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AUGEN/371: Glaukomfrüherkennung - Wissenslücken eingestehen (IQWiG)


Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - 20.09.2012

Glaukomfrüherkennung - Wissenslücken eingestehen

IQWiG tritt irreführenden Behauptungen der Deutschen Opthalmologischen Gesellschaft entgegen / Nutzen und Schaden der Früherkennung leider nicht gut untersucht



Aktuellen Presseberichten zufolge soll das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unsinnige und unethische Studien zum Nutzen der Glaukomfrüherkennung gefordert haben. Das Institut weist diese Behauptung als falsch zurück. Auf der IQWiG-Website veröffentlichte Informationen zum "Grünen Star" und seiner Früherkennung stellen vielmehr fest, dass Studien fehlen, aus denen sich zuverlässig ableiten lässt, für wen welche "Glaukomvorsorge" mehr Vor- als Nachteile hat.

In den vergangenen Tagen hatten Tageszeitungen eine Pressemitteilung der wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Augenheilkunde ungeprüft und unkommentiert übernommen. Sie enthielt die Behauptung, das IQWiG fordere, "dass zunächst durch Vergleich mit unbehandelten Glaukompatienten belegt werden müsse, dass (mit der 'Glaukomvorsorge') Erblindungen verhindert werden". Eine solche Forderung hat das Institut jedoch nie erhoben.

Studien mit "Glaukompatienten" wären unsinnig und unethisch

Früherkennungsuntersuchungen richten sich an Gesunde mit dem Ziel, eine Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und dann auch zu behandeln. Folgerichtig müssen Studien, die den Nutzen solcher Tests untersuchen, Probanden einschließen, bei denen die Erkrankung noch nicht diagnostiziert wurde.

Solche Studien erfassen dann nicht nur mögliche Vorteile, die sich durch das Erkennen und Behandeln für Erkrankte ergeben, sondern auch Nachteile für Gesunde, etwa weil die Tests falsche Ergebnisse liefern. Solche Studien sind auch nötig, um verschiedene Früherkennungsmodelle zu vergleichen, zum Beispiel für besonders gefährdete Personengruppen.

Früherkennungs-Studien mit "Glaukompatienten", also Menschen, bei denen ein Glaukom bereits diagnostiziert wurde, wären dagegen unsinnig. Sie wären überdies unethisch, wenn man den Patientinnen und Patienten, wie von der Fachgesellschaft unterstellt, die Behandlung verweigern würde ("unbehandelt").

Gute Nutzen-Studien fehlen

In den auf der Website Gesundheitsinformation.de veröffentlichten Texten zum Glaukom und seiner Früherkennung beschreibt das IQWiG vielmehr den Stand des Wissens und nennt dabei auch die bestehenden Wissenslücken. Dabei ist leider auch festzuhalten, dass Studien fehlen, aus denen sich zuverlässig ableiten lässt, für welche Gruppe von Menschen welche "Glaukomvorsorge" mehr Vorteile als Nachteile aufweist.

Zu derselben Schlussfolgerung kommen auch andere unabhängige nationale und internationale Institutionen und Wissenschaftlergruppen. Die IQWiG-Texte basieren auf eben diesen Quellen und werden auch jeweils benannt.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.iqwig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution906

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Dr. Anna-Sabine Ernst, 20.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2012