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AUGEN/429: Glaukom - Vorsorgeuntersuchung empfohlen (Stiftung Auge)


Stiftung Auge - Pressemitteilung vom 07.06.2016

Grüner Star bedroht Augen und Lebensqualität

Stiftung Auge empfiehlt Vorsorgeuntersuchung


Bonn - Die Augenerkrankung Glaukom, auch "Grüner Star" genannt, beeinträchtigt das Sehvermögen und schränkt zusätzlich die Lebensqualität der Betroffenen ein. Das untermauert jetzt eine Untersuchung im Fachblatt Ophthalmology. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge rund 970.000 Menschen am Glaukom. Bei weiteren 1,2 Millionen ist die Krankheit noch im Frühstadium, sodass sich der Sehverlust aufhalten ließe - vorausgesetzt er wird erkannt. Die Stiftung Auge fordert deshalb bessere Früherkennung und mehr Hilfsangebote, die sehbehinderten Menschen ein eigenständiges Leben ermöglichen.

Beim Glaukom nehmen Sehnerv und Netzhaut dauerhaft Schaden, Ausfälle im Gesichtsfeld sind die Folge. Kalifornische Experten untersuchten jetzt über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren das Sehvermögen von 236 Glaukom-Patienten, die bereits einen Gesichtsfeldverlust erlitten hatten. Mithilfe von Fragebögen analysierten sie die Lebenssituation der Betroffenen wie beispielsweise Nah- und Fernsicht, Schmerzen, Fahrtüchtigkeit, Farbensehen, soziales Umfeld, Hilfsbedürftigkeit und psychische Probleme. Die Ergebnisse zeigen: je größer die Ausfälle im Gesichtsfeld, desto geringer die Lebensqualität. "Die Studie unterstreicht, dass Glaukom-Patienten nicht nur die bestmögliche Therapie brauchen, sondern auch professionelle Unterstützung, um den Alltag zu bewältigen", betont Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge aus Bonn.

Bei einem Gesichtsfeldverlust können die Betroffenen zunächst Gegenstände am Rand des Gesichtsfeldes nicht mehr wahrnehmen. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto mehr schrumpft das Gesichtsfeld. Vor allem Ausfälle in der Mitte behindern die Betroffenen stark, wie die amerikanische Studie zeigt: Lesen oder Treppensteigen werden nahezu unmöglich, sogar gefährlich. "Der Patient erkennt Hindernisse wie Türrahmen oder Stufen zu spät, stolpert, stürzt und stößt oder verletzt sich sogar schwer", beschreibt Professor Holz. So bestünde die Gefahr, dass Patienten infolge der Sehbehinderung pflegebedürftig werden und weniger aktiv am Leben teilhaben oder gar vereinsamen.

Oft macht sich ein Glaukom erst bemerkbar, wenn der Sehnerv bereits dauerhaft beschädigt ist. "Das Tragische ist, dass die Erkrankung lange Zeit ohne spürbare Symptome verläuft und die Ausfälle nicht umkehrbar sind", sagt Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz und Vorstandsmitglied der Stiftung Auge. Aber die Augenheilkunde hält Therapiemöglichkeiten vor, mit denen das verbliebene Sehvermögen erhalten werden kann. Um langfristige Schäden zu verhindern, empfiehlt der Experte die Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt - insbesondere dann, wenn ein anderes Familienmitglied bereits betroffen ist. "Für eine gründliche Vorsorge sollte der Arzt regelmäßig den Augeninnendruck messen, den Sehnerv und bei Verdacht auf Glaukom auch das Gesichtsfeld untersuchen", sagt Professor Holz. Die Untersuchung ist schmerz- und nebenwirkungsfrei. Die Kosten für eine reine Vorsorgeuntersuchung muss der Patient in Deutschland selbst tragen. "Die Kassen erstatten diese sehr sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen des Sehnervs und des Augeninnendruckes bisher leider nicht", bedauert Professor Pfeiffer.


Quellen:

C. Wolfram, N. Pfeiffer, Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, München, September 2012
http://www.dog.org/wp-content/uploads/2013/03/DOG_Weissbuch_2012_fin.pdf

Abe, Ricardo Y. et al.: The Impact of Location of Progressive Visual Field Loss on Longitudinal Changes in Quality of Life of Patients with Glaucoma. Ophthalmology 2016; 123 (3); S. 552 - 557.
http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420%2815%2901268-3/abstract
http://dx.doi.org/10.1016/j.ophtha.2015.10.046


• Die Stiftung Auge ist eine unabhängige Institution. 2008 von der DOG gegründet, setzt sich die Stiftung Auge dafür ein, vermeidbare Erblindungen und schwere Seheinschränkungen zu bekämpfen. Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter www.stiftung-auge.de nachzulesen.

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Quelle:
Stiftung Auge
Pressemitteilung vom 07.06.2016
Pressestelle
Anna Julia Voormann, Sabrina Hartmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552, Fax: 0711 8931-984
E-Mail: hartmann@medizinkommunikation.org
Internet: www.stiftung-auge.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2016

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