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AUGEN/479: Muskeltraining für die Augen (Thieme)


Thieme Verlag - FZMedNews - 26. September 2018

Muskeltraining für die Augen


Ist die Sehkraft eingeschränkt, verordnet der Augenarzt häufig eine Brille. Training für die Augen und Physiotherapie dagegen kommen eher selten zum Einsatz. Dabei gibt es eine Fülle an Möglichkeiten, unsere Sehorgane mit einfachen Mitteln zu untersuchen und die okulare Funktion zu verbessern. Welche Übungen bei welchen Beschwerden helfen, erörtert ein Beitrag in der Fachzeitschrift „physiopraxis“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2018).

Sehen ist echte Muskelarbeit: Sechs Muskeln umgeben jedes Auge und bestimmen damit die Blickrichtung. Im Augeninneren sorgen weitere Muskeln dafür, dass wir bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gut sehen und den Blick auf wechselnde Entfernungen einstellen können. Sind die Augenmuskeln geschwächt, ist diese Anpassungsfähigkeit, auch Akkomodation genannt, eingeschränkt. Bei Fehlfunktionen der Augenmuskeln versucht der Körper unbewusst, die Defizite durch eine veränderte Kopf- und Nackenhaltung auszugleichen. Kopfschmerzen, Schwindel oder Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule sind die Folge. Beschwerden, die im Allgemeinen in Zusammenhang mit einer Problematik der Wirbelsäule gebracht werden und Patienten dann zum Physiotherapeuten führen.

Einen solchen Fall beschreiben Marisa Hoffmann und Daniela von Piekartz-Doppelhofer in der aktuellen Ausgabe der „physiopraxis“. Eine 42-jährigen Patientin klagte über häufige Kopfschmerzen. Bei Stress und langer Arbeit am PC verschlimmerten sich die Beschwerden. Eine frühere Behandlung der Halswirbelsäule hatte ihr zwar kurzfristig Erleichterung gebracht, aber keinen anhaltenden Effekt erzielen können. Ein spezielles Augenmuskeltraining linderte die Beschwerden der Patientin hingegen dauerhaft.

„Um Störungen der Okulomotorik zu erkennen, stehen Physiotherapeuten eine Reihe von Tests zur Verfügung“, erklären Hoffmann und von Piekartz-Doppelhofer. Beide arbeiten als Physiotherapeutinnen mit Schwerpunkt Kiefer-, Kopf- und Gesichtsschmerzen sowie Cranio-Fazialer Therapie. Der Abdeck-Test etwa, bei dem ein Objekt mit beiden Augen fixiert und dann ein Auge zugehalten wird, kann Schielfehlstellungen sichtbar machen. Andere Tests helfen dabei, Defizite bei Folgebewegungen, beim Pupillenreflex oder bei Akkomodations-Bewegungen zu entdecken.

Manche dieser Tests kann der Patient auch selbst zum Training nutzen. So zum Beispiel den „Perlenschnur-Test“ bei dem er Perlen, die sich in unterschiedlichen Abständen auf einer senkrecht zur Nase gehaltenen Schnur befinden, abwechselnd fixiert. Hierbei wird die Entfernungseinstellung der Augen getestet und zugleich trainiert.

Ob mit gezielten Übungen auch eine Weit- oder Kurzsichtigkeit therapiert oder vorgebeugt werden kann, ist umstritten. „Bei einer Fehlfunktion der Augenmuskulatur ist die Wirkung des Augentrainings jedoch gut belegt“, so die Expertinnen. Bei unklaren Ursachen für Kopf- oder Nackenschmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche solle daher neben der Halswirbelsäule und dem Gleichgewichts- und Stellungssinn immer auch die Funktion des okulomotorischen Systems untersucht werden.


M. Hoffmann und D. von Piekartz-Doppelhofer
Die Augen trainieren
physiopraxis 2018; 16 (9); S. 34–38

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Quelle:
FZMedNews - 26. September 2018
Thieme Verlagsgruppe
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2018

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