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CHIRURGIE/498: Narbenbildung verhindern - Wundkleber bei Kindern, Metallklammern am Kopf (DGCH)


Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) - 20. April 2015

Narbenbildung verhindern: Wundkleber bei Kindern, Metallklammern am Kopf

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
28. April bis 1. Mai 2015, München/ICM


München - Chirurgen stehen mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, eine Wunde zu schließen: mit Nahtmaterial, Klammern und sogar Klebstoff. Die Wahl des richtigen Mittels, aber auch der Nahttechnik erfordert dabei große chirurgische Erfahrung. Ziel ist stets der möglichst narbenfreie Wundverschluss, vor allem in der ästhetisch-plastischen Chirurgie. Welche Fortschritte es gibt und ob etwa Spinnenseide das Nahtmaterial der Zukunft sein könnte, diskutieren Experten auf dem 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

"Die Hautnaht ist die Handschrift des plastischen Chirurgen - die bleibende, möglichst dezente Erinnerung an eine gute Operation", betont Professor Dr. med. Peter M. Vogt, Präsident der DGCH und plastischer Chirurg. Dabei ist die Naht eine Wissenschaft für sich. "Der Arzt muss wählen zwischen verschiedenen Nahttechniken, Fadenstärken und Fadenelastizitäten - je nach Beschaffenheit der Wunde", erklärt Professor Dr. med. Jutta Liebau, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC).

So haben etwa selbst auflösende Fäden den Vorteil, dass ein schmerzhaftes Fädenziehen entfällt - sie sind daher besonders für Kinder geeignet. Dafür ist ihre Reißfestigkeit gegenüber nicht-resorbierbaren Fäden begrenzt. "Bei Wunden, deren Gewebe unter Spannung zusammengehalten wird - was in der Plastischen Chirurgie möglichst vermieden werden sollte - muss der Faden oft über lange Zeit hohe Ziehkräfte aushalten. Da stoßen resorbierbare oder dünne Fäden an ihre Grenzen", erläutert Liebau.

Der dünnste Faden, der Plastischen Chirurgen zur Verfügung steht, ist lediglich 0,001-0,009 Millimeter dick. Der dickste Faden misst 0,999 Millimeter Durchmesser. Um möglichst unauffällige Narben zu erzielen, ist es wichtig, die Verletzung der Haut zu minimieren. "Dabei spielt die Nadeldicke natürlich auch eine wichtige Rolle. Bei modernen 'atraumatischen' Nadeln muss kein Faden mehr eingefädelt werden, er entspringt direkt der Nadel", so Liebau.

Nicht nur das Material entscheidet über die Narbe, sondern ebenso die Nahttechnik. Der Chirurg muss entscheiden, welche Naht die größte Stabilität bietet und gleichzeitig ein Minimum an Spuren hinterlässt. Die "Intrakutannaht" etwa kommt mit nur zwei Einstichen aus, da der Faden direkt unter der Haut hin und her bewegt wird - ein sehr elegantes Verfahren. "Auch in Sachen Knoten muss sich ein Chirurg gut auskennen", betont Liebau. "Je nach Fadenart braucht man eine unterschiedliche Anzahl. Die Knoten müssen sehr gut halten, dürfen aber auch nicht zu fest zugezogen werden. Ansonsten kann der Faden die Narbenbildung stören."

Doch mittlerweile gibt es Alternativen im Wettlauf um die unauffälligsten Narben. Klammern aus Edelstahl werden mit speziellen Geräten ins Gewebe gedrückt und nach etwa zehn Tagen wieder entfernt. Was brachial aussieht, führt zu sehr feinen Narben. "Klammern werden gern im behaarten Kopfbereich zur Schonung der Haarfollikel eingesetzt", erläutert Expertin Liebau. Bei kleineren Wunden kommen auch Wundkleber in Frage. "Cyanoacrylate" werden zum Verschluss oberflächlicher Wunden im Gesicht, besonders bei Kindern genutzt. Mitunter können sogar kleine Klebestreifen ausreichen.


Weitere Infos zum Kongress:
www.chirurgie2015.de

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle DGCH
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711/89 31 552, Fax: 0711/89 31 567
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org
Internet: www.dgch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2015

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