seit dem "Tag, der die Welt verändert" haben soll, nicht gelegt hat und die sich nicht mit der Bush-Version von der alleinigen Verantwortung einer Gruppe von 19 mit Teppichmessern ausgerüsteten Islamfundamentalisten für die Schreckenstat haben abspeisen lassen. Selbst für diejenigen, die mit der ausufernden Berichterstattung über die Hintergründe der Angriffe auf das New Yorker World Trade Center und das Arlingtoner Pentagon einigermaßen Schritt haben halten können, lohnt es sich, "Zero" anzuschauen, um auf spannende Weise den komplizierten Sachverhalt wieder Revue passieren zu lassen und sich quasi auf den letzten Stand zu bringen, was den erbitterten, ungleichen Kampf zwischen Vertuschern und Aufklärern betrifft.

Zu den wichtigsten Zeugen der amtlichen Irreführung, die in "Zero" zu Wort kommen, gehören Sibel Edmonds, William Rodriguez, Coleen Rowley und Michael Springmann. Edmonds arbeitete als Übersetzerin für Aserbaidschanisch, Farsi und Türkisch im FBI-Hauptquartier in Washington, bis sie im März 2002 ihren Vorgesetzten die Existenz eines Spionagerings im zentralen Übersetzungsbüro der US-Bundespolizei meldete, dessen Mitglieder nicht nur Kontakte zu den Hintermännern der Flugzeuganschläge unterhielten, sondern diese auch durch Fehlübersetzungen, Warnungen und gezielte Unterlassungen vor Ermittlungen schützten. Obwohl 2005 der Generalinspekteur des US-Justizministeriums, Glenn Fine, in einem eigenen 37seitigen Untersuchungsbericht den von Edmonds vorgetragenen Verdachtsmomenten hohe Plausibilität bescheinigte, verlor diese 2006 vor dem Obersten Gerichtshof ihren Kampf gegen unfaire Entlassung. Wegen einer drakonischen Sonderanordnung des früheren Justizministers John Ashcroft durfte und darf ihr Fall bis heute nicht öffentlich erörtert werden - aus Gründen der nationalen Sicherheit, versteht sich. Edmonds hat ihre beunruhigenden Erkenntnisse zwischen 2002 und 2004 hinter verschlossenen Türen Vertretern des Kongresses und der "unabhängigen" 9/11-Kommission offengelegt, ohne daß dies die geringsten Konsequenzen nach sich gezogen hätte.

William Rodriguez war bis zum 11. September 2001 WTC-Hausmeister. Am besagten Vormittag wurde Rodriguez zusammen mit mehreren Kollegen Zeuge schwerer Explosionen im unterirdischen Bereich der Zwillingstürme. Die erste dieser Explosionen ereignete sich sogar, unmittelbar bevor sich der American Airlines Flug 11 in den WTC-Nordturm hineinbohrte. In "Zero" schildert Rodriguez eindrücklich, wie ihm ein Überlebender dieser Explosion entgegenkam, an dem in Folge der Feuersbrunst die komplette Haut der Arme wie heruntergerissene Ärmel herabhingen. Obwohl Rodriguez, der am 11. September zahlreichen Menschen das Leben rettete, einer der größten Helden dieser Tragödie ist, hat ihm seine Bereitschaft, seine Erlebnisse, die der offiziellen Erklärung für den Einsturz der Twin Towers diametral widersprechen und sich eher mit der Theorie von einer kontrollierten Sprengung in Einklang bringen lassen, bei jeder Gelegenheit kundzutun, nur große Probleme bereitet.

Coleen Rowley gehörte als Anwältin der Gruppe FBI-Mitarbeiter im Außenbüro der US-Bundespolizei in Minneapolis an, die nach der Festnahme des sonderbaren französisch-marokkanischen Flugschülers Zacarias Moussaoui am 16. August 2001 vergeblich versucht haben, die Vorgesetzten in Washington vor der Gefahr eines größeren Anschlags auf US-amerikanischem Territorium zu warnen. Als Rowley im Frühjahr 2002 in einem offenen Brief an den FBI-Chef Robert Mueller dezidiert schilderte, wie Washington die Bemühungen der Kollegen in Minneapolis regelrecht torpediert hatte, löste dies in der US-Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung aus. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen in der US-Hauptstadt die Begründung von Rowley und Kollegen, mit der sie einen Durchsuchungsbefehl vom FISA-Sondergericht zur Überprüfung von Moussaouis Laptop und Telefonverbindungsdaten erwirken wollten, als unzureichend zurückgeschickt - nachdem sie sie selbst abgeschwächt hatten! Als sich die gewissenhaften Provinzermittler nicht entmutigen ließen, sondern sich direkt an die französischen Behörden wandten und aus Paris eine ganze Fülle von Erkenntnissen über die Verbindungen Moussaouis zur islamistischen "Terror"-Szene Westeuropas und Nordafrikas erhielten, hat man sie dafür gerügt und die Informationen schlichtweg ignoriert. Im FBI-Außenbüro in Minneapolis äußerte man Anfang September 2001, wenn auch halb im Scherz, den Verdacht, daß Osama Bin Laden einen Maulwurf im J.-Edgar-Hoover-Gebäude haben müsse.

