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AUGEN/314: Frühe Glaukom-Diagnose rettet Augenlicht (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - Dienstag, 27. April 2010

Frühe Glaukom-Diagnose rettet Augenlicht

Lebensqualität in Kosten-Nutzen-Rechnung berücksichtigen


München - In Deutschland leiden schätzungsweise eine Million Menschen an einem Glaukom. Die Erkrankung des Sehnervs kann bis zur Erblindung führen. Eine Heilung ist zwar nicht möglich, der Augenarzt kann ihr Fortschreiten jedoch aufhalten - und damit Sehvermögen erhalten und Lebensqualität bewahren. Dass es sich lohnt, gefährdete Bevölkerungsgruppen auf Anzeichen eines Glaukoms hin zu untersuchen, darauf weist jetzt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hin. Dabei sei es entscheidend, früh zu handeln, so die DOG. Sie bezieht sich dabei auf eine aktuelle Veröffentlichung zur Value-based Medicine (VBM) in der Behandlung des Glaukoms, die den Nutzen dieses Vorgehens darlegt.

Das Glaukom, im Volksmund auch Grüner Star genannt, ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für Erblindung. Angesichts einer alternden Bevölkerung dürfte die Zahl der Patienten in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. Meist beginnt die Erkrankung schleichend: Die Betroffenen bemerken lange Zeit nicht, dass es allmählich zu Ausfällen im Gesichtsfeld kommt. "Schäden am Sehnerv lassen sich meist nicht mehr beheben. Eine frühe Diagnose ist deshalb sehr wichtig", betont Professor Dr. med. Anselm Kampik, Generalsekretär der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik München. Eine rechtzeitig eingeleitete Therapie wende eine Verschlimmerung ab und rette vielen Patienten das Augenlicht.

Die sogenannte "Value-based Medicine" vergleicht die Kosten ärztlichen Handelns mit dem Nutzen für die Patienten - in der Regel in Form von mehr Lebenszeit oder -qualität. Anwenden lässt sich dieser Ansatz aber auch für Eingriffe, welche die Lebensqualität erhalten - wie etwa die Behandlung des Glaukoms. Dies stellt eine aktuelle Publikation zur VBM bei Glaukom von Dr. med. Christoph Hirneiß dar: "Das wichtigste Ziel der Glaukomtherapie ist es, Sehvermögen und damit Lebensqualität zu erhalten", sagt der Leiter der Glaukomambulanz an der Augenklinik der Ludwig-Maximilian Universität (LMU) München. Daher solle eine Kosten-Nutzen-Rechnung nicht nur die gewonnene, sondern auch die bewahrte Lebensqualität berücksichtigen, so Hirneiß.

Denn auch dieser Wert lässt sich mit verschiedenen Modellen berechnen, wie die DOG berichtet: Fragebögen belegen, dass die Lebensqualität von Glaukom-Patienten mit zunehmender Einschränkung des Gesichtsfeldes kontinuierlich abnimmt. Zwar belegen Untersuchungen auch, dass ein allgemeines Glaukom-Screening nicht kosteneffizient wäre. Aber es lohne sich durchaus, betont Professor Kampik, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen regelmäßig zu untersuchen - etwa ältere Menschen oder Personen, in deren Verwandtschaft Glaukome auftreten.

"Weitere gesundheitsökonomische Analysen müssen klären, bei welchen dieser Gruppen ein Glaukom-Screening kosteneffizient ist", sagt der Münchener Augenarzt. Derartige Analysen böten sich grundsätzlich auch für andere Augenerkrankungen an, etwa die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Denn auch bei der Therapie dieses Netzhautleidens geht es Augenärzten darum, verbliebene Sehkraft zu bewahren und ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.



Quelle:
C. Hirneiß, A. Kampik, A. S. Neubauer:
"Value-based medicine" bei Glaukom.
In: Der Ophthalmologe, März 2010, Vol. 107 (3): 223-227


Die DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 5.700 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, untersuchen und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.


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Quelle:
DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2010