Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

INNERE/1298: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen - Antibiotika zu Recht unter Verdacht? (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - 9. Januar 2012

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen - Antibiotika zu Recht unter Verdacht?


(9.1.2012) Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffen zunehmend Menschen bereits in immer jüngeren Lebensjahren. Es ist unstrittig, dass es genetische Faktoren gibt, die einen Einfluss auf die Entstehung dieser Krankheiten haben. Aber auch andere Faktoren können eine Rolle spielen.

Eine aktuelle Studie an der Uniklinik Kiel gibt jetzt erste Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Erkrankungen mit der Einnahme von Antibiotika geben könnte. "Die Ergebnisse aus den vorliegenden Untersuchungen an CED-Zwillingen erlauben noch keine endgültigen Aussagen über den Einfluss von Antibiotika auf die Krankheitsentwicklung", sagt Dr. Bernd Bokemeyer, der CED-Experte vom Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng), "aber sie stehen im Einklang mit dem immer wieder vermuteten Einfluss durch eine bestimmte Ernährung, der möglicherweise auf Lebensmittelzusätze wie Konservierungs-, Geschmacks- und Farbstoffe zurückzuführen sein könnte. Beide Situationen nähren den Verdacht, dass bestimmte Medikamente oder Nahrungsmittel in Einzelfällen unerwartete Effekte im Körper des Menschen auslösen können.

"Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen durchleben immer wieder Phasen, in denen ihre Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber spezialisierte Fachärzte können ihnen durch eine Unterdrückung der Entzündungsreaktion und eine Kontrolle der Symptome erhebliche Erleichterung und lange schubfreie Phasen verschaffen. Leider wird allerdings nach wie vor ein großer Teil der Betroffen nicht von diesen möglichen Maßnahmen erreicht. Die Patienten kommen erst spät oder gar nicht in die entsprechende fachärztliche Versorgung.

"Wir Ärzte haben ausgereifte Konzepte, die eine adäquate Versorgung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ermöglichen", so Dr. Bokemeyer. "Trotzdem ist die tatsächliche Versorgungssituation in Deutschland unbefriedigend." Der bng setzt sich in Zusammenarbeit mit dem Kompetenznetz CED für eine spezielle Betreuungspauschale ein, die dem erforderlichen Zeitaufwand für die spezialisierte Versorgung dieser Patienten gerecht wird. Qualifizierte Gastroenterologen vor Ort, die mit der Betreuung von CED-Patienten vertraut sind, können über die Arztsuche auf der Internet-Seite des bng (www.bng-gastro.de) aufgefunden werden.


Aktuelle Meldungen finden Sie auch im Internet unter:
www.bng-gastro.de


*


Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Holdergärten 13, 89081 Ulm
Telefon: 0700 / 26 42 64 26, Fax: 0731 / 70 54 711
E-Mail: kontakt@bng-gastro.de
Internet: www.bng-gastro.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2012