Michael Springmann arbeitete in den neunziger Jahren im Konsulat der USA in der saudisch-arabischen Hafenstadt Dschidda. Er bekam dort persönlich mit, wie muslimische Fundamentalisten aus dem Dunstkreis Bin Ladens mit Visen zur Einreise in die USA ausgestattet wurden, damit Spezialisten der CIA oder des Pentagons sie "militärisch" ausbilden konnten. Immer wieder mußte Springmann erleben, daß Personen, deren Visumsantrag er abgelehnt hatte, auf direkte Anweisung des Konsulatsleiters die Einreise in die USA erlaubt wurde. Für sie waren die üblichen Regeln offenbar aufgehoben worden. Über die Enthüllungen Springmanns berichtete bereits im November 2002 die BBC2-Nachrichtensendung Newsnight. In "Zero" werden in diesem Zusammenhang die Visumsantragformulare solcher "Fußsoldaten" des grünen Banners gezeigt. Normalerweise muß jeder, der in die USA einreisen will, seinen geplanten Aufenthaltsort mit voller Anschrift angeben. Bei den gezeigten Formularen sind unter dieser Rubrik ganz generelle Eintragungen wie "Hotel" zu lesen.

Bekanntlich sollen 15 der 19 mutmaßlichen "Flugzeugattentäter" aus Saudi-Arabien stammen. Deshalb löste der gemeinsame Bericht der Geheimdienstausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat von 2003 zum Thema 11. September Bestürzung aus, als man feststellen mußte, daß sämtliche Seiten, auf denen auf eine mögliche Verwicklung Riads in die Flugzeuganschläge eingegangen wird, zwecks Schonung der saudischen Königsfamilie ausgeschwärzt waren. Möglicherweise galt besagte Rücksichtnahme auch der Bush-Regierung. Schließlich wurde der Aufenthalt von zweien der 19 mutmaßlichen 9/11-Highjacker in San Diego in der Zeit vor den Anschlägen mit Geldern eines Kontos bei der Riggs Bank in Washington finanziert, das Prinzessin Haifa, Gattin des damaligen saudischen Botschafters Prinz Bandar, der bekanntlich ein enger Freund der Familie Bush ist, gehörte.

Tatsächlich weiß man bis heute nicht, ob am 11. September überhaupt 19 "Terroristen" in den entführten Passagiermaschinen saßen und ob die Anschläge nicht eventuell per Fernsteuerung durchgeführt wurden. Eine Merkwürdigkeit, die in "Zero" hervorgehoben wird, ist die bis dato unbestreitbare Tatsache, daß mindesten sechs der Personen, deren Namen und Konterfeis auf der FBI-Liste der Männer um den mutmaßlichen "Chefhijacker" Mohammed Atta erscheinen, heute noch leben und mit dem Anschlag nicht das geringste zu tun hatten. Darüber hinaus gehen die "Zero"-Macher auf die widersprüchlichen Angaben über Atta, der sich einmal wie ein strenger muslimischer Gläubiger, ein andernmal wie ein koksender, trinkender Lebemann verhalten hat, ein. Im Film tritt sogar die ehemalige Go-Go-Tänzerin Amanda Keller auf, die in der Zeit vor den Anschlägen mit Atta in Florida ein intimes Verhältnis hatte und derzufolge der ehemalige ägyptische Student der Technischen Universität Hamburg-Harburg vermutlich in Drogengeschäfte verwickelt gewesen war.

Sehr unterhaltsam sind, wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt davon sprechen will, jene kleinen Comic-Einblendungen, in denen die verschiedenen Aussagen über die unfreiwillig komischen, teilweise haarsträubenden Auftritte der Chaostruppe Atta und Co. an verschiedenen Flugschulen sowie bei Behördenvisiten in den USA aufs Korn genommen werden. Diese Sequenzen funktionieren weitaus besser als diejenigen, in denen mittels abgehackter Wiederholung der Aussagen mancher Zeugen wie beispielsweise William Rodriguez' die offizielle Theorie ins Lächerliche gezogen werden soll. Dadurch wird die Aussagekraft des Vertreters der Gegenversion eher abgeschwächt.

Das gleiche gilt für den breiten Raum, den Dario Fo in dem Film einnimmt. Es wäre vielleicht besser gewesen wäre, wenn nicht ein Dramatiker, sondern ein dafür besser geeigneter Bauexperte die Theorie vom Kollaps der Zwillingstürme, die durch das Nachgeben der Statik aufgrund des brennenden Flugzeugbenzins verursacht worden sein soll, widerlegt hätte. Fos Beitrag hätte mehr Überzeugungskraft entfaltet, wenn man ihn sparsamer und effizienter hätte auftreten lassen, wie man es etwa mit dem berühmten US-Romancier und Regierungskritiker Gore Vidal getan hat.

Eine wichtige Rolle in "Zero" wie überhaupt in der noch laufenden Diskussion um den 11. September spielt Stephen Jones, dessen Erklärung für den Einsturz der beiden Zwillingstürmes sowie des 47stöckigen, von keinem Flugzeug getroffenen Hochhauses WTC 7 am plausibelsten erscheint. Laut Jones, einst Physikprofessor an der Brigham Young University in Utah, wurden alle drei Gebäude mittels kontrollierter Sprengungen zum Einsturz gebracht. Zum Beweis verweist Jones auf die Geschwindigkeit des jeweiligen Zusammensturzes, auf den Nachweis von geschmolzenem Stahl im unterirdischen Bereich von Ground Zero sowie von Restspuren des Sprengstoffs Thermit an den Stahlträgern. Im Staub, den eine Anwohnerin von Südmanhattan nach dem Unglück aufbewahrte, hat Jones sogar mikroskopisch kleine Tröpfchen geschmolzenen Stahls entdecken können, für die brennendes Flugbenzin wegen seiner geringen Temperatur niemals die Ursache hätte sein können.

Einen weiteren Schwerpunkt von "Zero" stellen das unerklärliche Versagen der US-Luftwaffe und der Angriff auf das Pentagon, der seltsamerweise keine Wrackteile, geschweige denn Spuren einer 757-Passagiermaschine der Firma Boeing hinterließ, dar. Es treten zahlreiche ehemalige ranghohe US-Militärs wie Generalmajor Albert Stubblebine, bis 1984 Commanding General of U. S. Army Intelligence and Security, sowie Experten für Flugsicherheit auf, welche die unübersehbaren Widersprüche zwischen der faktischen Beweislage und den Behauptungen der Bush-Administration erläutern und unterstreichen. Besonders kritisiert wird hierbei der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der im Juli 2001 die Einsatzprotokolle für das sofortige Abfangen verirrter oder gekaperter Flugzeuge im amerikanischen Luftraum abänderte, Gegenmaßnahmen von seiner persönlichen Zustimmung abhängig machte und der dann in den entscheidenden Stunden am Tag des Geschehens plötzlich für niemanden zu erreichen war. Es werden die Schäden am Pentagon selbst sowie die wenigen freigegebenen Bildsequenzen der Sicherheitskameras rund um das US-Verteidigungsministerium, die vom Anschlag verfügbar sind, analysiert. Alle Belege deuten eher auf den Beschuß mit einer Rakete oder auf einen Angriff mit einem ferngesteuerten Kampfjet hin.

Was die vermeintliche Unvorhersehbarkeit der Flugzeuganschläge betrifft, so wird diese Schutzbehauptung der Bush-Regierung unter anderem durch die Bilder entsprechender Übungen samt Pentagon-Modellbaus mit Flugzeugtrümmerteilen im Innenhof sowie durch den Verweis auf das berühmte, Bush am 6. August 2001 vorgelegte Daily Presidential Briefing (DPB) mit dem eindeutigen Titel "Bin Laden determined to strike in U.S.", zu deutsch "Bin Laden entschlossen, in den USA zuzuschlagen", regelrecht zerlegt. An dieser Stelle hätten die "Zero"-Macher auch die Titelseite der Studie "Catastrophic Terrorism", verfaßt von Ex-CIA-Direktor John Deutsch und Philip Zelikow, auf der die WTC-Zwillingstürme im Fadenkreuz stehen, zeigen können. In diesem Bericht wird ein bevorstehendes "transformatives Ereignis" für die Sicherheitspolitik der USA beschworen. Später wurde Zelikow, ein enger Vertrauter von Condoleezza Rice, leitender Direktor der 9/11-Kommission.

Neben Erläuterungen der Hintergründe der Flugzeuganschläge durch Autoren wie Nafeez Mossaddeq Ahmed, Jürgen Elsässer und Daniel Hopsicker, die sich in den letzten Jahren allesamt um die Aufdeckung der Instrumentalisierung des muslimischen Söldnertums durch diverse Geheimdienste verdient gemacht haben, wird in "Zero" das Phantom Bin Laden und die Fragwürdigkeit der angeblich von diesem in die Welt gesetzten Videobotschaften unterstrichen. Alles in allem haben die italienischen 9/11-Skeptiker mit "Zero" solide Arbeit geleistet. Leider steht zu befürchten, daß der Film niemals die Verbreitung finden wird, die er verdient. Zwar soll "Zero" am 12. September im russischen Fernsehen ausgestrahlt werden, doch im Heimatland von Giulietto Chiesa hat er bis heute keinen Filmverleih gefunden.


10. September 2008