Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FAKTEN


FORSCHUNG/3414: Lymphoide Zellen des angeborenen Immunsystems sind lokale Abwehrzellen (idw)


Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 30.10.2015

Nachweis erbracht: Lymphoide Zellen des angeborenen Immunsystems sind lokale Abwehrzellen


Eine Gruppe von Lymphozyten, "Innate Lymphoid Cells" (ILCs), gelten als wichtige Akteure des angeborenen Immunsystems. Sie nehmen zentrale Aufgaben bei der Abwehr von Infektionserregern wahr. Im Gegensatz zu anderen Zellen des Immunsystems zirkulieren ILCs aber nicht kontinuierlich über den Blutkreislauf. Stattdessen handelt es sich bei ILCs um ortsständige Zellen, die sich in verschiedensten Geweben jeweils lokal vermehren und regenerieren. Zu dieser Forschungserkenntnis gelangte der Immunologe Dr. Georg Gasteiger vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz zusammen mit Wissenschaftlern des Memorial Sloan-Kettering Cancer Centers in New York.

Die Forscher konnten zeigen, dass sich neue ILCs zunächst lokal bilden und erst bei chronischen Prozessen der Nachschub aus den im Knochenmark ansässigen Vorläuferzellen erfolgt. Das jüngst in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlichte Forschungsergebnis ist ein bedeutender Schritt, um die Funktionsweise der Immunabwehr zu verstehen. Bisher war unklar, wo sich ILCs vermehren und regenerieren und wann und wie sie in die peripheren Gewebe gelangen. An diesem Punkt setzte Dr. Gasteiger zusammen mit der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Alexander Rudensky aus New York an. Die Immunologen zeigten, dass ILCs lokale in verschiedensten Geweben "sesshafte" Zellen sind. Sie unterscheiden sich von vielen anderen Zellen des Immunsystems, welche kontinuierlich durch das periphere Blut zirkulieren und zum Beispiel bei Entzündungen vermehrt in die betroffenen Gewebe einwandern. Gasteiger und Rudensky fanden heraus, dass ILCs als residente Zellen und somit quasi als fester Bestandteil der Organgewebe existieren und sich auch vor Ort regenerieren. Diese Beobachtungen legen nahe, dass ILCs in den verschiedenen Geweben hoch spezialisiert auf ihre Umgebung und ihre dortige Funktion sind. Überraschend für die Forscher war auch, dass ILCs sogar in Lymphknoten und der Milz, also in Organen, die kontinuierlich von Immunzellen durchwandert werden, sesshaft sind.

Liegt eine akute Infektion vor, vermehren sich die ILCs zunächst lokal. "Erst in der Heilungsphase einer Infektion, oder wenn das Immunsystem länger gefordert wird, scheint die Nachproduktion aus den Vorläuferzellen der ILCs, die im Knochenmark angesiedelt sind, zu erfolgen", sagt Dr. Georg Gasteiger. "Nun müssen wir herausfinden, wie sich die Zellen lokal regenerieren und wie sie von ihrer jeweiligen Umgebung geprägt werden", formuliert Gasteiger das nächste Forschungsziel.

• Über ILCs:
Erst vor wenigen Jahren identifizierten Wissenschaftler die Vielfalt lymphoider Zellen des angeborenen Immunsystems, so genannte "Innate Lymphoid Cells" (ILCs). Sie zählen zu den wichtigsten Waffen des körpereigenen Immunsystems. ILCs haben überdies wichtige Funktionen bei nicht-immunologischen Prozessen wie der Organhomöostase, also der Aufrechterhaltung des balancierten Funktionszustands lebenswichtiger Organe. Eine Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Direktor des Mainzer Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz und Sprecher des Forschungszentrums für Immuntherapie (FZI) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - entdeckte erst vor kurzem, dass sich Vorstufen der ILCs, so genannte "precursors", im Knochenmark befinden.


Publikation:
Tissue residency of innate lymphoid cells in lymphoid and non-lymphoid organs
Gasteiger G, Fan D, Dikyi S, Lee SY and Rudensky AY, Science. 2015 Oct 15. pii: aac9593.
http://www.sciencemag.org/content/early/2015/10/14/science.aac9593

Kontakt:

Dr. Georg Gasteiger
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Universitätsmedizin Mainz
E-Mail: gasteiger@uni-mainz.de

Univ.-Prof. Dr. Andreas Diefenbach
Direktor des Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
der Universitätsmedizin Mainz
E-Mail: diefenbach@uni-mainz.de

Doreen Nothmann
Wissenschaftliche Koordinatorin
Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI)
E-Mail: nothmann@uni-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1431

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Oliver Kreft, Pressereferent, 30.10.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang