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INNERE/1284: Primärer Hyperparathyreoidismus - Stein-, Bein- und Magenpein (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Dienstag, 26. Oktober 2010

Stein-, Bein- und Magenpein durch Überproduktion der Nebenschilddrüse


fzm - Dank eines Hormontests entdecken Ärzte Überproduktionen der Nebenschilddrüse häufiger als früher. Durch eine kleine Operation kann der "Verursacher", ein gutartiger Tumor, ohne Komplikationen und nachteilige Folgen für den Patienten beseitigt werden. Zwei Hormonexperten raten deshalb in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010) zu einer Behandlung, auch wenn die Hormonstörung noch nicht zu Beschwerden geführt hat.

Vier Hormondrüsen an der Rückseite der Schilddrüse bilden das Parathormon. Es steigert den Kalziumspiegel im Blut. Dies ist auf Dauer schädlich, denn das Kalzium wird den Knochen entzogen. Außerdem kann es zu Ablagerungen in den Nieren kommen. Auch Geschwüre im Magen gelten als eine mögliche Folge. Die frühere "Stein-, Bein- und Magenpein" ist jedoch selten geworden, berichten die Privatdozenten Dr. med. Marcus Quinkler und Dr. med. Manfred Ventz, Hormonexperten an der Berliner Charité. Zwar gehören Nierensteine und eine Verkalkung der Nieren zu den langfristigen Folgen des Parathormon-Überschusses. Der Zusammenhang mit Entzündungen der Magenschleimhaut oder auch der Bauchspeicheldrüse sei jedoch umstritten. Und ein Abbau des Knochens, so die Mediziner, werde heutzutage vermutlich durch die bessere Versorgung der Bevölkerung mit Vitamin D verhindert. Vitamin D stimuliert die Einlagerung von Kalzium und Phosphat im Knochen. Dadurch sinkt der Kalziumspiegel im Blut.

Seit 1987 kann ein Test das Parathormon im Blut nachweisen. Mit 21 Erkrankungen auf 100.000 Menschen gehört der "Hyperparathyreoidismus", so der Fachausdruck für die Überproduktion des Parathormons zu den häufigen Hormonstörungen. Experten sind sich heute einig, die Hormonstörung frühzeitig zu behandeln. Begründet wird dies zum einen mit den Allgemeinbeschwerden, die die Erkrankung auslösen kann. Dr. Quinkler und Dr. Ventz: Die Patienten klagen teilweise über Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung und depressive Verstimmungen, die sich nach einer Heilung bessern. Einige Experten befürchten auch negative Auswirkungen auf Herz und Kreislauf und damit eine Verkürzung der Lebenserwartung, was nach Einschätzung der Autoren allerdings nicht gesichert ist.

Für die Therapie spricht zum anderen, dass die Parathormonüberproduktion leicht beseitigt werden kann. In den meisten Fällen finden die Ärzte bei der Untersuchung einen gutartigen Tumor in einer der vier Nebenschilddrüsen. Ein Krebs ist dagegen sehr selten. Der Tumor kann durch eine Operation, die heute "minimal invasiv" als Schlüssellocheingriff möglich ist, entfernt werden. Dr. Quinkler und Dr. Ventz: Die Operation ist sicher, kostengünstig und mit sehr geringen Risiken behaftet. Die Option sollte deshalb mit jedem Patienten mit gesichertem Hyperparathyreoidismus besprochen werden, schreiben die Experten. Ein Erfolg stellt sich noch während der Operation ein. Da das Parathormon eine sehr kurze Halbwertzeit von wenigen Minuten hat, kann der Chirurg während der Operation prüfen, ob er den Tumor vollständig entfernt hat.


M. Ventz, M. Quinkler:
Primärer Hyperparathyreoidismus
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2010; 135 (41): S. 2024-2030


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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 26. Oktober 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2010