Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FACHMEDIZIN


NEUROLOGIE/871: Elektrische Hirnstimulation nach einem Schlaganfall (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 09.03.2016

Elektrische Hirnstimulation verbessert Denkleistung nach Schlaganfall


Düsseldorf/Berlin - Neurologen ist es gelungen, durch elektrische Reize am Kopf die Sprachfunktionen von Menschen mit einer Aphasie nach einem Schlaganfall zu verbessern. Für Patienten, die an einer solchen Sprachstörung leiden, ist eine mehrtägige Stimulation spezifischer Sprachzentren im Gehirn aussichtsreich, berichten deutsche Forscher in der Fachzeitschrift "Brain". Die Ergebnisse stellt Studienleiterin Professor Dr. med. Agnes Flöel auf einer Pressekonferenz am 17. März 2016 in Düsseldorf vor. Diese findet im Rahmen der 60. Wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) statt.

Jeder dritte Schlaganfall-Patient leidet an einer Sprachstörung, der sogenannten Aphasie. Auch mehr als ein Jahr nach dem Schlaganfall haben noch etwa 20 Prozent aller Patienten Probleme, fließend zu sprechen oder Sätze zu verstehen. "Bisherige Therapie-Ansätze sind bei chronischen Aphasie-Patienten nur mittelmäßig erfolgreich", berichtet Professor Flöel, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Charité Berlin. Sie forscht daher an einem neuen Ansatz, der nicht invasiven Hirnstimulation.

In ihrer kürzlich publizierten Studie hat sie 26 Schlaganfall-Patienten mit chronischer Aphasie über zwei Wochen mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) behandelt. Dabei leiteten die Ärzte einen schwachen elektrischen Strom durch den Schädelknochen in das Gehirn: "Wir konnten erstmals in einer doppelblinden Studie zeigen, dass die Gleichstromstimulation in Kombination mit Sprachtraining über einen Zeitraum von zwei Wochen die Sprachfunktion verbessert", so die DGKN-Expertin im Vorfeld der Pressekonferenz. Die Therapie verbesserte vor allem das Vermögen der Patienten, Gegenstände korrekt zu benennen. Die Betroffenen konnten aber auch Alltagssituationen, etwa beim Einkauf oder Arztgespräche anschließend leichter durchführen.

"Diese Studie ist ein Meilenstein in Richtung therapeutischer Einsatz der nicht invasiven Hirnstimulation bei Schlaganfallpatienten", kommentiert Professor Dr. med. Alfons Schnitzler, Kongress-Präsident der DGKN. Über die Ergebnisse ihrer Studie und darüber, welche neuen Chancen neurophysiologische Ansätze für Menschen mit Gedächtnisstörungen im Alter eröffnen, berichtet Professor Flöel bei der Kongress-Pressekonferenz der DGKN am 17. März 2016 in Düsseldorf.


Quelle:
Meinzer et al. "Electrical stimulation of the motor cortex enhances treatment outcome in post-stroke aphasia", Brain 2016, First published online: 16 February 2016, DOI:
http://dx.doi.org/10.1093/brain/aww002
http://brain.oxfordjournals.org/content/early/2016/02/16/brain.aww002

• Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution76

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 09.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang